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einen unterirdischen elektrischen Ausgleich (so zu sagen auf ein unterirdisches Gewitter) zurückzuführen sein? Bei sämmtlichen Schiffern bestand darin Uebereinstimmung, dass ihnen die Hände vom Seile heruntergeschlagen wären" und im Uebrigen die Wirkung mehr in einer plötzlichen Lähmung als in einer krampfartigen Zusammenziehung der Glieder (Muskeln) bestanden habe. Auch soll bei Allen für Augenblicke das Bewusstsein geschwunden sein, so dass die Betroffenen für die Zeit vollständig arbeitsunfähig gewesen sein wollen. Noch behaupten alle bei der Charlotte getroffenen Schiffer, dass das an dieser Stelle trockene Seil, welches von dem ursprünglichen Theerüberzuge äusserlich kaum noch Spuren aufweise, in Folge der Schläge sich wärmer angefühlt habe"; kleberig sei es nicht geworden. Wie das Seil so seien auch die Hände trocken gewesen. Im Allgemeinen sei das Seil trocken von der Charlotte abwärts bis zum Ottiliae-Schachte, dagegen nass von der Charlotte bis aufwärts zum Königin Marien-Schachte.

Weigert I. war zur Zeit des Gewitters ebenfalls auf der tiefen Wasserstrecke, aber in einer anderen, nämlich derjenigen Abtheilung Schiffer, durch welche die Erze vom Marien-Schachte aus nach dem OttiliaeSchachte verschifft werden, und welche etwa eine Stunde später am zuletzt genannten Orte eintrifft. Nach Weigerts Aussage wollen seine Kameraden, sowie er selbst, drei starke Schläge von dem Ruderseile aus empfangen haben. Den ersten Morgens 228 (in einer Entfernung von zwei Schiffslängen, also 20 m von der Ladestelle des Marien-Schachtes) und den heftigsten 245 (etwa unter dem Elisabeth-Schachte). ,,Sie hätten geschrieen, dass ein Mordskandal auf den Wassern gewesen wäre und hätten alle mit einem Male in ihren Booten gelegen".

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Weigert will den Schlag besonders in der Brust und in den Knieen verspürt haben und behauptet, „er wäre in der Wad (Wade) stecken geblieben, so dass er noch gestern Abend (drei Tage nach dem Schlage) Zuckungen gehabt habe". In der Nacht vom 23. auf den 24. Juli wäre erst wieder etwas Leben in die Beine gekehrt, sonst fühle er sich noch immer sehr matt".

Sollte die Aussage Weigerts auf Wahrheit beruhen, so könnte man die starke Wirkung auf die Abtheilung, in der sich Weigert befand, dem Umstande zuschreiben, dass die Abtheilung an dem nassen Seile zog. Weigert will schon seit zehn Jahren vom Ruderseile ausgehende Schläge bei oberirdischen Gewittern wahrgenommen haben, aber niemals einen solchen heftigen Schlag, als am 20. Juli Morgens 245. Abgeschlossen den 31. Juli 1894.

Es sei auch erwähnt, dass die Schiffer nach den Schlägen sich etwa 30 Minuten lang nicht mittelst des Ruderseiles, sondern an den Wänden der tiefen Wasserstrecke fortgearbeitet haben wollen. Hierbei hat keiner einen Schlag bekommen. Kriegener will übrigens beständig, also auch während dieser 30 Minuten, das Seil benutzt und keinen Schlag weiter wahrgenommen haben.

Als die Schiffer Morgens nach 4 Uhr an der Abladestelle (im Gesenk des Ottiliae-Schachtes) ankamen, erfuhren sie durch den Vorarbeiter W. Löwe, welcher um 330 im Ottiliae-Schachte eingefahren war, von den oberirdischen Gewittern und dessen verheerenden Wirkungen auf das Müllersche Wohnhaus. Diese Nachricht habe sämmtliche Schiffer überzeugt. dass der heftige Schlag, welchen sie auf der tiefen Wasserstrecke bekommen hätten, und der Blitzschlag, welcher das Müllersche Haus traf, unbedingt ein und derselbe gewesen sein müsse.

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Sollte auch bei den Antworten und Schilderungen der Bergleute hier und da die Einbildung vorgeherrscht haben, so legten die Vernehmungen im Ganzen den Schluss nahe, dass das heftige Gewitter am Morgen des 20. Juli 1881 auch unterirdische Wirkungen hervorgebracht haben müsse. Darüber aber, ob der Blitzstrahl unmittelbar, sei es vom Müllerschen Hause oder vom Ottiliae-Schachte, oder auf irgend einem anderen Wege das Ruderseil erreicht habe, oder ob mittelbar, vielleicht durch sogenannte Influenz, elektrische Spannungen hervorgerufen sind, die zum plötzlichen Ausgleich kamen, wage ich auch heute noch nicht, mich bestimmt auszusprechen. Doch neige ich nach der oben (Seite 89, Anmerkung 1) geschilderten Beobachtung mehr zu letzter Ansicht hin.

Naturwissenschaftliche Wanderversammlung.

Die Société française de dermatologie et de syphiligraphie wird ihre diesjährige Jahresversammlung vom 2.-4. August in Lyon abhalten. Die Sitzungen finden in der Salle de l'Antiquité statt. Als hauptsächlichste Fragen sollen besprochen werden: Die Behandlung der Syphilis mit subcutanen Quecksilberinjectionen. Die Trichophytik der Menschen. Die Regelung der Prostitution.

Der Katalog der Bibliothek der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher, Lief. 5, Halle 1894, 80, ist erschienen und durch die Buchhandlung von Wilhelm Engelmann in Leipzig zu beziehen, Preis 3 Mk., für Mitglieder der Akademie die Hälfte.

Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden.

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Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Adjunktenwahlen im 1. und 14. Kreise.

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August 1894.

Wahl eines Vorstandsmitgliedes der Fachsektion (1) für Mathematik und Astronomie. Veränderungen im Personalbestande der Akademie. Beiträge zur Kasse der Akademie. John Tyndall. Nekrolog. (Schluss.) Sonstige Mittheilungen: Eingegangene Schriften. F. Auerbach: Die Mondphasen und das Wetter. Aufruf für ein K. Th. LiebeDenkmal. Jubiläum der Universität Halle. Preisausschreiben. - Naturwissenschaftliche Wanderversammlungen. Die 3. Abhandlung von Band 62 der Nova Acta. Oscar Grulich: Geschichte der Bibliothek und Naturaliensammlung der Akademie.

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Amtliche Mittheilungen.

Adjunktenwahlen im 1. und 14. Kreise.

Gemäss 18, Alin. 4 der Statuten steht der Ablaufstermin der Amtsdauer folgender Adjunkten nahe bevor: im 1. Kreise (Oesterreich) des Herrn Regierungsraths Professor Dr. E. Mach in Prag am 20. November 1894 (vergl. Leopoldina XX, p. 190), im 14. Kreise (Schlesien) des Herrn Geheimen Regierungsraths Professor Dr. F. J. Cohn in Breslau am 21. October 1894 (vergl. Leopoldina XX, p. 169).

Indem ich bemerke, dass nach § 18, Alin. 5 der Statuten bei Ausscheidenden Wiederwahl gestattet ist, bringe ich den Mitgliedern dieser Kreise zur Kenntniss, dass die directen Wahlaufforderungen nebst Stimmzetteln unter dem 7. September c. zur Vertheilung gelangen werden. Sollte ein Mitglied die Sendung nicht empfangen, so bitte ich, eine Nachsendung vom Bureau der Akademie (Bergstrasse Nr. 1) verlangen zu wollen. Sämmtliche Wahlberechtigte ersuche ich, ihre Stimmen baldmöglichst, spätestens bis zum 20. October 1894, einsenden zu wollen. Dr. H. Knoblauch.

Halle a. S. (Paradeplatz Nr. 7), den 31. August 1894.

Wahl eines Vorstandsmitgliedes der Fachsektion (1) für Mathematik und Astronomie.

Durch den Tod des Herrn Wirklichen Geheimen Raths Director Professor Dr. C. M. v. Bauernfeind in München ist in der Fachsektion für Mathematik und Astronomie die Neuwahl eines Vorstandsmitgliedes nothwendig geworden. Ich ersuche alle dieser Fachsektion angehörigen stimmberechtigten Mitglieder ergebenst, Vorschläge zur Wahl des betreffenden Sektionsvorstandes bis 20. October d. J. an das Präsidium gelangen zu lassen, worauf die Zusendung von Stimmzetteln erfolgen wird.

Halle a. S. (Paradeplatz Nr. 7), den 31. August 1894.
Leop. XXX.

Dr. H. Knoblauch.

15

Veränderungen im Personalbestande der Akademie.

Gestorbene Mitglieder:

Am 19. April 1894 in Regenwalde: Herr Professor Dr. Heinrich Wilhelm Ferdinand Birner, früher Dirigent der agricultur-chemischen Versuchsstation zu Regenwalde. Aufgenommen den 7. Februar 1857; cogn. Leop. Gmelin III.

Am 3. August 1894 in München: Herr Wirklicher Geheimer Rath Dr. Carl Maximilian v. Bauernfeind, Director und Professor der Geodäsie und Ingenieurwissenschaften an der technischen Hochschule in München. Aufgenommen den 22. November 1873. Mitglied des Vorstandes der Fachsektion (1) für Mathematik und Astronomie seit 21. November 1881.

Beiträge zur Kasse der Akademie.

Dr. H. Knoblauch.

August 23. 1894. Von Herrn Professor Dr. v. Freyhold in Baden Jahresbeiträge für 1891, 1892,

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Kmk. Pf.

30

Dr. van Bebber in Hamburg dergl. für 1892, 1893 und 1894. . 18
Dr. H. Knoblauch.

John Tyndall.

Von C. Haeberlin.

(Fortsetzung und Schluss.)

Es würde zu weit führen und den für diesen Nekrolog gestatteten Raum übermässig in Anspruch nehmen, wollten wir hier sämmtliche Arbeiten Tyndall's, deren Zahl sich auf weit über hundert beläuft, ausführlicher und so, wie sie es verdienten, analysiren. Es sei daher für dieselben kurz auf das nachfolgende Schriftenverzeichniss verwiesen.

Nur nach einer interessanten Seite hin möge die Charakteristik Tyndall's ergänzt werden. Tyndall war nämlich nicht nur hervorragend als Gelehrter, sondern er hatte sich in weiteren Kreisen, die der Wissenschaft ferner stehen, einen Namen gemacht durch seine kühnen Alpenfahrten.*) Sein erster Besuch der Alpen fällt bereits in seine Studienzeit (vergl. New Fragments p. 466 ff.). Im September 1849 besuchte ihn sein Freund Hirst in Marburg. Damals fassten beide den Entschluss zu einer Reise in die Schweiz. Da aber Hirst durch den Tod eines Verwandten gezwungen wurde, nach England zurückzukehren, so unternahm denn Tyndall auf eigene Faust den beabsichtigten Ausflug. Eine Fussreise durch das Lahnthal und ein Besuch Heidelbergs war zunächst in Aussicht genommen. Von Marburg gings nach Giessen; von da nach Wetzlar, dann weiter nach Limburg, Nassau, Niederlahnstein, Mainz, Frankfurt und endlich nach Heidelberg, dem Ziel seiner Tour, das er am 22. September nach dreitägigem Marsche erreichte. Auf den Ruinen des Heidelberger Schlosses erwachte von Neuem in ihm der Gedanke an die Schweiz. Kaum gedacht, ward er schon ausgeführt, und die Nacht schlief Tyndall bereits in Basel. Des Reisens mit der Post überdrüssig, wanderte er zu Fuss nach Zürich weiter, von da über den Zuger See nach Arth (26. September). Hier kaufte er sich seinen ersten Alpenstock, um mit ihm dem berühmten Rigi Trotz zu bieten. Doch machte die Grösse dieses Berges keinen besonderen Eindruck auf Tyndall. Dann führte ihn die Reise weiter nach Flüelen, der Gotthardtstrasse, über die Teufelsbrücke, nach Andermatt, an die Furka, wo er sich verirrte, bis er am 29. September die Rhônegletscher zu Gesicht bekam. Von Oberwald aus erreichte er nach beschwerlichem Anstieg die Grimsel. Die nächsten Stationen waren Gutannen, die Wengern Alp, Thun und Bern; von hier gings über Solothurn nach Basel zurück. Beim Passiren der Grenze nach Effringen zu wurde Tyndall, dessen Pass nicht visirt war, von zwei Soldaten angehalten und einige Stunden in Leopoldshöhe internirt. Es war gerade die Zeit des badischen Aufstandes, und das Gefecht von Rastatt hatte kurz vorher stattgefunden. Man wollte Tyndall zwingen, nach Bern zurückzukehren, da man ihn für einen

*) Vergl. hierüber besonders Tyndall, Life in the Alps, New Fragments p. 307 ff.; Old Alpine Jottings, ibid. p. 429 ff., und die Hours of exercise in the Alps.

der deutschen Flüchtlinge hielt, gegen welche besonders strenge Instructionen erlassen waren. Mit vieler Mühe gelang es ihm, den Inspector zu überzeugen, dass er mit einem Engländer zu thun habe, und freizukommen. So endete Tyndall's erste Schweizerreise, und bis 1856 machte er keine zweite. Später war er allerdings ein regelmässiger Besucher der Alpenwelt. In jedem Jahre pflegte er England im Juli zu verlassen und im October zurückzukehren, so dass er jährlich drei Monate den Schweizer Bergen widmete. Bis zum Jahre 1866 hatte er die Alpen bereits dreizehnmal besucht, wenn er sich auch auf die eigentliche Schweiz beschränkte und bisher nicht über die italienischen Seen südwärts hinausgekommen war. Diese Touren sollten ihm eine Zuflucht und Erholung von den Arbeiten und Plagen in London bieten. Die Alpen regten zugleich sein Denken und Fühlen dadurch an, dass sie jenem ihre Probleme boten, auf dieses durch ihre Erhabenheit wirkten, und verschafften ihm die für die gesunde Uebung beider erforderliche Ruhe. Die wissenschaftliche Erforschung der Gletscher begann Tyndall im Jahre 1856, wo er den Unteraargletscher im Berner Oberland mit der Hütte Agassiz' besuchte. In demselben Jahre gelangte er auch zum ersten Male zu den Ostalpen, besonders dem Oetzthaler Gebiet. Er überschritt einen Pass von Feuchten in das Langtaufererthal nach Graun und bald darauf das Hochjoch von Unserer Lieben Frau nach Vent. 1857 begann er seine Vermessungen auf dem Mer de Glace bei Chamounix, die fast sechs Wochen in Anspruch nahmen, bei welcher Gelegenheit er auch den Montblane bestieg. Seine Carrière als gefeierter Alpinist datirt aber vom Jahre 1858, wo er das Finsteraarhorn, den Montblanc zum zweiten Male und den Monte Rosa bestieg. Den letzteren bewältigte er zweimal in einer Woche, und zwar bei der zweiten Tour grösstentheils allein, da ihm sein Führer nicht folgen wollte. Im November 1858 wurde Tyndall in den Alpine Club, nicht ganz ein Jahr nach dessen Gründung (December 1857), aufgenommen. Im Jahre 1862/63 wurde er zum Vicepräsidenten desselben erwählt, nach einigen Jahren trat er aber wieder aus. Zum Ehrenmitgliede des Clubs wurde er 1887 ernannt.

Tyndall beabsichtigte schon 1859, den Alpen Lebewohl zu sagen, um in Zukunft seinen Geist nur in den ruhigen Thälern Englands zu erfrischen und seine Arbeit in den Bergen auf gelegentliche Streifereien in die schottischen Hochlande oder auf die Berge von Wales und Cumberland zu beschränken. Im Juni 1860 hatte er sein Werk über die Gletscher vollendet und war dann zur Sammlung frischer Kräfte nach Killarney und seinen lieblichen Seen gegangen. Dort war ihm aber die Luft zu feucht und zu warm; von Neuem erwachte in ihm die Sehnsucht nach den Alpen; der blosse Gedanke an die Schneegipfel und die Gletscher war ihm eine Erholung. So beschloss er denn, wieder eine Pilgerfahrt in die Alpen zu unternehmen. Am 5. August 1860 ging er allein auf das Faulhorn, eine Vorübung zu seiner grösseren und berühmtesten Tour. Für den 9. August hatte er bereits in England mit Freunden verabredet, sich auf dem Aeggischhorn zu treffen. Von Grindelwald brach er nach Lauterbrunnen auf, um von hier aus in einem Tage nach dem Aeggischhorn zu gelangen. Der Weg führte ihn über einen schwierigen und gefährlichen Pass, der seitdem den Namen „Lawinenthor" erhielt, zum grossen Aletschgletscher, von da seinem Ziele zu. Am 20. August unternahm er den ersten, wenn auch missglückten Versuch einer Besteigung des Matterhorns zusammen mit F. Vaughan Hawkins. Ein Jahr später hatte Tyndall das Glück als Erster die Spitze des Weisshorns zu erreichen; nach einer Recognoscirung des Matterhorns im Anschluss daran, gelang es Tyndall auch, den Gipfel des alten Weissthors zu erklimmen. Im Jahre 1862 wiederholte Tyndall den Versuch einer Besteigung des Matterhorns; er gelangte bis an den letzten Felswall desselben, welcher in der Folge den Namen Pic Tyndall" erhielt, und kam so von allen übrigen Besteigern des Berges am höchsten, bis Whymper 1865 den Gipfel erstieg. Gegen Ende 1862 ward noch eine Tour zum Monte Rosa unternommen und das Grauhaupt erklettert; doch fand Tyndall an den benachbarten italienischen Thälern wenig Gefallen. Am 6. August 1863 erfolgte eine durch die Kürze der Zeit bemerkenswerthe Besteigung der Jungfrau. Als Tyndall sich 1864 in Pontresina aufhielt, verabredete er einen Ausflug auf den PizMorteratsch. Hierbei wurde er am 30. Juli von einer Lawine mit fortgerissen; er kam zwar mit einem blauen Auge davon, büsste jedoch seine Uhr ein. Diese fand er 18 Tage später unversehrt und trocken im Schnee wieder. Ein 1866 unternommener Versuch, von der Bel-Alp aus auf das Aletschhorn zu kommen, misslang. Dafür hatte Tyndall 1868 die Genugthuung, bei einem dritten Versuche den Gipfel des Matterhorns zu erreichen; 1869 bestieg er auch mit mehr Glück das Aletschhorn; 1870 verweilte er wieder auf der Bel-Alp. Die übrigen Bergtouren Tyndall's sind von geringerer Bedeutung; nach 1869 unternahm er nur wenige Hochtouren. Mehrere Sommer hindurch verweilte er im Jungfrau-Hôtel am Aeggischhorn; später im Belalp-Hótel; bis er sich in der Nachbarschaft des letzteren eine eigene Villa erbaute, die von

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ihm „Lusgenalp", von den Fremden gewöhnlich „Villa Tyndall" genannt wurde, und welche er in Versen (New Fragments, S. 498 ff.) verherrlicht hat. Hier war seine ständige Sommerwohnung, die zwar unscheinbar von aussen, doch einen grossartigen Fernblick auf sein geliebtes Weisshorn, „seinen Gipfel", wie er ihn zu nennen pflegte, gewährte. Hier verbrachte er sogar noch den Sommer des Jahres 1893.

Somit wären wir wiederum zu dem Jahre gelangt, in welchem Tyndall's Erdenlaufbahn ihren Abschluss fand. Ueberblicken wir kurz noch einmal den Gesammtumfang seiner Lebensthätigkeit, so werden wir finden, dass es vor allen anderen Eigenschaften sein überaus reges Pflichtgefühl, verbunden mit einer zähen, echt britischen Energie war, das ihn zu so zahlreichen und vielseitigen Leistungen befähigte. Mit Vorliebe nennt er sich einen Arbeiter, der zu Arbeitern spricht („a worker to workers"); und auch wir können nichts Besseres thun, als diesen Nekrolog mit jenen Versen des englischen Poeta laureatus, Alfred Tennyson, zu schliessen, welche Tyndall selbst auf sich angewandt hat, als er die Schilderung seiner Studienzeit in Deutschland (New Fragments, p. 247) zu Ende führte. Wir Engländer, sagt er, haben den eisernen Klang des Wortes Pflicht“ („duty") immer gern gehört. Das war Nelson's Talisman bei Trafalgar und Wellington's Leitstern. Als unser Laureatus beim Tode Wellington's seine unsterbliche Ode schrieb, liess er die ganze Kraft seines englischen Herzens in den Preis der Pflicht ausströmen:

Oft war auf unserm rauhen Inselreiche

Der Weg der Pflicht und der zum Ruhm der gleiche.

Wer ihn wandelt, nur verlangend

Nach dem Recht, und lernt zu hassen

Früh der Eigenliebe Kosen,
Wird die Distel purpurprangend
Aufblüh'n sehen, dass verblassen

All' des Gartens üpp'ge Rosen.

Oft war auf unserm schönen Inselreiche

Der Weg der Pflicht und der zum Ruhm der gleiche. *)

Schriftenverzeichniss.

Tyndall, John, and H. Knoblauch. On the deportment of crystalline bodies between the poles of a magnet. Philosophical Magazine, XXXVI, 1850, p. 178-183; XXXVII, 1850, p. 1-33. Annales de Chimie, XXXVI, 1852, p. 375-383. Bibl. Univ. Archives, XVI, 1851, p. 177-204. Poggendorff's Annalen, LXXIX, 1850, p. 233-241; LXXXI, 1850, p. 481-499.

Experiment in thermo-electricity with the monothermic pile. Brit. Assoc. Report, 1851 (pt. 2), p. 18-19. On air-bubbles formed in water. Brit. Assoc. Report, 1851 (pt. 2), p. 26-27.

Phenomena of a water-jet. Phil. Mag. I, 1851, p. 105-111. Poggend. Ann. LXXXII, 1851, p. 294-303. On the laws of magnetism. Phil. Mag. I, 1851, p. 266--295.

On the polarity of bismuth, including an examination of the magnetic field. Phil. Mag. II, 1851, p. 334-344. Poggend. Ann. LXXXVII, 1852, p. 189-205.

Ceber Diamagnetismus und magno-crystallische Wirkung. Poggend. Ann. LXXXIII, 1851, p. 384—416.
On molecular action. Brit. Assoc. Report, 1852 (pt. 2), p. 20.

On Poisson's theoretic anticipation of magnecrystallic action. Brit. Assoc. Report, 1852 (pt. 2), p. 20–21.
Reports on the progress of the physical sciences. Phil. Mag. III, 1852, p. 81-92.
Remarks on the researches of Dr. Goodmann: On the identity of the existences or forces

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Electricity, and Magnetism". Phil. Mag. III, 1852, p. 127-129.

On the reduction of temperatures by electricity. Phil. Mag. IV, 1852, p. 419-423.

Light, Heat,

On some phenomena connected with the motion of liquids. Royal Inst. Procced. I, 1851-54, p. 446-448.

Philos. Mag. VIII, 1854, p. 74-76.

On the influence of material aggregation upon the manifestation of force. Roy. Inst. Proceed. I. 1851–54, p. 254-259.

*) Der englische Originaltext dieser schwer wiederzugebenden Verse, die wir in freier Weise übersetzt haben, um auch deutschen Lesern den Tonfall des Gedichts einigermaassen zu veranschaulichen, hat folgenden Wortlaut:

Not once or twice in our rough island-story
The path of duty was the way to glory:

He that walks it, only thirsting

For the right, and learns to deaden

Love of self, before his journey closes,

He shall find the stubborn thistle bursting
Into glossy purples, which outredden
All voluptuous garden roses.

Not once or twice in our fair island-story
The path of duty was the way to glory.

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