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und färbte beim Aufkochen in einem enghalsigen Kolben ein über die Mündung gehaltenes Bleipapier bräunlich. Ausser dem Geruche nach Schwefelwasserstoff war aber auch der die flüchtigen Fettsäuren charakterisirende Geruch unverkennbar. Die Quantität des Wasserüberrestes war indess viel zu gering, als dass an eine erschöpfende qualitative oder quantitative Analyse hätte gedacht werden können.

Um die flüchtigen Bestandtheile des Torfes in etwas grösseren Mengen zu erhalten, wurde Torfwasser, wie es in den Torfgräben nach längerer Trockenheit vorkömmt, in einer geräumigen Retorte mit etwas verdünnter Schwefelsäure destillirt und das Destillat durch eine Vorlage mit Barytwasser hindurchgeleitet. Es entstand hiedurch eine schwache Trübung des Barytwassers. Nachdem die Destillation ungefähr 1/4 Stunde fortgesetzt worden war, wurde die Retorte von Neuem wieder mit Torfwasser gefüllt und die Destillation abermals in Gang gesetzt, so dass wenigstens 12 Liter Torfwasser auf solche Weise ihre flüchtigen Säuren an das in der Vorlage befindliche Barytwasser abgegeben hatten. Es entstand hiebei eine schwache Trübung von kohlensaurem Baryt. Zur vollständigen Fällung des Barytes wurde ein Strom durch Wasser gewaschener Kohlensäure hindurchgeleitet und das Barytwasser hierauf zum Kochen erwärmt. Nachdem die vom Niederschlage abfiltrirte Flüssigkeit bei weiterem Einleiten von Kohlensäure keine Spur von Trübung mehr zeigte, wurde ein kleiner Theil des Filtrates bis zur Trockne abgeraucht; es blieb ein weisses körniges Pulver zurück, welches beim Glühen in der Platinschaale sich schwärzte unter Entwicklung eines brenzlichen Geruches. Hienach waren also offenbar organische Säuren an den Baryt gebunden.

Den bei weitem grösseren Theil des filtrirten Destillates liess ich im Wasserbade bis zu einer geringen Menge verdampfen. Nach einigen Tagen waren deutliche Krystall

bildungen eines Barytsalzes bemerkbar, deren Form jedoch wegen unzureichender Menge nicht genauer bestimmt werden. konnte.

Zur näheren Prüfung der hier vorhandenen an Baryterde gebundenen organischen Säuren wurde der trockene Rückstand in mehrere Theile getheilt und diese zu einzelnen qualitativen Versuchen verwendet.

Beim Uebergiessen eines Theiles des Rückstandes in einer engen Proberöhre mit Schwefelsäure entwickelte sich zunächst ein ganz deutlicher Geruch nach Essigsäure, ein über die Mündung des Proberohres gehaltenes feuchtes Lakmuspapier färbte sich rcth; die rothe Färbung verschwand beim schwachen Erwärmen des Papieres. Neben dem Geruche nach Essigsäure war auch, jedoch im minderen Grade, ein Geruch nach Buttersäure unverkennbar.

Essigsäure und Buttersäure scheinen überhaupt nie fehlende Begleiter des Torfes zu sein, ihnen ist wohl vorzugsweise die schwach saure Reaktion des Torfes zuzuschreiben. Kraut 5) und Lehmann 6) haben schon früher in Wässern, welche in Torfdistrikten entsprungen oder längere Zeit mit Torf in Berührung gestanden, Essigsäure und fette Säuren nachgewiesen; desgleichen hat v. Vogel sen.7) in dem Mineralwasser von Brückenau Essigsäure, später Scheerer) in demselben Wasser ausser Essigsäure, noch Buttersäure gefunden. Da man nicht annehmen darf, dass das Wasser diese Säuren zu bilden vermöge, so sind dieselben offenbar aus dem Boden, mit welchem diese Wässer in Berührung gestanden, aufgenommen worden und es liegt daher nahe, diese Säuren als den Bestandtheil eines an Pflanzenüberresten reichen Bodens überhaupt zu betrachten.

5) Ann. d. Chem. und Pharm. B. 103. 29.
6) Journ. für prakt. Chemie. B. 45. S. 457.
7) Journ. de Pharm. T. 12. p. 8.

8) Ann. der Chem. und Pharm. B. 99. S. 257.

In einer weiteren Probe wurde der im Wasser gelöste Rückstand mit salpetersaurem Silberoxyd erwärmt und ebenso in einem ferneren Versuche mit rothem Quecksilberoxyd. Im ersteren Falle bildete sich reducirtes Silber, im zweiten metallisches Quecksilber; hiedurch war die Gegenwart von Ameisensäure, welche auch schon von früheren Beobachtern in dergleichen Gewässern gefunden worden ist, festgestellt.

Es ist hier der Ort, noch einer Beobachtung Erwähnung zu thun, welche ich in Beziehung auf den Säuregehalt cultivirter und uncultivirter Torfböden wiederholt zu machen Gelegenheit hatte.

Ich habe schon in einer früheren Arbeit gezeigt 9), dass ein frisches Stück Torf auf Lakmuspapier gelegt die Berührungsstelle deutlich roth färbt. Diess ist auch noch der Fall mit der schwarzen Moorerde, welche auf dem hier in Rede stehenden Torfmoore der Schleisheim-Dachauer Ebene den darunterliegenden Torf in einer ungefähr / Fuss hohen Schichte überdeckt. Sobald aber durch eine theilweise Trockenlegung des Torfmoores auf einzelnen Stellen desselben eine bemerkbare Aenderung der Vegetation eingetreten ist, indem nämlich, wie ich a. a. O. gezeigt habe, neben dem Streugrase üppige Futtergräser auftreten und ersteres sogar in verhältnissmässig kurzer Zeit verschwindet, so vermindert sich auch der Säuregehalt; diese Erde färbt feuchtes Lakmuspapier kaum mehr röthlich, sondern verhält sich nahezu indifferent. Nachdem Nachdem endlich der entwässerte Boden durch Aufschütten von Strassenkoth, durch Düngung u. s. w. in der Art cultivirt ist, dass er eine Haferernte zu liefern im Stande ist, hat die saure Reaktion der Erde nicht nur aufgehört, sondern es wird statt ihrer sogar

9) Akadem. Sitzungsber. 10. Juni. 1865.

eine geringe alkalische Reaktion bemerkbar. Schwach geröthetes Lakmuspapier wird durch die aufgelegte feuchte Erde entschieden blau gefärbt. Es scheint hiernach die Unfruchtbarkeit des Torfbodens mit dem Säuregehalt im nahen Zusammenhange zu stehen, da wie man weiss, ein guter Ackerboden stets alkalisch reagirt und da auch, wie ich gezeigt habe, durch geeignete Cultur, d. h. indem der ursprünglich unfruchtbare Boden in fruchtbaren umgewandelt wird, die saure Reaktion nach und nach verschwindet und sogar eine alkalische Natur des Bodens auftritt. Die höchst vortheilhafte Wirkung, welche eine Düngung mit Asche, überhaupt mit mineralischen Düngsubstanzen auf entwässerte Torfgründe äussert, dürfte zum Theil, natürlich nur in zweiter Linie neben dem richtigen Faktor der direkten Pflanzenernährung, in der Neutralisation der Säuren oder sauren Salze dieser Bodenarten begründet sein. Jedenfalls spielt der stets wechselnde Gleichgewichtszustand zwischen Alkali und Säure im Boden eine wohl zu berücksichtigende Rolle in der Beurtheilung der Fruchtbarkeit eines Bodens.

Um die Neutralitätsverhältnisse einer Bodenart zu untersuchen, verfahre ich auf die Weise, dass ich einen länglichen Streifen feuchten, blauen Lakmuspapieres auf einer Glasplatte ausbreite und nun die Hälfte des Papieres ungefähr einen Zoll hoch mit der zu prüfenden Erde bedecke, welche hierauf mittelst einer Spritzflasche mit destillirtem Wasser benetzt wird. Nach einigen Stunden der Einwirkung wird die Erde abgespült und man bemerkt nun, wenn Torfmasse selbst, Moorerde oder überhaupt uncultivirter Torfboden zum Versuche angewendet worden, eine deutliche Röthung der Stelle des Papieres, welche von diesen Erdschichten bedeckt war; bei der Ueberdeckung des Papieres mit fruchtbarer Garten- oder Ackererde, so wie auch mit einem festen Thonboden war in diesem Falle niemals eine Farbenveränderung des blauen Lakmuspapieres

eingetreten, wird dagegen der Versuch mit leicht geröthetem Lakmuspapier angestellt, so wird durch Torf, durch Moorerde und uncultivirten Torfboden keine Veränderung hervorgebracht, während durch fruchtbare Bodenarten eine Bläuung des Papieres bemerkbar wird, welche durch Trocknen und schwaches Erwärmen des Papieres nicht wieder verschwindet. Ich will noch bemerken, dass das zu diesen Versuchen bestimmte rothe Lakmuspapier entweder durch Eintauchen des weissen Papieres in leicht geröthete Lakmustinktur oder durch längeres Verweilen blauen Lakmuspapieres in einer ganz verdünnten Säure herzustellen ist. Es muss nämlich eine durchdringende Wirkung der Säure auf das Lakmuspigment stattfinden, indem es mir bei einer für diesen Zweck ungeeigneten Darstellung des rothen Lakmuspapieres schon mehrmals vorgekommen ist, dass derartiges rothes Reagenspapier durch Bespülen mit Wasser an der Oberfläche einen blauen Ton angenommen hatte, was selbstverständlich bei dieser Art der Versuche zu Irrthümern Veranlassung geben könnte.

Es kann nicht meine Absicht sein, nach diesen vereinzelten Versuchen im Allgemeinen den Grundsatz aufzustellen, dass fruchtbarer Boden stets alkalisch, unfruchtbarer dagegen stets sauer reagiren müsse; nur so viel steht fest, dass die von mir bisher in dieser Beziehung untersuchten Bodenarten, nämlich Schleisheimer und Aiblinger Torf, so wie uncultivirter Torfboden dieser beiden Lagen entschieden saure Reaktion zeigten, während fruchtbare Münchener Garten- und Ackererde, so wie ein fetter Thonboden aus der Gegend von Straubing und Aibling unverkennbar alkalisch reagirend sich ergaben. Nicht minder glaube ich als das Resultat meiner speciellen Beobachtungen auf dem Schleissheimer Moore hervorheben zu dürfen, dass durch die fortschreitende Cultur der Säuregehalt eines ursprünglich unfruchtbaren Bodens vermindert wird, ja dass bei der end[1866. II. 2.]

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