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nach der österreichischen Occupation ist mit der Aufschliessung begonnen worden. Die neuen Arbeiten beziehen sich auf genaue Vermessungen des Landes und auf geologische Aufnahmen. Die letzteren haben zu einem ganz ansehnlichen Bergbau geführt. Auch auf forstwirthschaftlichem und hydrographischem Gebiete ist Vieles geleistet. Wegebau und Meliorationen haben ebenfalls Fortschritte bedeutender Art erfahren. Die Kenntniss der klimatischen Verhältnisse ist soweit gediehen, dass der Zusammenhang zwischen Klima und Bodengestaltung deutlich hat festgestellt werden. können. Endlich widmet man auch der Flora und Fauna Bosniens neuerdings erhöhte Aufmerksamkeit. Statistische Aufnahmen unterrichten bereits vortrefflich über die Bevölkerungsverhältnisse, deren geschichtliche Entwickelung zahlreiche volkskundliche Untersuchungen aufgeklärt haben. Im Lande selbst hat sich eine Gesellschaft arbeitsamer Gelehrter gebildet, welche die begonnene Arbeit mit Fleiss fortsetzen wird.

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In der Nachmittagssitzung, in welcher Professor Penck-Wien den Vorsitz führte, bildeten - die Anschauungsmittel im geographischen Unterricht den. Gegenstand der Verhandlung. Herr Prof. UmlauftWien sprach über „Das geographische Schulcabinet". Redner bedauerte das geringe Interesse, das noch immer auf vielen Schulen für die Errichtung eines solchen Cabinets vorhanden sei, obwohl von Herrn Dr. Schneider - Dresden und ihm wiederholt die Bedeutung desselben beleuchtet sei. Sodann schilderte er die auf seiner Schule befindliche Sammlung und zeigte zugleich, in welcher Weise dieselbe im Unterricht benutzt werde. Der Vortrag schliesst mit dem Antrage, dass eine Commission erwählt werden möge, welche des Näheren sich mit diesem Gegenstande beschäftigen und vor Allem ein Verzeichniss für die nothwendigsten Dinge aufstellen solle.

In dem zweiten Vortrage behandelte Herr Prof. Klar-Sternberg das Thema: „Das Relief als Unterrichtsbehelf". In dem geographischen Unterricht sei vor Allem auf das Erwecken klarer Anschauungen das Augenmerk zu richten. Dies wird erreicht durch die Anschauung der Gegenstände in der Natur selbst, sodann aber auch durch gute Nachbildungen. Unter letzteren sind die plastischen von besonderer Bedeutung und namentlich ist da das Relief im Unterricht fast unentbehrlich. Redner behandelt dann auf Grund eigener Erfahrungen die Art der Herstellung und

erörtert noch besonders eingehend die Frage, ob eine Ueberhöhung zulässig sei oder nicht. Er selbst hält eine geringe Ueberhöhung für zulässig.

Zum Schluss der Sitzung sprach Herr Bürgerschullehrer Poruba-Wien über: „Die Verwendung von Projectionsapparaten für den geographischen Unterricht". Mit dem Hinweis auf den Werth eines solchen Unterrichtsmittels verband der Redner eine Darstellung der Art und Weise, nach welcher der Lehrer mit den Projectionsapparaten zu arbeiten habe, und ging dabei auch auf die rein praktischen Fragen der Beleuchtung u. s. w. ein.

An die drei Vorträge schloss sich eine lebhafte Debatte an. Bestimmte Resolutionen wurden aber nicht gefasst.

Für die Vormittagssitzung am Freitag den 3. April war die Erforschung der Binnenseen als Berathungsgegenstand auf die Tagesordnung gesetzt. Der Vorsitzende Herr Professor Fischer-Marburg ertheilte zunächst Herrn Professor Richter-Graz das Wort. Derselbe sprach über: „Die Temperaturverhältnisse der österreichischen Alpenseen". Redner hat seit geraumer Zeit im Wörther See bei Klagenfurt Temperaturbeobachtungen vorgenommen, die zu neuen interessanten Ergebnissen geführt haben. Die Aenderung der Temperaturvertheilung im Wasser während des Jahres vollzieht sich in der Art, dass im Sommer oben das wärmere und unten das kältere, im Winter umgekehrt unten das wärmere und oben das kältere Wasser sich befindet. Mit Hülfe der bedeutend verbesserten Instrumente hat ferner eine bisher noch unbekannte Thatsache festgestellt werden können. Im Sommer ist nämlich die Abnahme der Temperatur nach der Tiefe keine allmähliche, sondern etwa bei 8, m unter der Oberfläche eine plötzliche. Redner bezeichnet die Stelle, innerhalb welcher sich der schnelle Uebergang von warm zu kalt vollzieht, als Sprungschicht der Temperatur. Die Ursache für diese eigenartige Erscheinung ist nicht in der directen Wirkung der Sonnenstrahlen während des Sommers, noch in dem Einfluss des Wellenschlages zu suchen, es ist vielmehr allein die nächtliche Abkühlung des Wassers, welche in Verbindung mit Convectionsströmungen eine solche Sprungschicht schafft. Bei der Untersuchung über das Verhältniss zwischen der Temperatur der Luft und des Wassers zeigte es sich, dass die Temperatur des Wassers an der Oberfläche das ganze Jahr hindurch höher liegt, als die der Luft; im Winter ist auch die mittlere Temperatur der gesammten Wassermasse höher. Ob ein klimatischer Gewinn für die Seeumgebung daraus entspringt, erscheint dem Redner noch zweifelhaft.

Herr Graf Zeppelin-Konstanz berichtete nun über: Die Erforschung des Bodensees". Die fünf Uferstaaten des Bodensees haben sich zu einer gemeinsamen Erforschung des Sees vereinigt. Zunächst soll auf Grund zahlreicher Lothungen eine neue Karte geschaffen werden (Maassstab 1: 50 000). Die bisherigen Tiefenmessungen haben schon manches wichtige Resultat gebracht. Die grösste Tiefe von 252 m liegt westlich von der Linie Rorschach-Friedrichshafen. Der Grund des Sees zeigt auf einer Fläche von 50 qkm im Gebiete der grössten Tiefe eine vollständig ebene Fläche. Interessant ist auch die Wahrnehmung, dass der Rheinstrom auf dem Grunde des Sees in einer Länge von 11 km von seiner Einmündung an eine deutliche Stromfurche gebildet hat. Weiter werden chemische Analysen des Seewassers, sowie Untersuchungen des Bodensatzes vorgenommen. Auch Messungen über das Eindringen des Lichtes gehören in das Programm der Bcdenseeforschung. Grossen Fleiss wird man ferner auf Temperaturbeobachtungen sowohl an der Oberfläche wie in der Tiefe verwenden. Als ein wichtiger Gegenstand der Forschung galten endlich die eigenartigen Schwankungen des Sees, am Genfer See, Seiches" genannt. Dieselben sind vielleicht die Ursache der erwähnten Ausebnung des Grundes. Die Erforschung des Bodensees hat aber erst begonnen; Redner vermochte darum auf die Ergebnisse derselben noch nicht näher einzugehen.

In der Besprechung, welche sich an die beiden Vorträge anschloss, wurde vornehmlich die Art der Aushebung von Grundproben erörtert.

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Nach einer kurzen Pause begann Herr Professor Brückner-Bern seinen Vortrag über Schwankungen der Seen und Meere". Jeder See zeigt im Laufe der Zeit Schwankungen, welche als das Resultat von Abfluss und Zufluss an Wasser sich ergeben. Zwischen abfliessenden und abflusslosen Seen zeigt sich in dieser Hinsicht ein grosser Unterschied. In ersteren bewirkt ein starker Zufluss eine weit geringere Erhebung des Wasserspiegels als in letzteren, wie die Verhältnisse im Kaspischen Meere und im Bodensee, welche der Redner eingehend erörterte, lehren. Auch in der Jahresperiode zeigen beide Seen verschiedenes Verhalten. In den abflusslosen Seen verspätet sich das Ansteigen des Wassers in Folge starken Zuflusses bedeutend. Es entstehen dadurch Deformirungen an der Seeoberfläche, und zwar besonders in der Nähe der Flussmündungen. Diese Schiefstellungen des Seespiegels werden zum Theil auch verursacht durch den Wind, durch Ungleichheit des Luftdruckes und bei Salzseen durch Wechsel des Salzgehaltes. Redner zeigt nun, wie die Schwankungen der Binnenseen im Laufe

längerer Zeiträume sich wiederholen und sich überall gleichsinnig vollziehen. Als Beispiele gelten Ostsee und Schwarzes Meer. An dem Kanal ist aber der Nachweis solcher Schwankungen ebenfalls gelungen, und zwar werden dieselben durch die Seine bewirkt. Aus diesen Wahrnehmungen kann man den Schluss ziehen, dass manche der vermeintlichen Hebungen und Senkungen des Landes auf derartige Schwankungen des Meeresspiegels zurückzuführen sind. Dass es aber gleichwohl auch Bewegungen des festen Landes geben muss, lehren die Pegelbeobachtungen an der Ostsee. Hier waltet zwischen dem Verhalten des Wasserstandes an der deutschen und dem an der schwedischen Küste eine grosse Verschiedenheit ob. Die schwedischen Pegel zeigen neben Schwankungen, welche sich den grossen klimatischen Perioden anpassen, noch eine dauernde Bewegung abwärts, die nur als eine Folge der Hebung des Landes aufgefasst werden kann, da die klimatischen und hydrostatischen Verhältnisse zur Erklärung nicht ausreichen. Damit ist ein deutlicher Beweis für das Vorhandensein tektonischer Hebungen erbracht. Zu ähnlichen Schlüssen kam Herr Dr. SiegerWien in seinem Vortrage: Niveauveränderungen an den skandinavischen Seen und Küsten." Redner hat an den Seen Schwedens und Norwegens die Frage zu entscheiden versucht, ob einmal überhaupt sich periodische Schwankungen in den Seespiegeln zeigen oder nicht, und weiter, ob aus den Bewegungen der Seen vielleicht auf Niveauveränderungen in dem festen Lande geschlossen werden kann. Während die erstere Frage leicht bejaht werden konnte, stellten sich der Beantwortung der zweiten Frage grosse Hindernisse in den Weg. Es wurden nun eingehend die Punkte erörtert, auf welche bei einer Untersuchung dieser Frage das Augenmerk zu richten sei, um zu sicheren Resultaten zu kommen. Obwohl Redner seine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen hat, glaubt er doch schon jetzt gegen Suess annehmen zu dürfen, dass Niveauveränderungen in Skandinavien vorhanden sind, welche nur als Hebungen des Landes erklärt werden können.

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In der Nachmittagssitzung, der letzten der Tagung, wurden zunächst geschäftliche Sachen erledigt. Professor v. Richthofen erstattete Bericht über die Thätigkeit der Nachtigal - Denkmal - Commission. Der Referent theilte mit, dass die Aufstellung der NachtigalBüste in Berlin in nächster Zeit erfolgen werde, dass aber die Verhandlungen mit dem Denkmalausschuss in Stendal nicht das gewünschte Ergebniss gehabt hätten und dieselben deshalb abgebrochen seien. Herr Hauptmann Kolm gab darauf Rechnungslegung über die letzten zwei Jahre. Die nun vollzogene Wahl

zum ständigen Ausschuss ergab eine Wiederwahl der früheren Herren. Die nächste Versammlung wurde auf das Jahr 1893 angesetzt und als Versammlungsort Stuttgart bestimmt. Endlich kam noch der von Prof. Kirchhoff-Halle im Auftrage der Centralcommission für deutsche Landeskunde gestellte Antrag auf Gründung einer Gesellschaft für deutsche Landeskunde zur Annahme.

Nach Erledigung dieser geschäftlichen Angelegenheit schritt man zum letzten Theil der Tagesordnung. Herr Dr. Oberhummer-München sprach über: „Die künftigen Aufgaben der historischen Geographie". Redner wendete sich zunächst gegen die Ansichten Prof. Gerlands in Strassburg, der aus der wissenschaftlichen Geographie den Menschen ganz gebannt wissen will. Die Geographie habe in hohem Grade sich auch mit politisch-historischen Fragen zu beschäftigen. Leider sei in letzter Zeit das historische Moment in der Forschung etwas zurückgetreten; Ritters Ideen seien vergessen. Denn auf dem Gebiete der historischen Geographie ist seit ihm kein Fortschritt zu verzeichnen. An Stelle der sogenannten politischen Geographie ist jetzt die Anthropogeographie getreten, die in vorzüglicher Weise durch Prof. Ratzel ausgebaut ist. Allein in dieser Anthropogeographie liegt besonders für jüngere Geographen eine Gefahr. Dieselbe führt zu leicht auf rein geistige Speculationen und vernachlässigt das Quellenstudium, welches für diesen Zweig der Geographie unentbehrlich ist.

Wie

in der Geschichte so muss auch hier eine kritische Methode der Quellenbearbeitung befolgt werden. Selbstverständlich ist bei allgemeinen Arbeiten ein solches Quellenstudium nicht zu verlangen, wohl aber bei allen Specialuntersuchungen, was Redner an einigen Beispielen erläutert. Jedenfalls sollte man der politischen Geographie wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Dass es auf diesem Gebiete nichts Beständiges gebe, sei kein Grund für ein völliges Abweisen desselben. Das historische Werden der Staaten muss auch von dem Geographen mit Interesse verfolgt werden. Ritters Bedeutung bestehe gerade darin, dass er die historische Geographie so wesentlich gefördert hat. Dem heutigen Geographen liege aber im Allgemeinen die alte Geographie fern. Die Werke von Nissen und Partsch bilden eine Ausnahme. Zum Schluss gab der Redner noch eine genaue Definition der historischen Geographie, welche nach seiner Meinung gesondert bleiben müsse von der physischen Geographie.

Gegen diese Ansicht wandte sich in der folgenden Besprechung des Vortrages Herr Prof. RichterGraz, indem er gerade die Nothwendigkeit einer

Abgeschlossen den 29. Februar 1892.

möglichst engen Verknüpfung beider Zweige der Geographie betonte.

Herr Prof. Steiner - Prag erhielt nunmehr das Wort zu seinem Vortrag: Ueber Photogrammetrie". Der Werth der Verwendung der Photographie zu topographischen Aufnahmen und Vermessungen liege darin, dass man Zeit erspare und dass man genaue, von Irrthümern freie Ergebnisse erhalte. An der Hand aufgestellter Apparate und Zeichnungen demonstrirte der Redner sodann eingehend die Art der Aufnahme, sowie die Methode der Verarbeitung des Beobachtungsmateriales.

Nachdem hiermit die Tagesordnung erledigt war, schloss der Vorsitzende Herr Ministerialrath Lorenz von Liburnau den IX. deutschen Geographentag in Wien.

Be

Für den Vormittag des 4. April waren sichtigungen der naturhistorischen Museen und anderer wissenschaftlicher Institute vorgesehen; am Nachmittag dagegen unternahmen die Theilnehmer des Geographentages einen Ausflug zu dem Kahlenberg.

Am Sonntag den 5. April schlossen sich Einige der Geographen einer Excursion nach dem Semmering an, während Andere der freundlichen Einladung der ungarischen Geographischen Gesellschaft nach Budapest folgten. Der Empfang, welcher diesen Herren in Budapest bereitet wurde, war ein glänzender. An diesen Besuch der Hauptstadt Ungarns schloss sich unter Leitung der Herren Bezirkshauptmann v. Sterneck und Oberbergrath Stache eine achttägige Reise in das Karstgebiet an, auf welcher Fiume, Pola und Triest die Hauptstationen bildeten. In Folge des freundlichen Entgegenkommens der Behörden und privater Gesell- der Societas Adriatica in Triest und der Sektion Küstenland des d. und ö. Alpenvereins sei hier besonders gedacht gestaltete sich diese Fahrt zu

schaften

einer ausserordentlich interessanten und lehrreichen.

Naturwissenschaftliche Wanderversamm

lungen.

Vom 14.-19. September 1892 findet in Brüssel der I. internationale Congress für Gynäkologie und Geburtshülfe statt.

Die 4. Abhandlung von Band 57 der Nova Acta: F. v. Dalwigk: Beiträge zur Theorie der Thetafunctionen von p Variablen. 512 Bogen Text. (Preis 2 Rmk.)

ist erschienen und durch die Buchhandlung von Wilh. Engelmann in Leipzig zu beziehen.

Druck vou E. Blochmann und Sohn in Dresden.

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Nr. 5-6.

März 1892.

Beiträge

Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Adjunktenwahl im 1. und 15. Kreise. Wahl eines Vorstandsmitgliedes der
Fachsektion (4) für Mineralogie und Geologie. Veränderung im Personalbestande der Akademie.
zur Kasse der Akademie. - Julius Wilhelm Ewald. Nekrolog. Ferdinand Roemer. Nekrolog. (Fortsetzung.)
Sonstige Mittheilungen: Eingegangene Schriften. Biographische Mittheilungen.
Die 2. Abhandlung von Band 58 der Nova Acta.

Wanderversammlungen.

Amtliche Mittheilungen.

Adjunktenwahl im 1. und 15. Kreise.

Naturwissenschaftliche

Nach Eingang der unterm 31. Januar 1892 erbetenen Vorschläge für die in Folge Hinscheidens der Herren Hofrath Professor Dr. Ernst Ritter von Brücke in Wien und Dr. Julius Ewald in Berlin nöthig gewordenen Neuwahlen je eines Adjunkten für den 1. und 15. Kreis sind unter dem 31. März d. J. an alle dem 1. resp. 15. Kreise angehörigen Mitglieder directe Wahlaufforderungen und Stimmzettel versandt. Sollte ein Mitglied diese Sendung nicht erhalten haben, so bitte ich, eine Nachsendung vom Bureau der Akademie (Berggasse Nr. 1) zu verlangen. Sämmtliche Wahlberechtigte ersuche ich, ihre Stimmen baldmöglichst, spätestens bis zum 20. April 1892 an meine Adresse (Paradeplatz Nr. 7) einsenden zu wollen.

Halle a. S. (Paradeplatz Nr. 7), den 31. März 1892.

Dr. H. Knoblauch.

Wahl eines Vorstandsmitgliedes der Fachsektion für Mineralogie und Geologie.

Nach Eingang der unterm 31. Januar 1892 erbetenen Vorschläge für die in Folge Hinscheidens des Herrn Geheimen Bergraths Professor Dr. Ferdinand Roemer in Breslau nöthig gewordenen Neuwahl eines Vorstandsmitgliedes der Fachsektion für Mineralogie und Geologie sind unter dem 31. März d. J. an alle dieser Sektion angehörigen stimmberechtigten Mitglieder directe Wahlaufforderungen und Stimmzettel versandt. Sollte ein Mitglied diese Sendung nicht erhalten haben, so bitte ich, eine Nachsendung vom Bureau der Akademie (Berggasse Nr. 1) zu verlangen. Sämmtliche Wahlberechtigte ersuche ich, ihre Stimmen baldmöglichst, spätestens bis zum 20. April 1892, an meine Adresse (Paradeplatz Nr. 7) einsenden zu wollen. Dr. H. Knoblauch.

Halle a. S. (Paradeplatz Nr. 7), den 31. März 1892.

Leop. XXVIII.

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Veränderungen im Personalbestande der Akademie.

Neu aufgenommenes Mitglied:

Nr. 2948. Am 11. März 1892: Herr Dr. Friedrich Rudolph Karl Ernst Koken, Professor der Mineralogie.
und Geologie und Director des mineralogischen Instituts an der Universität in Königsberg. -
Fünfzehnter Adjunktenkreis. -Fachsektion (4) für Mineralogie und Geologie.
Dr. H. Knoblauch.

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Ein Akademiker im vollen Sinne des Wortes legte am 11. December 1891 sein Haupt zur ewigen Ruhe nieder, nachdem er auf drei Menschenalter hatte herabsehen können: Julius Wilhelm Ewald, der Nestor der deutschen Geologen. Ungestört durch die wechsel vollen Ereignisse des neunzehnten Jahrhunderts, lebte er einzig seinen Studien und seiner Forschung. Geboren am 3. December 1811 in Berlin, in den Elementen unterwiesen auf dem alten Gymnasium zum grauen Kloster, war es ihm noch vergönnt, während seiner Studienzeit in Bonn und Berlin unter den Auspicien eines Alexander von Humboldt und Leopold von Buch in die Kenntniss der Gebiete der Geologie und Paläontologie eingeführt zu werden. Erst am 21. October 1837 gab er den Lernjahren den formellen Abschluss durch seine Promotion. Neben L. von Buch, mit welchem Ewald ausgedehnte Forschungsreisen in Deutschland und Frankreich unternahm, hat auch Chr. Ludwig Weiss auf ihn eingewirkt. Im Jahre 1848 gründete er im Verein mit seinem Freunde Beyrich und anderen Vertretern der Mineralogie und der ihr verwandten Wissenschaften die deutsche geologische Gesellschaft zu Berlin, deren Aufblühen in erster Linie auch seiner persönlichen Wirksamkeit als Mitglied des Vorstandes verdankt wurde. Im Geiste Leopold von Buch's auf den von diesem gewiesenen Bahnen weiterschreitend, hatte Ewald die Genugthuung, seine hohe wissenschaftliche Tüchtigkeit in dem Maasse anerkannt zu sehen, dass er an Stelle seines Lehrers nach dessen Tode 1853 von der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zum Mitgliede für das geologische Fach erwählt wurde. Am Leibniztage des folgenden Jahres hielt er dem Dahingeschiedenen die Gedächtnissrede. Aber wie er mit Forschungseifer und Gelehrsamkeit eine ausserordentliche Herzensgüte und Pietät verband, so begnügte er sich nicht mit jenem mehr äusserlichen Ausdruck seiner dankbaren Gesinnung. Nicht würdiger glaubte um mich der Worte zu bedienen, welche die Adresse der Berliner Akademie zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums im Jahre 1887 in den Sitzungsberichten (1887, II. S. 881) enthält den Erwartungen, welche die Akademie bei seiner Wahl gehegt hatte, entsprechen zu können, als indem er es alsbald für eine Ehrenpflicht hielt, dem Andenken seines grossen Vorgängers dadurch ein Denkmal zu setzen, dass er den Plan einer Gesammtausgabe seiner mehr als ein halbes Jahrhundert umfassenden litterarischen Schöpfungen entwarf und die Leitung des schwierigen und umfangreichen Unternehmens in die Hand nahm. Kein anderer Gelehrter hätte, gleich ihm das ganze Gebiet geologischer und paläontologischer Forschungen beherrschend, mit gleicher Ausdauer und liebevoller Pietät, mit gleicher Selbstverleugnung das grosse Werk zu Ende geführt. Die vier Bände starke Ausgabe, welche Ewald in Gemeinschaft mit Roth, Eck und Dames fertigstellte, erschien in den Jahren 1867 bis 1884. Ewald's eigenes Erstlingswerk (1837) führte den Titel:

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* Vergl. Leopoldina XXVII, 1891, p. 195, 206.

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