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1877 wurde daher als ein selbständiges Institut das ethnologische Bureau von der eigentlichen Landesaufnahme abgezweigt. Die anthropologischen Sammlungen flossen von Anfang an dem Museum des Generalarztes der Armee zu, welches ein Centrum der kraniologischen Forschung wurde. Das ethnologische Museum hat einen jährlichen Etat von 160 000 Mk., der im vergangenen Jahre auf 200 000 Mk. erhöht wurde. Dasselbe, unter Direction des Majors J. W. Powell, veröffentlichte jüngst eine Sprachenkarte Nordamerikas. Unter Dawson's Leitung wurden ähnliche Arbeiten in Canada angestrebt, zumal nachdem 1884 in Montreal die British Association tagte. Frau M. Newenway hat sich die Erforschung der Pueblos und Arizona und New Mexico zum Ziele ihrer Studien gesetzt. Die Sammlungen, welche von den RegierungsExpeditionen heimgebracht werden, fliessen dem Smithsonian Institute und dem National-Museum zu, in Canada dem Museum zu Ottawa. Der Mittelpunkt ethnologischer Interessen in Philadelphia ist Daniel G. Brinton, der auch durch seine Vorträge vor der Akademie und an der Universität von Pennsylvanien der Anthropologie den Boden bereitet. Das PeabodyMuseum für amerikanische Archäologie unter Direction von Putnam und im engen Zusammenhange mit der Harvard University in Cambridge erfreut sich lebhafter Unterstützung der Bürger Bostons. Hier ist zuerst vor einem Jahre Anthropologie als ein ganz selbstständiges Fach des Universitätsunterrichts anerkannt worden. Schon seit längerer Zeit lehrt Daniel Wilson die Anthropologie an der Universität in Toronto. Auch in Clark University in Worcester besteht ein anthropologischer Lehrstuhl, wo sich auch ein anthropologisches Laboratorium befindet. An der neuen Universität in Chicago soll ein Lehrstuhl der Anthropologie eingerichtet werden. Von Gesellschaften zur Förderung unserer Wissenschaft ist die anthropologische Gesellschaft von Washington, die Folk-Lore Society und die anthropologische Abtheilung der American Association for the Advancement of Science zu erwähnen. In Canada ist es die Royal Society und das Canadian Institut of Toronto. Gould und Baxter haben das gesammte Rekrutenmaterial aus dem Rebellionskriege zu ihren grundlegenden anthropometrischen Arbeiten benutzt. Das Army Medical Museum enthält das Material zu derartigen Forschungen. Neuerdings ist eine grössere anthropometrische Untersuchung der Indianer Nordamerikas für die Weltausstellung in Chicago unternommen worden. Anregung zu solchen Arbeiten ist auch neuerdings von den Physiologen und Turnern ausgegangen. Die Untersuchungen von Bowditch über das Wachsthum der

Schulkinder in Boston sind an anderen Orten wiederholt und erweitert worden. Die ethnologische Abtheilung der Weltausstellung in Chicago steht unter Leitung von Putnam, deren Programm einen bleibenden wissenschaftlichen Nutzen verspricht, und ist mit grossen Vorbereitungen zur Kenntniss des alten Centralamerika beschäftigt.

Herr Oberförster Sihler schildert die Entdeckung der Irpfelhöhle bei Giengen, deren Funde Dr. Eb. Fraas beschreibt. Sie lieferte Reste von Hyäne, Bär, Wolf, Fuchs und zahlreiche von Pferd, von Hirsch, Ren und auch von Mammuth und Nashorn. Nur geschlagene Feuersteine beweisen das Dasein des Menschen. Das Wasser hat ältere und jüngere Bewohner durcheinander gewühlt. Derselbe Redner stellte einige Reihengräberschädel vom Seelberge bei Cannstatt vor, WO auch Mammuthreste gefunden wurden. Wenn er meint, diesem Gräberfeld dürfte der Schädel von Cannstatt entnommen sein, so stimmt das nicht mit der ursprünglichen Angabe, dass er 1700 gegenüber der Uffkirche gefunden wurde, wobei das Reihengräberfeld nicht erwähnt wird, welches nach Hölder unterhalb der Mammuthschicht gelegen ist.

Waldeyer weist auf zwei Eigenthümlichkeiten des harten Gaumens hin, auf die doppelte spina nasalis post. Oft weichen die beiden horizontalen Platten des Gaumenbeins ganz auseinander, und der Oberkiefer betheiligt sich an der Bildung des hinteren Gaumenrandes. Wenn der mittlere Theil der Gaumenbeinplatten nach vorn vorspringt, so ist das eine steromorphe Bildung. Er spricht dann vom Torus palatinus, den Kupffer als eine Eigenthümlichkeit preussischer Schädel betrachtet hat, was Stieda in Abrede stellt. Nach Waldeyer kommt er häufig bei den Lappenschädeln vor, von 8 Lappenschädeln der Berliner Sammlung zeigen ihn 7. Unter 27 in Christiania haben ihn schwächer oder stärker 24. Kupffer machte darauf aufmerksam in dem Schädelkatalog von Königsberg, den er 1877 verfasste, der aber erst 1879 erschien er tadelt Lissauer, dass er ihm in der Veröffentlichung dieser Beobachtung in den Crania Prussiana 1878 zuvorgekommen sei, ohne seine Quelle zu nennen. Der Berichterstatter hat den Gaumenwulst schon 1874 in dem Schädelkatalog von Göttingen an zwei Lappenschädeln, Nr. 223 und 224, aber auch an zwei alten Gräberschädeln, Nr. 472 und 258, angeführt, ferner in Giessen an dem Schädel eines Russen, Nr. 22, sowie an Nr. 78 und 109, und an zwei Negern, Nr. 41 und 43, beobachtet; in meinem Katalog der Frankfurter Sammlung haben Nr. 96 und Nr. 220 den Gaumenwulst, beim letzten habe ich den lappischen Typus hervorgehoben; desgleichen an

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zwei Schädeln der Heidelberger Sammlung, Nr. 18 (299) und Nr. 9 (343). Ranke spricht über die einfache craniometrische Methode des Prof. Sergi in Rom, die er an 200 Schädeln aus Melanesien anwendet, die er in 11 Varietäten getrennt hat. Die typische Form ist relativ unabhängig von den Messungen und hauptsächlich durch die Schädelcapacität bedingt. Er nennt microcephal die Schädel unter 1150 ccm, megalocephal die über 1500 ccm Capacität, dazwischen liegen noch drei Typen. Virchow nennt macrocephal die Schädel bis 1200, Kephalonie die über 1600 ccm Capacitat; dazwischen liegt die Eurycephalie. Ranke sagt, dass von 7 weiblichen neubritannischen Schädeln der Münchener Sammlung 4 den microcephalen Sergi's entsprechen. Schon Virchow hat auf die Kleinheit. der weiblichen Schädel dieser Gegenden aufmerksam gemacht und ein Verhältniss 1000 zu 1763 angegeben. Kollmann weist auf die Nothwendigkeit eines einheitlichen Verfahrens in der Craniometrie hin und bemerkt, dass die Engländer noch wenig geneigt seien, die deutsche Horizontale anzunehmen. Dies rührt zum Theil daher, dass die Fixirung des Schädels in dieser Linie etwas schwierig ist, er schlägt vor, ein solches Instrument an die ausländischen Beobachter gratis zu überlassen. Er tadelt von Török, dass er die Maasse ins Ungemessene vermehren will. Virchow bestätigt, dass die Neubritanniaschädel die grösste Geschlechtsdifferenz in der Grösse zeigen, ein männlicher hat über 2000 ccm, ein weiblicher etwas über 700 ccm. Die Grösse der individuellen Variation hängt also nicht von der Civilisation ab, wie Duval behauptet. Auf den Andamanen und bei den afrikakanischen Zwergrassen kommen auch bei Männern so kleine Schädel vor, aber in Verbindung mit Kleinheit des Körpers. Virchow liefert dann einen Beitrag zur Frage nach dem Alter der arabischen Ziffern in Deutschland und der Schweiz. Er entdeckte an einem Bauernhaus bei Thun auf einem Thürbalken die Jahreszahl 1346 in arabischen Ziffern. Erst später gab man zu, dass die Zahl nicht 1546, sondern 1346 sei, aber der Zimmermann sollte sich in der Zahl 3 geirrt haben. Hier in Ulm ist nun ein Grabstein auf dem Kirchhof, der die Jahreszahl 1388 trägt. Auch Mehlis hat arabische Zahlen auf Inschriften nachgewiesen, die in das 13. Jahrhundert reichen.

Auch

ist in Ulm eine schon 1800 aufgefundene Console aus Kalkstein vorhanden, auf der die Zahl 1296 steht. Arnold theilt mit, dass arabische Ziffern sich in der Chronik des Hugo v. Lerchenfeld befinden, die grösstentheils am Ende des 12. Jahrhunderts geschrieben ist. Sie befindet sich in der Staatsbibliothek zu München. Nägele fügt hinzu, dass arabische Ziffern sich schon.

in einer Wiener Handschrift, dem sogenannten Salzburger Computus vom Jahre 1143, finden. In Württemberg möchte die älteste Zahl die auf einem Siegelstock des Gotfrid v. Hohenlohe in der Sammlung zu Neuenstein sein, nämlich 1237.

Franz Heger berichtet über die Hausforschung in Oesterreich. Es wurde dafür ein Comité eingesetzt, welches auch die Ortsanlage und Flureintheilung ver folgen soll. Dasselbe schickte Fragebogen aus. Bancalari in Linz hat im Ausland über das Bauernhaus berichtet, Meringer im XXI. Bande der Mittheilungen der Wiener Anthropologischen Gesellschaft. Romstorfer hat in einem Atlas die Typen in der Bukowina zusammengestellt. Major v. Tröltsch bezeichnet den Schutz der Alterthumsstätten als die dringendste Aufgabe unserer Gesellschaft und verlangt ihre genaue Aufnahme in die Katasterkarten, die in Bayern und Württemberg bei einem Maassstab von 1: 2500 dies gestatten. Hier kann jeder archäologische Punkt auf 1/2 bis 1 m genau in der Natur wieder aufgefunden werden, während bei einem Maassstab von 1:25 000 der Fehler beim Aufsuchen in der Natur 10-15 m betragen kann. Die Katasterkarten haben auch manche alte Flurnamen bewahrt. In den Flurkarten sollte man auch die Punkte angeben, an welche sich Sagen knüpfen. Da, wo man die Pfahlbauten bei Schussenried entdeckte, ging die Sage einer versunkenen Stadt. Für die Einzeichnung der verschiedenen Denkmäler empfiehlt er gewisse graphische Zeichen. In Württemberg ist im Sommer 1891 mit der Aufnahme der Oberämter Ehingen, Heidenheim und Besigheim begonnen worden. Es ergaben sich statt 210 Grabhügel, die man kannte, deren 862. Professor Miller, der die Aufnahme des Oberamts Ehingen geleitet, sagt, dass dies wohl deshalb so reich sei, weil es zum Donaugebiet gehöre; heute hat es nur 65 Einwohner auf 1 qkm. Es hat sich in vielen Fällen die Zusammengehörigkeit der vorgeschichtlichen Reste ergeben, der Grabhügel, Ringburgen, Trichtergruben, Wohnstätten, Hochäcker, Steinwälle und Terrassirungen. In der Markung Mundingen erkennt man die alten Hofanlagen und die Hochäcker, die ein Steinwall begrenzt. Wo jetzt geschlossene Ortschaften sind, waren einst Einzelhöfe über die ganze Markung verstreut. Pfizenmayer meint, dass manche Steinhügel nicht Gräber seien, indem man nur die auf dem Acker aufgelesenen Steine dort aufgehäuft habe, für Wohnstätten verlangt er fliessendes Wasser oder Cisternen. Miller erwidert, dass die meisten Hügel als Grabhügel unanfechtbar seien, Funde können in Einzelfällen übersehen werden. Nicht die Hügel, aber die Steinwälle sind vielfach dadurch entstanden, dass man

die Steine von den Feldern aufgelesen und an den Ackergrenzen zusammengelegt hat; das geschieht heute noch. Virchow zeigt zum Schlusse den Schädel aus der Bocksteinhöhle vor. Er schliesst seine Ausführung, nachdem er des Streites zwischen Schaaffhausen und v. Hölder gedacht, mit dem Satze, der Schädel hat übrigens eine ganz moderne Constitution an sich und der ganze Typus ist nicht geeignet, anzunehmen, dass die einstige Trägerin eine Mammuthmelkerin gewesen sei. Der Berichterstatter hat in seinem Berichte über diesen Schädel (vergl. Verh. d. Naturh. V. Bonn 1884, Sitzungsber. S. 224), der ihm zur Begutachtung von dem Ulmer Alterthumsverein nach Bonn geschickt war, denselben wohl mit einem bei Mammuthknochen im alten Neckargeröll gefundenen verglichen und ausdrücklich bemerkt, dass ihm die menschlichen Reste jünger zu sein schienen, als die in demselben Lehm liegenden Knochen quaternärer Thiere. Ich habe für den Bocksteiner Schädel ein hohes Alter in Anspruch genommen, während er nach v. Hölder nur 200 bis 300 Jahre alt sein sollte. Meine Deutung steht in völligem Einklange mit dem Fundberichte des Herrn Bürger, nach dem die Bestattung jedenfalls vor der römischen Zeit geschehen sein muss. Neues ist über den Schädel in Ulm nicht gesagt worden. Von der hockenden Lage des Skeletts und von der chemischen Untersuchung sprach Virchow gar nicht. Dass die Annäherung der Schläfenschuppe an das Stirnbein ein Hauptmoment sei, um den affenartigen Typus festzustellen, habe ich nirgendwo gesagt. Wenn Virchow für seine Behauptung Glauben finden will, so muss er den modernen Schädel zeigen, der so viele Merkmale roher Bildung an sich vereinigt, wie dieser.

Der Vorsitzende, Geh. Rath Waldeyer, sendet seitens der Versammlung einen Gruss an den internationalen Congress in Moskau und schliesst mit einem Dank an die Geschäftsführung die Verhandlungen. † Schaaffhausen.

Carl Heinrich Schellbach. Gedächtnissrede, gehalten in der Aula des Königlichen Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums am 29. October 1892 von Felix Müller, (Schluss.)

Diese Abhandlung bezeichnet zugleich den Höhepunkt der pädagogischen Wirksamkeit Schellbach's. Ihr folgte 21 Jahre später eine Schrift:,,Ueber die Zukunft der Mathematik an unseren Gymnasien" 25), welche, was Inhalt und Form betrifft, jener bedeutend nachsteht. Ihre Entstehung fiel in die Zeit, wo mit grösster Erbitterung der Kampf um die Priorität des

Gymnasiums oder der Realschule geführt wurde, ein Kampf, dessen Wogen sich glücklicher Weise heute geglättet haben. Die Freunde Schellbach's fürchteten nicht ohne Grund, dass diese Schrift in manchem Leser Missverständnisse über die Stellung Schellbach's zur Realschulfrage hervorrufen könnte. Schellbach lag es fern, zerstören zu wollen, was da gross und herrlich dasteht. Er dachte nicht daran, an den alten ehrwürdigen Säulen des Gymnasiums zu rütteln. „Wir wollen unseren Jünglingen nicht, wie Plato, den Tempel der Kunst verschliessen", so ruft er aus,,,wir wünschen nur, wir vermöchten ihnen den Tempel der Wissenschaft zu eröffnen. Die Mathematik soll gleichsam als zweiter Brennpunkt gelten in der Gymnasialbildung, neben den Sprachen. Vielleicht waren es herbe Kämpfe, welche in dem greisen Verfasser eine gewisse Erbitterung erzeugt hatten. Vielleicht war es der Schmerz darüber, dass das mathematische Seminar, seine grossartige Schöpfung, allmählich neueren pädagogischen Einrichtungen weichen sollte. Begreiflich ist der Schmerz des alten Schellbach; er trauerte darüber, dass man ihm seinen Tempel zerstörte. Wir alle seine Freunde und Verehrer trauerten mit ihm. Und wenn sich in diese Trauer des Greises die Erbitterung mischte, so wollen wir bedenken, dass kein Mensch ohne Fehl ist und dass auch Schellbach dem Irdischen seinen Tribut entrichtet hat.

Schellbach hatte ein weiches, fast kindliches Gemüth. Er war ein Mann von tiefer Religiosität. Er vermochte Keinem wehe zu thun. War einmal ein hartes Wort gegen einen Schüler, der ihm Verdruss bereitete, über seine Lippen gekommen, so suchte er den Gekränkten bald wieder zu versöhnen.

Seinen Schülern bewahrte er, selbst über ihre Schulzeit hinaus, seine wohlwollende Gesinnung. Mit besonderer Herzlichkeit aber nahm er sich derjenigen früheren Schüler an, welche, durch ihn begeistert, sich der Mathematik widmen wollten. Für sie war er immer zu sprechen, ihnen ertheilte er jederzeit bereitwilligst Rath bei ihren Studien. An ihn durften sie sich vertrauensvoll wenden, wenn sie beim Verständnisse der Vorlesungen auf Schwierigkeiten gestossen waren. Seine reiche Bibliothek stand ihnen jederzeit zur Verfügung. Unermüdlich besonders war er, konnte er ihnen in ihrem späteren Leben durch Empfehlungen behilflich sein.

Die Quelle der Wohlthat ist meist ein dankbares Herz. Noch im späteren Alter sprach Schellbach mit rührender Dankbarkeit von den guten Menschen, die ihm, dem Armen, in seiner Jugend beigestanden. Bald nachdem er in seinen Ruhestand getreten, be

nutzte der 84jährige Greis seine freien Stunden, um diejenigen, welche ihm jemals einen Gefallen erwiesen, persönlich aufzusuchen und ihnen noch einmal zu danken:,,Ich habe ein schweres Unrecht begangen", so sagte er,,,indem ich es unterlassen, denen, welche mich zu Dank verpflichtet haben, meinen Besuch zu machen. Aber mein Beruf nahm mich ganz in Anspruch; jetzt habe ich sogar erst Zeit, über mein Unrecht nachzudenken, das ich nun wieder gut machen möchte." Und so scheute er selbst weite Wege nicht, noch hohe Treppen, um diesem edlen Zuge seines Herzens zu folgen.

Ein Hauptcharakterzug Schellbach's war seine Bescheidenheit. Sein Vorbild war der grosse Newton, der am Abend seines Lebens von sich sagte: „Ich sammelte Muscheln am Uferrande, aber der grosse Ocean der Wahrheit lag unentdeckt vor mir." Diese herrlichen Worte hat uns der verehrte Lehrer ins Gedächtniss eingeprägt.

Man kann von ihm sagen, er war ein guter, ein edler Mensch, von echt christlicher Gesinnung. Sein ganzes Streben war darauf gerichtet, möglichst viele theilhaftig zu machen des Glückes, das die Wissenschaft gewährt. Ihm war das Leben der Mathematik Religion. Auch die geistig Armen sollten", wie er sich auszudrücken pflegte,,,Theil haben an dem

Himmelreich."

Daher fand er in allen Schichten der Gesellschaft, selbst in den höchsten Höhen, dankbare Schüler und Schülerinnen. Für die Liebe und Verehrung, welche er geerntet, legte die grosse Schaar Derer Zeugniss ab, die ihn auf seinem letzten Gange begleiteten. Hunderte von Leidtragenden näherten sich dem offenen Grabe des theuren Entschlafenen, um ihn betten zu helfen im Schoosse der Erde und ihm zuzurufen: Ruhe in Frieden!

Lassen wir unsere Rede ausklingen in den Gesang eines unserer Dichter, der selbst Schellbach's Schüler war. Bei der Kunde von dem Dahinscheiden des verehrten Lehrers erklangen die Worte 26):

,,Ob unausbleiblich auch verhallt sein Namen,
Keimt unbeschreiblich Frucht aus seinem Samen;
Späte Geschlechter ernten seiner Thaten
Reifende Saaten.

Preis Dir, Gerechter, auf des Dankes Psalter,
Der Du mit echter Treue als Verwalter
Gottes hienieden reiche Saat beschieden.
Ruhe in Frieden!"

Erläuterungen und Zusätze.

1) L. Wiese, Lebenserinnerungen und Amtserfahrungen. Berlin, Wiegandt & Grieben 1886. I. S. 219.

2) Berlin, Gebrüder Paetel 1890.

3) L. Wiese, l. c. I. S. 217-219. 4),,Die königlichen Observatorien für Astrophysik, Meteorologie und Geodasie bei Potsdam." Aus amtlichem Anlass herausgegeben von den betheiligten Directoren. Berlin, Mayer & Müller 1890.

5) Hermann Hankel, Die Entwickelung der Mathematik in den letzten Jahrhunderten. Vortrag, Tübingen 1869. S. 16. Dieser geistvolle Vortrag wurde für den mathematisch-historischen Hintergrund in unserer Rede mehrfach benutzt.

6) Verzeichniss der Schellbach'schen Abhandlungen in Crelle's Journal für die reine und angewandte Mathematik:

1. Ueber den Ausdruck = logi. XI. 404-406. 2. Ueber die Taylor'sche Reihe, nebst einer Anwendung auf die Zerlegung algebraischer Brüche. XI, 274-276.

3. Ueber die Zeichen der Mathematik. XII, 70-81; 148-166.

4. Ueber die Gauss'sche Formel zur näherungsweisen Berechnung eines bestimmten Integrals. XVI, 192-195.

5. Ueber das Integral der linearen DifferentialGleichungen höherer Ordnungen. XVI, 352--359.

6. Auflösung der Aufgaben 3, 4, 5 im vierten Heft des XV. Bandes. XVI, 360-362.

7. Ueber eine eigenthümliche Entwickelung der Sinus- und Cosinusreihen der Potenzen des Bogens. XVI, 363-365.

8. Ueber eine elementare Entwickelungsweise der einfachsten transcendenten Functionen. XVII, 321-330.

[blocks in formation]

14. Ueber die Bewegung eines Punktes auf der Oberfläche eines Ellipsoids. LIV, 390-387.

15. Construction der Bahn eines Punktes, der von einem festen Punkte nach dem Newton'schen Gesetze angezogen wird. LXXX, 194-203. 16. Eine geometrische Darstellung der Landenschen Transformation. XCI, 347-348. 7) Programm des königlichen Friedrich-WilhelmsGymnasiums zu Berlin.

den

8) K. H. Schellbach, die Lehre von elliptischen Integralen und den Thetafunctionen. Berlin, Georg Reimer 1864. VIII und 440 S.

9) Die Anwendungen (S. 296-440) betreffen die Oberfläche des Ellipsoids, die Oberfläche des schiefen Kegels, die geodätische Linie, das sphärische Pendel und die Drehung eines festen Körpers um einen festen Punkt.

10) Die von Schellbach in Poggendorff's resp. Wiedemann's Annalen veröffentlichten Abhandlungen sind folgende:

Ein Mittel, die Schwierigkeiten des Studiums der
Katoptrik und Dioptrik zu erleichtern. Pogg.
Ann. LXXVI, 606.
Eine Anwendung der Schwungkraft. Pogg. Ann.
XC, 472.
Akustische Abstossung und Anziehung. Pogg.
Ann. CXXXIX, 670 und CXL, 325 u. 495.
Apparat zur Ermittelung der Gesetze des Luft-
widerstandes. Pogg. Ann. CXLIII, 1.
Verallgemeinerung eines Attractionstheorems. Wied.
Ann. VII, 674-679.

(Mit E. E. Böhm.) Ueber mechanische Wirkungen
der Schallwellen. Wied. Ann. VII, 1-11.
(Mit E. E. Böhm.) Ueber die Brechung der Schall-
wellen. Wied. Ann. VIII, 645-648.
Das Minimum der Ablenkung eines Lichtstrahles im
Prisma. Wied. Ann. XIV, 367.

11) Der Herausgeber dieser Zeitschrift, Fritz Poske, hat im Jahrgang V, S. 301-303 (August 1892) Schellbach einen warm empfundenen und pietätvollen Nachruf gewidmet. Die Beiträge, welche Schellbach der ,,Zeitschrift für den physikalischen und chemischen Unterricht" geliefert hat, sind folgende: Beiträge zur geometrischen Optik. I, 185-193 und 239-250.

Ein Schulversuch über Absorption und Emission des Lichtes. II, 82-83.

Der Gang der Lichtstrahlen in einer Glaskugel. II, 135.

Die Wirkung der Schwungkraft auf der Erdkugel. II, 177-178.

Ueber eine unbekannte Eigenschaft der Convexlinsen. II, 291-292.

Beiträge zur geometrischen Optik. (Neue Folge.)

III, 12--17.

Ueber die Anziehung einer homogenen Kugeloberfläche auf einen äusseren Punkt nach dem Newton'schen Gesetze. III, 74-76.

Der Weg eines Lichtstrahles durch eine Linse.
IV, 129-133.

12) Darstellende Optik von F. Engel und K. Schellbach. Nebst 21 Kupfertafeln. 2. Aufl. Halle, H. W. Schmidt. 1861. 58 S.

13) Eine kurze Geschichte der Entstehung dieses Seminars und ein Verzeichniss der Mitglieder desselben während der ersten 25 Jahre seines Bestehens enthält die Jubiläumsschrift von Felix Müller: Chronik des von dem Herrn Professor Schellbach geleiteten mathematisch-pädagogischen Seminars 1855 bis 1880. Berlin, Buchdruckerei von Kerskes & Hohmann. 1880. 24 S.

14) Rudolf Virchow, Lernen und Forschen. Rede beim Antritt des Rectorates an der Friedrich Wilhelm-Universität zu Berlin, gehalten am 15. October 1892. Berlin, A. Hirschwald. 1892. S. 22. 15) Schellbach, Sechzig Jahre aus Müh' und Arbeit. S. 6.

16) Schellbach, Ueber den Inhalt und die Bedeutung des mathematischen und physikalischen Unterrichtes auf unseren Gymnasien. Programm des Königlichen Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums. Berlin 1866. S. 21.

17) Siehe Felix Müller, Chronik des mathematisch-pädagogischen Seminars. S. 7 u. f.

18) Rudolf Friedrich Alfred Clebsch (geb. 10. Januar 1833, gest. 7. Januar 1872) wurde im Herbst 1868 Professor in Göttingen.

19) F. G. Mehler, Hauptsätze der ElementarMathematik zum Gebrauche an Gymnasien und Realgymnasien. Mit einem Vorworte von Dr. Schellbach. Berlin, Georg Reimer, 1. Auflage 1859, 17. Auflage 1892. 212 S.

20) K. H. Schellbach, Neue Elemente der Mechanik, dargestellt und bearbeitet von G. Arendt. Berlin, Georg Reimer, 1860. XII u. 292 S.

21) K. H. Schellbach, Mathematische Lehrstunden. Aufgaben aus der Lehre vom Grössten und Kleinsten. Bearbeitet und herausgegeben von A. Bode und E. Fischer. Berlin, Georg Reimer, 1860. 154 S.

22) K. H. Schellbach, Sammlung und Auflösung mathematischer Aufgaben. Unter Mitwirkung des Dr. H. Lieber. Bearbeitet und herausgegeben von E. Fischer. Berlin, Georg Reimer. 1863. 237 S. Die Sammlung enthält in der ersten Abtheilung quadratische Gleichungen, in der zweiten Aufgaben aus der ebenen Geometrie, der Stereometrie, der sphärischen Trigonometrie, aus der angewandten Geometrie und Astronomie und aus der Mechanik und Physik.

23) Siehe die unter 13) angeführte Chronik. S. 7. 24) Siehe oben 16).

25) K. H. Schellbach, Ueber die Zukunft der Mathematik an unseren Gymnasien. Berlin, Georg Reimer, 1887. 30 S.

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