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so gehört zu diesen 'Besten' gewiss auch der dichter des 'Shipwreck'." Vom gedichte selbst sagt der verfasser: „Ein Stück furchtbar bedrohten Lebens ist in ihm, eine Menge von Stimmungs-Energie ist in ihm aufgespeichert, potentieller Stimmungs-Energie, die sich immer wieder, solange die Menschen warmblütige Thiere bleiben, in actuelle umsetzen wird."

Wie man wohl aus dem mitgeteilten ersehen mag, wird der verfasser nicht nach jedermanns geschmack geschrieben haben; aber wer sich mit seinem standpunkt befreunden kann und mag, wird bei der lektüre des büchleins einige anregende stunden verbringen. Druck und ausstattung sind nur zu loben.

Darmstadt, April 1901.

H. Heim.

Zu Johnson-Hecht's Dialog-Ausgabe.

Gern gebe ich hiermit öffentlich bekannt, dass, wie ich durch rücksprache erfahren habe, von anderer seite der wahre sachverhalt aus Hecht's worten herausgelesen ist. Ebenso will ich hier nochmals hervorheben, dass selbstverständlich die ausgabe herrn Hecht sehr viele mühe und arbeit gekostet hat, wie ich bereits in meiner besprechung s. 100, z. 6 angedeutet habe.

Weimar, April 24, 1901.

Max Förster.

Nachträgliche spähne zum Chaucer-gedenktag.

I.

Ueber den mutmasslichen anlass von Chaucer's „Vogelparlament", in dem man frühzeitig und wohl mit recht ein gelegenheitspoem erkannte, ist man lange im unklaren gewesen, bis die von J. Koch vorgeschlagene beziehung auf die im jahre 1382 stattgefundene vermählung könig Richards mit Anna, der tochter kaiser Karls IV. und schwester Wenzels von Böhmen, allgemeine annahme gefunden hat. Und doch will es mir zweifelhaft erscheinen, ob wir die frage damit als definitiv gelöst betrachten dürfen. Mag auch der hinweis, dass der Valentinstag sich an den zeitpunkt der königlichen vermählungsfeierlichkeiten fast unmittelbar anschloss, und weiter die thatsache, dass Anna schon zweimal verlobt war,

bevor sie die werbung des englischen königs annahm, auf den ersten blick für die Koch'sche hypothese zu sprechen scheinen, so dürfte doch gerade in dem letzteren umstande ein wesentliches bedenken gegen dieselbe zu finden sein.

Denn wäre es wirklich, wie man gesagt hat, eine „zarte huldigung" Chaucers, wenn er in einem zur feier der königlichen vermählung gedichteten hochzeitscarmen nicht nur auf die beiden früheren bewerber der königin 1) direkt hingewiesen hätte, sondern auch die wahl unter diesen drei bewerbern unentschieden gelassen hätte? Sollte wirklich Richard im bilde des „Königsadlers" erscheinen, so konnte doch in einem ,,huldigungsgedicht" seine bewerbung auf keinen fall anders als unmittelbar erfolgreich dargestellt werden. Und auch die Vorzüge" des königlichen freiers mussten offenbar ganz anders ins licht gerückt werden, als es durch die göttin der natur geschieht, welche seine bewerbung vom standpunkte der vernunft unterstützt.

II.

Wie für das Vogelparlament, so hat man auch für das ,,Haus der Fama" die abfassungszeit genau bestimmen zu können gemeint. Chaucer selbst hat zu dem versuche in diesem falle gewissermassen veranlassung gegeben, indem er in der einleitung zweimal den 10. Dezember als den tag bezeichnet, an welchem er die ganze exkursion geträumt habe. Da nun, so hat man weiter geschlossen, der adler ein abgesandter Jupiters ist, so dürfte man annehmen, dass der traum auch an dem diesem gotte geweihten tage, also einem donnerstage, stattgefunden habe. Es ergab sich, dass der 10. Dezember des jahres 1383 ein donnerstag war und so meinte man denn damit die abfassungszeit des gedichtes genau bestimmt zu haben.

Ich gestehe offen, dass mir dieser schluss keineswegs als zwingend erscheint. Im gegenteil dünkt es mich durchaus nicht unwahrscheinlich, dass das von Chaucer gegebene datum ein fingiertes sei, indem er im anschluss an Dantes beispiel den geschilderten vorgang nur scheinbar fixieren wollte.

1) Diese sollten natürlich in dem zweiten und dritten adler zu erkennen sein.

Aber selbst wenn der 10. Dezember in diesem zusammenhange für Chaucer eine bestimmte bedeutung gehabt hätte, so möchte ich die notwendigkeit, dass es gerade ein Donnerstag gewesen sei, doch nicht unbedingt anerkennen.

Bedeutsamer in chronologischer hinsicht scheint mir die auch sonst schon vielfach herangezogene bemerkung des adlers, dass Chaucer, wenn er mit seinem rechnen fertig sei", keinerlei zerstreuung suche. Diese bemerkung ist wohl mit recht allgemein auf des dichters zollamtliche thätigkeit gedeutet worden.

Da nun im Februar des jahres 1385 ihm die erleichterung gewährt wurde, einen vertreter für seine dienstliche thätigkeit zu bestellen, so dürfte jener hinweis wohl nur zu einer früheren zeit volle berechtigung gehabt haben. Später als 1385 könnte also, so scheint es, die abfassungszeit des „Hauses der Fama“ keineswegs angesetzt werden. Eine andere stelle des gedichtes aber ist, wie mir scheint, noch ganz unberücksichtigt geblieben. Es sind die worte, welche der adler im hinblick auf die durch Phaetons irrfahrt angeblich verbrannte milchstrasse äussert: „Sieh, soviel Unglück kann es bringen, Wenn die Regierung führt in Dingen, Von denen er nichts kennt, ein Thor."

Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass diese worte ganz bedeutungslos sein sollten. Erinnern wir uns der politischen verhältnisse am englischen hofe um jene zeit, insbesondere der rivalität, welche unter den beiden oheimen des königs, den herzogen von Lancaster und Gloucester und ihren anhängern bestand. Wie jede der beiden parteien darnach trachtete, den jungen herrscher und mit ihm die regierungsgewalt in die hände zu bekommen. Gelang dies auch der Gloucesterpartei offiziell erst nach der abreise Johanns von Gent im jahre 1386, so reichen doch die hierauf bezüglichen intriguen schon jahrelang zurück. Liegt es unter diesen umständen nicht nahe, in den angeführten worten des schützlings Johanns von Gent einen absichtlichen spott auf die gegner zu vermuten? Die gleich nach der abreise Lancasters erfolgte entlassung Chaucers aus seinen ämtern wäre alsdann eine direkte antwort des nunmehrigen machthabers auf jene bissige bemerkung gewesen.

Auf eben diese amtsentsetzung des dichters möchte ich

auch eine oft besprochene stelle aus dem dritten buche unseres gedichts beziehen, deren deutung man bisher vergebens versucht hat. Der adler erklärt dem dichter, dass Jupiter beabsichtigt habe, durch die ihm gezeigten neuigkeiten seine schwermut zu verjagen und fährt dann fort:

,,Ihn rührt, wie ruhig du ertragen
Obschon du ganz verzweifelt hast
An jedem Glück, der Leiden Last,
Seit durch Fortunas Missgunst du
Die Heiterkeit und Herzensruh'
Verlorst und nunmehr so erschlafft

Und fast gebrochen bist an Kraft."

Allerdings würde in dem falle eine pause bis zur abfassung des dritten buches anzunehmen sein, da letzteres (bezw. die eben citierten verse daraus) nach der von mir versuchten deutung derselben erst nach der entlassung Chaucers entstanden sein könnte. Doch konnte ganz wohl der inhalt des ersten buches durch vorlesung seitens des dichters im höfischen kreise bekannt und die erwähnte anspielung daraus von mund zu mund gewandert sein, bevor Chaucer zur fortsetzung des gedichtes zeit gefunden hatte.

Der ganzen beschreibung des Hauses der Fama, der willkürlichen austeilung von ruhm und ehren, insbesondere aber der schilderung der entstehung von gerüchten aller art möchte ich eine satirische bedeutung zusprechen, deren spitze auch wieder gegen die regierende hofpartei gerichtet wäre. Und wenn am schluss des fragments der dichter mitten unter den zuträgern aller art einen mann erblickt, welchen er

nicht nennen kann.

Indessen soviel scheint mir klar

Dass er von grossem Ansehn war,

so möchte ich in diesem geheimnisvollen fremden keinen andern als den damaligen regenten, Thomas von Gloucester, erblicken, der damit ebenfalls als verbreiter unverbürgter gerüchte, insbesondere zum nachteil seines bruders Johann von Gent, gegeisselt würde. Am allerwenigsten dürfen wir wohl die erscheinung, wie es thatsächlich geschehen, auf Jupiter deuten.

Aus dem gesagten wird ersichtlich, dass wir das Haus der Fama gewissermassen als das persönlichste der gedichte Chaucers ansehen dürfen.

F. P. v. Westenholz.

II. UNTERRICHTSWESEN.

Das Englische auf der Berliner Schulkonferenz
vom Juni 1900. 1)

Die verhandlungen und beschlüsse der letzten Berliner schulkonferenz haben auch für Anglisten interesse. Nicht als ob sie zu irgend einer wesentlichen änderung in der stellung des Englischen an den höheren schulen und besonders an den gymnasien geführt hätten. Denn wenn kaiser Wilhelm II. in seinem erlass vom 26. Nov. 1900 erklärte, dass auf den gymnasien neben dem Griechischen überall englischer ersatzunterricht bis untersekunda zu gestatten sei, so entspricht diese bestimmung keinem beschluss der konferenz, steht vielmehr geradezu im widerspruche zum votum derselben. Dass der konferenz überhaupt die frage vorgelegt wurde:

Erscheint es empfehlenswert oder doch unbedenklich

a) den anfang des Griechischen an den gymnasien auf eine höhere stufe zu verlegen,

b) an stelle des Griechischen wahlweise Englisch zuzu

lassen,

darf man gewiss nicht auf die initiative des preussischen unterrichtsministeriums zurückführen, sondern auf einen anderen willen, und man hat den eindruck, dass die stellung des ministeriums zu der frage nur das minimum war, unter das man aus begreiflichen gründen überhaupt nicht heruntergehen konnte. Nach der ganzen zusammensetzung der konferenz war eine bejahende antwort auf obige frage von vornherein ganz ausgeschlossen. Der mit zu den teilnehmern an der konferenz gehörige geh. regierungsrat Münch ist ohne frage einer der feinsten kenner des Englischen, die wir zur zeit besitzen, aber von einem manne seiner allgemeinen geistesrichtung war ein eintreten für das Englische gegen das Griechische gar nicht zu erwarten. Thatsächlich hat sich auch bei der verhandlung vom 7. Juni niemand gefunden, der

1) Verhandlungen über Fragen des höheren Unterrichts. Berlin, 6. bis 8. Juni 1900. Nebst einem Anhage von Gutachten herausgegeben im Auftrage des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Halle a/S., Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1901. SS. 414 in gross 8°.

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