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Damit ist meine Competenz zu Ende und ich habe nichts mehr über das Schlummerlied zu sagen.

Dagegen möchte ich zum Schlusse noch meine Ansicht über die Bedeutung des Namens Tamfana vorlegen.

J. Grimm's Etymologie, die er bei dieser Gelegenheit vorschlug, scheint mir zu künstlich, um möglich sein zu können. Ich erkläre das Wort, welches ich in Tam und fana zerlege, aus dem Sanskrit und zwar aus den Elementen dam und på. Dam pânâ, wie es im Sanskrit gelautet haben würde, kann nichts wesentlich anderes bedeutet haben, als das noch vorhandene bereits im Veda vorkommende dampatis, welches aus denselben Elementen dam + pâ, nur durch ein anderes Suffix gebildet ist und heisst: Herr von Haus und Hof, Gebieter überhaupt, im Dual Mann und Frau. Tamfana würde demnach Hausfrau, Gebieterin, Herrin bedeuten und wäre sohin der zweite altgermanische Göttername, für den sich nur aus dem Sanskrit eine einfache und ungezwungene Deutung finden lässt, vorausgesetzt, dass man meine Gleichstellung von Nerthus mit sanskr. nṛtûs Erde (mitgetheilt in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft II. Bd. 1848. S. 126.) als eine solche Deutung gelten lassen will, wie es wenigstens Pictet in seinen Origines Indo-européennes II. 666 gethan hat.

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Bei dem ,,Bienensegen", den Dr. Reifferscheid in einem vormals Lorscher Codex in der Vaticana entdeckt und F. Pfeiffer in demselben Hefte veröffentlicht und erklärt hat, wird man die Frage nach der Echtheit der Handschrift kaum aufwerfen, wenigstens bietet weder das Facsimile noch Inhalt und Sprache des Stückes einen Anhalts

punkt zu solchem Bedenken. Dagegen habe ich über die metrische Herstellung und die Erklärung in einigen Punkten eine von Pfeiffer abweichende Ansicht. Die Handschrift besteht aus folgenden 5 Zeilen.

1. Kirst imbi ist huge nu fliuc du uihu minaz hera

2. fridu frono in munt godes gisunt heim zi comonne

3. sizi sizi bina inbot dir sce maria hurolob ni habedu Zi holce 4. ni fluc du. noh du mir nindrinnes. noh du mir nintuuin 5. nest sizi uilu stillo uuirki godes uuillon.

Die zwei ersten Zeilen sind also Prosa, die drei folgenden deutlich viermal gehobene, gereimte Verse. Allein bei weiterer Betrachtung zeigen sich in der zweiten Zeile die Reime munt: gisunt, es zeigt sich ferner, dass diese zweite Zeile ganz genau die Elemente von zwei Versen enthält, endlich zeigt sich in der ersten Zeile am Anfang wieder ein vollkommener Vers, so dass also dem durchgehenden Metrum in Wirklichkeit nur die Worte der ersten Zeile nu fliuc du uihu minaz hera sich entziehen.

Wir haben somit 11 Verse und dazwischen ein Stückchen Prosa, was ein zu unwahrscheinliches Verhältniss ist, als dass es uns nicht reizen sollte, die Herstellung des 12. wenigstens zu versuchen. Um dazu zu gelangen, gehe ich vom 3. Verse aus, hurolôb ni habê du, wo der Imperativ in einer logisch unmöglichen Weise gebraucht ist; denn den Satz: du hast keine Erlaubniss, fortzufliegen in den Imperativ zu bringen:,,habe du keine Erlaubniss", das möchte selbst der freieren Satzbildung des Altdeutschen zuviel zugemuthet heissen. Ich lese daher habês im Indicativ. Wenn man nun in der ersten Zeile gleichfalls den Abfall eines solchen schliessenden s nach uihu voraussetzt, und zugleich die drei ersten Züge des Wortes für in statt ui nimmt, so entsteht nu fliue du in hus minaz hera. Der originelle Ausdruck mein Vieh für Bienen geht dadurch

allerdings verloren; aber wir bekommen einen guten und auf den vorausgehenden reimenden Vers, wenn wir nun dafür das der Bedeutung nach identische nû fliuc dû mir zi hûse setzen.

In der sonstigen Erklärung des Spruches kann ich in zwei Punkten Pfeiffer nicht beistimmen. Kirst in der ersten Zeile halte ich doch für Metathese von Krist, und noh dû mir intuuinnêst erkläre ich nicht mit ,,noch (dich) mir entwindest", sondern beziehe es auf die Arbeit der Bienen, Honig und Wachs eintragen, gewinnen, wovon der Gegensatz intuuinnan also bedeuten muss: austragen, vertragen, an den unrechten Ort tragen.

untwinnen kommt bei Frisch II. 451, a vor als Verbum activum, wo es bedeutet, einen Bergmann seinem Dienstherrn abwendig machen.

Nach meiner Lesung lautete der Spruch demnach so:
Kírst! ímbi ist hûzé!

nû flíuc dû mír zi hû ́sé,
frídu frono in gódes munt
heím zi cómonné gisúnt.
sízi, sízi, bina'!

inbot dir sáncta Márja.
úrolô'b ni hábês dû,

zi hólcé ni flíuc dû,

nóh dû mír n'indrínne's

nóh dû mír n'intuuínne's!

sízi uílu stílló,

uuírki gódes uuíllón!

d. h. Christ, der Imm ist aus!

Nun flieg du mir zu Hause,

mit Frohnfrieden in Gottes Schutz

heim zu kommen gesund.

Sitze, sitze, Biene!

gebot dir Sanct Maria.

Urlaub nicht hast du,

zu Holze nicht flieg du,
noch du mir nicht entrinne,

noch du mir nicht vertrage.
Sitze viel stille

und wirke Gottes Willen.

Derselbe sprach:

,,Ueber einige Runeninschriften".

1.

Unter den Denkmälern der cimbrischen Halbinsel zeichnen sich bekanntlich die Jellinger Runensteine vor andern durch ihren wichtigen historischen Inhalt aus und sind daher häufiger als die meisten andern Gegenstand gelehrter Besprechung geworden. Ueber die Deutung dieser Inschriften, so weit sie erhalten sind, kann jetzt kein Zweifel mehr herrschen, nachdem die frühere falsche Lesung einer Stelle, durch welche Harald Blauzahn zum Kaiser von Dänemark gemacht wurde und die sogar noch Dahlmann in seiner Geschichte von Dänemark I. 85. für die wahrscheinlichere hielt, endgültig beseitigt ist.

Dagegen ist die grosse Jellinger Inschrift durch eine bekannte und durch eine zweite, wie mir scheint, bis jetzt noch nicht bemerkte Lücke entstellt, deren Ergänzung, wenn sie mit einiger Sicherheit gefunden werden könnte, bei einem so wichtigen und prächtigen Denkmale sehr erfreulich sein müsste. Ich legte bei meiner Arbeit die schöne Abbildung in Saxon. Grammat. histor. Dan. edd. P. E. Müller et J. M. Velschow, Havniae 1858 pars II. p. 290 zu Grunde, halte mich aber in der Erklärung der ent

scheidenden Stelle nicht an die dänischen Herausgeber, welche Rasks, zuerst 1823 in den Antiqu. Annal. 4. S. 267 (S. Saml. Afhandl. af Rask 3, 435) gegebene Lesung wiederholen, sondern an P. A. Munchs Runinskrifter in dessen Språkbyggnad, Stockholm 1849 S. 139.

Die Inschrift beginnt auf der breiten Seite mit 4 Zeilen, setzt sich dann auf der ersten Schmalseite unter dem Pferde fort und schliesst auf der zweiten Schmalseite unter dem Königsbild.

Auf der zweiten Schmalseite erscheint nun die bekannte Lücke zwischen AUK und KRISTNa; allein auch auf der ersten Schmalseite zeigt sich eine bedeutende Lücke, die ausgefüllt werden muss, da man nicht annehmen kann, dass der Runenordner eine so lange Strecke, fast eine Drittelslinie, leer gelassen habe. Man sieht auf der Abbildung auch ganz deutlich, dass der Stein verletzt ist, da noch ein Theil des Bandornaments am Schlusse der Zeile fehlt. Da eine Ergänzung erstens dem Sinne und zweitens dem auf dem Steine zwischen dem letzten erhaltenen Buchstaben und dem. Ornament vorhandenen Raume gleichmässig entsprechen muss, so wird dadurch eine solche eigentlich erst ermöglicht, da alle Conjecturen nun nach zwei Kriterien erwogen werden können. An unserer Stelle passt nun räumlich ALAN, wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man die fünf ersten Runenzeichen unserer Zeile, die zufälliger Weise dieselben sind, durchzeichnet und auf die leere Stelle legt. Dem Sinne nach entspricht dies ALAN gleichfalls, denn es ist ja eine Thatsache, dass Harald Gorms Sohn Oberkönig von Norwegen geworden war, und also von sich sagen konnte, er habe,,ganz Norwegen" gewonnen.

Auf der zweiten Schmalseite, die den Schluss der Inschrift enthält, ist die Lücke viel grösser, da nur 11 Buchstaben erhalten sind; aber dafür haben wir hier noch einen dritten sicheren Anhaltspunkt für die Ergänzung, nämlich

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