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das alpine Procänreich -, sondern es lassen sich sogar innerhalb desselben an dem schmalen Streifen der nördlichen Kalkalpinen drei wohlgesonderte Provinzen unterscheiden und festhalten, nämlich:

1) die Gosau provinz im Osten der Alpen bis zum Rauschenberg bei Reichenhall) charakterisirt durch Häufigkeit der Rudisten, ferner durch den Wechsel von Rudistenführenden Kalken und Conglomeraten mit gelbgrauem Mergel erfüllt von oft nur als Steinkern erhaltenen Conchylien, so wie endlich durch das fast gänzliche Fehlen jüngster Belemnitella-führender und mittlerer Kreide- oder ächter Galt-Ablagerungen,

2) die oberbayerische Provinz zwischen Traun und und Vils ausgezeichnet durch das massenhafte Vorkommen der Orbitulinen, im Gestein charakterisirt durch Orbituliten

8) Ich kann der Ansicht Zittel's nicht beistimmen, der das Gosaumeer bis Passau und Regensburg ausgedehnt sein lässt (S. 88 [164]). Die Procänablagerungen bei Passau d. h. bei Ortenburg und Regensburg sind allerdings den alpinen Kreidebildungen gegen Norden zu am nächsten benachbart und von ihnen zur Zeit durch keine Gebirgsscheidewand getrennt. Sie tragen aber entschieden und bestimmt in Gesteinsbeschaffenheit, Gliederung und Petrefaktenführung eine ebenso von der alpinen Entwicklungsform abweichenden wie aufs genaueste mit den böhmischen Schichten übereinstimmenden Charakter an sich, dass sie nur mit diesen böhmischen und sächsischen zusammengestellt werden können, aus welchen sie die dritte danubische Provinz des hercynischen Procänreichs ausmachen. Ich glaube auch aus anderen Gründen, dass selbst bis in die mitteltertiäre Zeit zwischen den Alpen und norddanubischen Gebirgen ein jetzt untergetauchter Gebirgsrücken bestand, welchen die südlichen Meere durch lange Zeitperioden hindurch von den nördlichen getrennt hielt und so allein die erstaunliche Verschiedenheit erklärlich macht, welche seit der Trias zwischen alpinen und selbst den nächsten ausseralpinen Ablagerungen in auffallendster Weise hervortritt.

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führende Kalk-Breccien und kalkige Sandsteine voll spitzsplittriger Hornsteinfragmente, ferner durch dunkelgraue meist weiche Mergel mit weissschaligen organischen Ueberresten, durch das Fehlen von Galtschichten und das Auftreten der obersten Procänschichten in Form der Belemnitella mucronata-haltigen Mergel,

3) die helvetische Provinz vom Algäu an westwärts in der Schweiz gekennzeichnet durch das Fehlen von Rudisten- und Orbituliten-Kalkbreccien, durch das Auftreten des Seewen-Kalks und Mergels an deren Stelle, sowie durch die vollständige Entwicklung des mittleren und unteren ProcänStockwerks in den Galt- und Neocomstufen.

Wir haben Grund anzunehmen, dass die in diesen verschiedenen Alpengebieten vorkommenden oberen Procän-Ablagerungen nur als besondere Entwicklungsformen - Facies einer und derselben gleichzeitigen Bildung eines Meeres oder doch zusammenhängender Meerestheile anzusehen sind.

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II. Vilser Kalk.

Bei der erstaunlich spärlichen Ausbreitung mittel- und oberjurassischen Ablagerungen (Dogger und Jura) in den Alpen ist die Feststellung jeder, wenn auch noch so beschränkten, neuen Fundstelle von Schichten dieses Alters von hohem Interesse. Oppels klassische Arbeiten über die Fauna der Vilserkalke bei Vils haben nicht wenig dazu beigetragen, manche bisher zweifelhafte Form mit Bestimmtheit auf eine Art des typischen Vilsenkalkes, des Stellvertreters der Kelloway-Stufe in den Alpen, zu beziehen,

9) Zeitschr. d. geol. Ges. 1863. S. 196.

10) Zeitschr. d. geol. Ges. 1865. S. 535.

während derselbe leider der Wissenschaft viel zu früh entrissene Paläontologe später nach wies, dass davon verschiedene andere jurassische Ablagerungen unserer Alpen einer grossen oberen Jurastufe über der Kimmeridge-Lage, die er die tithonische nannte, angehören und im Alter den ausseralpinen Jurabildungen des Plattenkalks von Solenhofen, Nusplingen und Cirin sowie der Korallen-führenden Kalke von Neuburg und Kelheim gleich stehen. In den Alpen gehören diesem Horizonte die Diphyenkalke, die Haselberger rothen Kalke, der Auerkalk und nach Benecke's fleissigen Untersuchungen auch der Calcare ammonitico rosso z. Th. in den Südalpen, ferner der Stramberger Kalk in Mähren an. Als ein Endglied schliessen sich endlich die sog. jurassischen Aptychen- oder Ammergauer Wetzsteinschiefer hier an. Während nun in den Südalpen unter den Bildungen mit Terebratula diphya und Ammonites hybonotus (tithonische Stufe), eine ältere Ablagerung mit Ammonites acanthicus, dem Horizonte des A. tenuilobatus im Alter gleich, folgt, wie zuerst Benecke klar und schlagend nachgewiesen hat, fehlt in den nördlichen Alpen, so weit, bekannt, jede Andeutung dieser Kimmeridge-Stufe vollständig und als nächste tiefere Bildung unterhalb der Jura-Aptychenschiefer tritt hier der Vilserkalk auf, der dagegen in den Südalpen zu fehlen scheint.

Der Vilser-Kalk oder die Schichten mit Rhynchonella trigona und Terebratulo pala war bis jetzt nur an wenigen Fundorten in den Alpen nachgewiesen. Als der westlichste Punkt muss Vils selbst, wo der Kalk aber auf einen ganz kleinen Hügel beschränkt vorkommt und die weisse Wand in der Nähe von Vils unmittelbar bei Füssen gelten. Von hier an fehlt ostwärts jede Spur dieser Ablagerungen auf

11) Geogn. paläont. Beiträge 1866. S. 133.

eine weite Strecke in den Alpen. Winkler 12) hat zuerst an den ihm von Revierförster Schenk mitgetheilten Versteinerungen einen zweiten Fundpunkt in den bayerischen Alpen am N. Gehänge des Kressenbergs unfern Teisenhofen bekannt gemacht. Allein die Versteinerungen von diesem Punkte stammen aus einigen, wenn auch grossen Felsblöcken, welche unzweifelhaft nicht als zu Tag ausgehende Schichtenköpfe einer unter dem hier hoch aufgehängten Geröll fortstreichenden und anstehenden Gesteinslage angesehen werden dürfen. Ich habe mit Prof. Oppel im Frühjahre 1865 diese Fundstellen besucht und wir waren beide keinen Augenblick darüber bedenklich, dass diese Trümmer keinem anstehenden Felsen angehören und dass wir hier nur einige von ihrer ursprünglichen Lagerung entfernte abgerissene Gesteinsstücke vor uns hatten. Wir fanden die damals schon stark aufgearbeiteten Kalkfragmente deutlich und entschieden auf Geröll und Gesteinsschutt aufruhend. Beim,,Beilehen" war sogar ein durch eine Kluft von dem Hauptstück abgesondertes Trumm in Folge der Herausnahme des untenliegenden Schotters herabgebrochen. Aehnlich grosse Felsentrümmer verschiedener alpiner Gesteine besonders von weissem Wetterstein, dann von Dachsteinkalk, ferner von rothem Hierlatzmarmor sahen wir ganz in der Nähe dieser Stelle mehrfach auf ganz analoge Weise im Schutt und Geröll eingebettet. Dahin gehören auch alle die anderen erwähnten 18) Fundstellen von Vilserkalk, welche entweder kein anstossendes Gestein repräsentiren, und auch nicht einmal mit einiger Wahrscheinlichkeit dem VilserKalk angehören oder aber nur das Vorkommen petrographisch ähnlicher, namentlich der Hierlatzkalke anzeigen.

12) N. Jahrb. f. Min. Geog. u. P. 1865. S. 302.
13) N. Jahrb. 1865. S. 303 u. S. 815 u. f.

Erst nach langer Unterbrechung trifft man weiter nach Osten in den österreichischen Alpen die schon seit längerer Zeit bekannt gewordenen ergiebigen Fundstellen des VilserKalkes bei Windischgasten besonders am Prielerberg und Gunstberg, dann bei Grossau und nach neuen grossartigen Unterbrechungen erst wieder in sehr ausgedehnter Ausbreitung nach v. Hauer's und Stur's Entdeckungen im nördlichen Ungarn.

Ob Vilser-Kalk in den Südalpen namentlich bei Roveredo, wie v. Hauer erwähnt, wirklich vorkommt, scheint durch Benecke's Untersuchungen mehr als zweifelhaft zu sein.

Kehren wir nun nach den nordöstlichen Kalkalpen zurück, so wurde bereits erwähnt, dass am westlichen Rande des Reichenhaller Beckens zwischen Karlstein und dem Gehänge des hohen Staufen ein Kranz weisser Kalkfelsen sich hinzieht, deren Gestein in hohem Grade mit dem weissen Vilser-Kalk übereinstimmt. Bei dem Mangel sicher bestimmbarer organischer Ueberreste aus dieser Kalkmasse muss ich deren Gleichstellung mit dem Vilser Kalk vor der Hand noch zweifelhaft lassen.

Indessen gelang es uns am Nordgehänge des hohen Staufen diese Bildung mit voller Sicherheit festzustellen.

Wenn man auf der Hauptstrasse zwischen Reichenhall nach Teisendorf aus dem Saalachthal über den Rücken, welcher hier an den Ostrand des steil abfallenden Staufengebirgs sich anlehrt, aufsteigend sich dem Schloss Staufeneck nähert, so zeigen mehrfache Entblössungen an dem hügelig ansteigenden Fusse des Gebirgs nördlich von der Strasse die gelbgrauen Nummulitenmergel, wie sie auch in den Vorbergen O. und SO. von Reichenhall vorkommen. Verfolgt man diese tertiären Ablagerungen nun aufwärts gegen die Schloss wand, so gelangt man in wildverwachsene, oft schluchtenartige Wasserrinnen, in deren Sohle stellenweise

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