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Schreier, Müller, Koch, Weiss, Fuchs,
Kriegener und Grosscort,

um wegen der Beobachtungen vernommen zu werden, welche dieselben am Morgen des 20. Juli auf der tiefen, schiffbaren Wasserstrecke gemacht haben wollten während desjenigen Gewitters, welches das oben erwähnte Müllersche Haus beschädigte.

Ferner war auf Veranlassung des Obersteigers Kunst erschienen und wurde vernommen C. Weigert I., welcher während des Ereignisses sich ebenfalls auf der tiefen Wasserstrecke, nahe dem ElisabethSchachte) befand und nach seiner Aussage ganz besonders durch den Blitzschlag gelitten haben wollte.

Von den erwähnten Bergleuten wurden Schreier, Müller und Weigert I, und zwar ein Jeder ohne Beisein des Anderen, eingehend vernommen und nach der Vernehmung von den noch nicht vernommenen Kameraden ferngehalten.

Kriegener hatte mir schon am 22. Juli seine Erlebnisse mit lebhaften Worten geschildert.

Weiss, Fuchs und Grosscort wurden summarisch befragt. Ihre Antworten lieferten im Wesentlichen nicht viel Neues.

Die in folgender Tabelle angeführten 45 Fragen. wurden einem jeden der einzeln vernommenen Bergleute vorgelegt, um aus etwa gleichen Sinn gebenden Antworten eine möglichst grosse Annäherung an den wahren Thatbestand herzuleiten. Die Aeusserungen der Bergleute sind thunlichst wörtlich wiedergegeben.

Die zu Protocoll genommenen Aeusserungen der Bergleute:
Schreier
Hermann Müller

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Weigert I.)

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Zwischen Herzog Georg Wil-Beim Charlotter Querschlage. 2 Schiffslängen von der Marie helm und Charlotte (Char

lotter Gewölbe).

1) Der Elisabeth-Schacht ist am 10. Juli 1885 verstürzt.

weg. Die Kameraden hatten noch nichts gespürt.

2) Horizontal gemessen liegt der Elisabeth-Schacht etwa 2000 m von dem Müllerschen Hause entfernt.

3) Dass Weigert I. in einer anderen Abtheilung Schiffer und näher dem Marien-Schachte sich befand, als

Schreier und Müller, erklärt seine abweichenden Antworten. (Siehe auch Seite 99.)

Fragen.

Die zu Protocoll genommenen Aeusserungen der Bergleute:
Schreier
Hermann Müller

5) Wie weit waren dieselben Etwa 10 m auseinander.
etwa von einander ent-
fernt?

6) Wann erfolgte der hef-245.

tigste Schlag?

7) Wo waren

Eine Schiffslänge.

245

Weigert I. Eine Schiffslänge.

245

die Schiffer Unter dem Charlotter Quer- 6 Minuten von dem Charlotter Unter der Elisabeth. etwa um diese Zeit?

schlage.

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Querschlage entfernt (nach
ungefährer Schätzung).

M. auch nicht.

Als W. wieder zu Athem kam, hat er nach der Uhr gesehen.

Haben sich nicht wegen Zeit Nein.
und Ort gestritten.

In beiden Armen:,,Der Blitz
ist zu der Hand rein- und an
den Ellbogen wieder raus-
gegangen".
Lähmung.

In den Fingern kein Gefühl,
nur fühlte sich das Ruder-
seil über und über heiss an.
Keins.

Eigenthümliche Wärme:
,,Füsse dick und wie wenn
das Bein eingeschlafen ist". Keins.

Keins.

In der Brust und in den Knieen:,,In der Wad ist er (der Blitz) stecken geblieben".

W. ist zusammengezogen und hat auf den Knieen gelegen. Die anderen weinten und lachten.

In den Händen nichts verspürt.

Vom Handgelenk ist der
Schlag ausgegangen.
Weigerts Brust ist jetzt noch
krank von dem starken
Zusammendrücken.

Besonders in den Knieen.

Bewusstsein war weg. Arbeits- Bewusstsein verloren, ,wie,,Ja!" wir schrien „Au".

unfähig.

17) Welcher von den Schiffern Fuchs hat geweint.

hat voraussichtlich

die

stärkste Wirkung erfahren?

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wenn man gegen einen An- Mordskandal auf den Was-
deren heftig anläuft und"
einen festen Stoss bekömmt".

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Schreier nicht. Aber das Essen,,Nur Schreck und Angst, bis
hat ihm nicht geschmeckt.

man fragen kann, ob nichts
passirt ist".

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sern.,,Ein Schrei, was aus dem Hals raus wollte".

Blümer soll noch stärker als
W. I. gelitten haben.

Weigert und Frick wollen

2 Funken am Ruderseil gesehen haben.

Am Ruderseil.

Nein.

Geruch wahrgenommen?

Fragen.

Die zu Protocoll genommenen Aeusserungen der Bergleute:
Schreier
Hermann Müller

Weigert I.

25) Wurden Windstösse wahr- Windschübe stossweise vom Vor dem Schlage kamen Stösse. Sturm kam vom Wilhelm her, genommen und standen Ottiliae-Schachte her. (?)

dieselben wohl mit den verspürten Schlägen in irgend welchem Zusammenhange?

26) Woher kamen die Stösse? 27) Wie lange wurde aus

Furcht vor einem abermaligen Schlage das Zugseil (Ruderseil) unberührt gelassen?

Gut 30 Minuten. Schreier will
gesagt haben: „es sind jetzt
3 Stunden her, nun wird es
sich gelegt haben, wir wollen
'mal wieder zugreifen“.

28) Wurde bei der Berührung Nein.
mit den (Seiten-)Wänden
der Strecke irgend eine
Wirkung verspürt?

29) Kamen die Schläge nur
vom Ruderseile her?

30) Richtete sich wohl die

Stärke der Empfindung nach der Stärke, mit welcher das Ruderseil umfasst wurde?

31) Wann ist der letzte Schlag verspürt oder eine Wirkung wahrgenommen, welche auf Fortdauer des Gewitters hätte schliessen lassen?

„Vom Seil in die Hände bis
zu den Füssen raus". Die
Händ fielen vom Seil her-
unter.

3 Schläge. Der erste,,Mukerts",

wie wenn man sich an den
Ellenbogen stösst. Das Seil
wurde nicht fest angefasst.
Dagegen an dem Charlotter
Gewölbe, wo die Schiffe ge-
wendet werden, wird am
stärksten ans Seil gefasst.
Hier war der Schlag am
stärksten.2)

Vom Ottiliae-Schachte her.
30 Minuten.

Vom Seile her. Von den Wän-
den keine Spur wahrge-
nommen. Wirkung nur vom
Seile.

Kann nicht gesagt werden.

Die beiden letzten: Gross-
cort und Kriegener, haben
nach dem Schlage fortwäh-
rend gezogen, aber nichts
weiter bemerkt.

letzte.

also auch vom OttiliaeSchachte.')

5 bis 6 Minuten.

Nur vom Seile her. Von den
Wänden nicht gemerkt.
W. I. hat schon seit 10
Jahren vom Seile kom-
mende Schläge verspürt.

keiner mehr verspürt, obgleich die Hände am Seil gehalten wurden.

Der stärkste Schlag war der Der stärkste Schlag war der Nach dem harten Schlage ist
letzte. Kriegener soll das
Seil berührt haben, während
die anderen an den Wänden
entlang arbeiteten, soll aber
nach Schreiers Aussage kei-
nen Schlag nach dem stärk-
sten verspürt haben.

32) Ist das Ruderseil (Draht-Ist wohl nur noch Theer in Frei von Theer.
seil) stellenweise frei von den Litzen.

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Frei von Theer.

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Das Seil wurde nicht wär-
mer, aber es war recht
nass an der Stelle, wo die
Schläge kamen.
Nass. (Weigert war ober-
halb der Charlotte.)

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2) Das Charlotter Gewölbe liegt etwa unter dem Müllerschen Hause, welches der Blitz verheert hatte.

3) D. h. zwischen dem Königin Marien-Schachte und Königin Charlotten-Schachte.

4) D. h. zwischen dem Königin Charlotten-Schachte und dem Ottiliae-Schachte.

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42) Von wem wurde die Vom Vorarbeiter Wilhelm Vom Vorarbeiter Wilhelm Nachricht gebracht?

Löwe.

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Die ausser diesen in knapper Form gestellten Fragen, bezw. gemachten Aeusserungen der Bergleute für nothwendig gehaltenen Nebenfragen und Erläuterungen sind nicht mit in obiges Protocoll aufgenommen.

Die Vernehmung der Bergleute hat, wie aus den obigen Protocollen in der Hauptsache hervorgeht, Folgendes ergeben:

Die Schiffer wollen schon früher bei oberirdischen Gewittern von dem eisernen Ruderseile der tiefen Wasserstrecke ausgehende Schläge verspürt haben. In Folge dessen sei wohl auch schon früher mehrfach von dem Einflusse des Gewitters, insbesondere auf jenes Ruderseil, die Rede gewesen.

Ueber das Gewitter am Morgen des 20. Juli 1881 sei während der Arbeit, also während des Ziehens der Boote, nicht eher geredet, als bis die Schläge erfolgten.

Dagegen hätten die Schiffer schon vom Gaipel aus, also vor der 1 Uhr Morgens angetretenen Einfahrt, Blitze ohne Donner" (Wetterleuchten) wahr

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1) Verfasser hat sich durch eine spätere Besichtigung überzeugt, dass eine derartige Verbindung nicht vorhanden ist.

Löwe.

Löwe sagte, es hätte eingeschlagen, und es wäre ein so fürchterlicher Schlag gewesen, wie er ihn noch nicht gehört hätte.

"

genommen, und einige, unter anderen Weigert I., daraus geschlossen, dass das Wetter sich abkühle und kein Gewitter kommen würde. Andere, z. B. Koch, dagegen hätten geäussert, es würde ein Gewitter geben.

Als nun um 230 Morgens die etwa eine Schiffslänge (10 m) von einander entfernten Schiffer den ersten Schlag verspürten, hätten sie sich zwischen dem Herzog Georg Wilhelm 1) und der Königin Charlotte, bei dem sogenannten Charlotter Gewölbe 2), und von vorn ab gerechnet in der Reihenfolge: Müller, Weiss, Koch, Fuchs, Schreier, Kriegener und Grosscort befunden.

Auch stimmten alle Vernommenen darin überein, dass der heftigste und an dem Tage überhaupt zuletzt verspürte Schlag um 245 erfolgte und dass sie (die Schiffer) in dem Augenblicke etwa 6 Minuten“ vom Charlotter Querschlage entfernt gewesen seien. Dass die Schiffer die Zeit auf Minuten genau angaben, kann nicht befremden, da dieselben, nach des Obersteigers

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1) In dessen Schacht sie eingefahren waren.

2) Das Charlotter Gewölbe liegt etwa unter dem vom Blitze getroffenen Müllerschen Hause.

Kunst Aussage, zu einer genau bestimmten Zeit nicht nur an dem Entladeplatze (Ottiliae-Schachte) ankommen müssen, sondern auch an gewissen, ausgeweiteten Stellen der Strecke einzutreffen haben, damit ihnen hier die auf dem Rückwege begriffenen leeren Boote ausweichen können.

Der für das Müllersche Haus verhängnissvolle Blitzschlag ist, wie mit Sicherheit sich feststellen liess, zwischen 245 und 3 Uhr Morgens erfolgt. Wir sahen oben, dass die richtig gehende, einem Bergmanne in dem Müllerschen Hause gehörige Pendeluhr, nach welcher der Eigenthümer seine Anfahrzeit bestimmte, in Folge des Blitzschlages um 250 stehen geblieben war. Nach meiner Uhr war der Schlag unmittelbar nach 245 erfolgt.

Das Müllersche Haus soll (wie späterhin festgestellt wurde) etwa über derjenigen Stelle der tiefen Wasserstrecke liegen, an welcher die Schiffer den heftigsten Schlag empfunden haben wollen.

Der Hausbesitzer Müller und der Schiffer Müller sind (beiläufig gesagt) zwei verschiedene Personen.

Da der Besitzer der stehen gebliebenen Uhr in demselben Reviere (Burgstätter Revier) arbeitet als die Schiffer, so ist mit ziemlicher Sicherheit vorauszusetzen, dass die beiderseitigen Uhren nahezu auf gleiche Zeit eingestellt waren. Und wenn in der That oberirdische elektrische Ausgleichungen unterirdische Wirkungen veranlassen sollten 1), so musste der wahrhaft grossartige Blitzschlag, welcher nicht allein den einen Schornstein zerstörte, mehrere Sparren zerfaserte und in noch anderer Weise seine Stärke bekundete, besonders seinen Einfluss auf die unter dem getroffenen Hause liegenden Theile des Erdkörpers geltend machen.

Eine Einwirkung eines Blitzschlages auf eine Tiefe von 365 m unter Tage, wie solche hier vorliegt, möchte allerdings einzig in ihrer Art dastehen.

Von alten Schiffern ist mir zu wiederholten Malen auf mein Nachforschen mit aller Bestimmtheit versichert, dass sie schon in ganz früher Zeit auf der tiefen Wasserstrecke „Blitzschläge" wahrgenommen hätten, längst bevor der Ottiliae-Schacht und dessen Förderthurm vorhanden war. Ein Grund aber, weshalb solche alten Leute noch unnütze Lügereien in die Welt setzen wollten, ist durchaus nicht vorhanden.

Doch kehren wir zur Gegenwart zurück. Mit dem Schlage hätten sämmtliche Schiffer „ „furchtbar aufgeschrieen". Die meisten hätten geweint und gejammert, einer (Kriegener), der den Schlag auch bekam, dagegen gelacht und spottend seinem Vordermanne (Schreier) zugerufen: mer sollte sich ja

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1) Siehe auch Anmerkung zu Seite 89.

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fürchten, weshalb schreist du denn su?" Die Wirkung des Schlages auf den Körper war demnach nicht bei allen Schiffern dieselbe. Müller, auf dessen schlichte ruhige Aussage (auch nach Urtheil der Bergbeamten) Gewicht zu legen ist, hat besonders in den Armen den Schlag empfunden: der Blitz ist in der Hand rein- und an den Ellbogen wieder rausgegangen!“ Dem Müller war es, ,wie wenn man mit aller Gewalt gegen einen Anderen anläuft, und dabei einen starken Stoss bekommt". Nach Rückkehr des Bewusstseins habe er zu seinen Kameraden gesagt: „Ich fass' jetzt net wieder an (das Seil), mer wollen einen Augenblick halten“. Koch hat ihn über und über im Körper gefühlt; er ist in die Hände rein-, durch die Arme nach der Brust und zu den Füssen wieder raus gegangen!" Schreier äussert, dass es bei den beiden ersten Muckerts (Erschütterungen) ihm gewesen sei, als ob man sich an den Ellenbogen stosse; dagegen bei dem dritten starken Schlage habe er in den Füssen das Gefühl gehabt, wie wenn sie eingeschlafen“ und „dick geworden" seien". Auch will Schreier in diesem Augenblicke eine Hellniss" gesehen haben; konnte aber die Stelle nicht angeben, von welcher das Aufleuchten ausging, weil er zu betäubt gewesen wäre und weil es ausserdem seine Gewohnheit sei, beim Rudern (Ziehen am Seile) nur auf sein Licht und auf die Wasser zu sehen, ohne sich um andere Gegenstände zu kümmern. Kriegener (der Hintermann Schreiers) will auch einen hellen Schein, so weit die tiefe Wasserstrecke sichtbar gewesen sei, gesehen haben. Da die anderen Schiffer, auch der vorderste (Müller), gar keine besonderen Lichterscheinungen bemerkt haben, so möchte die angebliche Wahrnehmung Schreiers und Kriegeners auf eine subjective Empfindung oder aber auch auf das plötzliche Aufflackern eines Grubenlichtes zurückzuführen sein.

Die Wahrnehmung aller Schiffer, dass während der Zeit, in welcher die Schläge erfolgten, heftige

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