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die Jura-Aptychenschiefer anstehen. Ich habe diese auf meiner Karte bereits angegeben. Bei der geognostischen Aufnahme dieser Gegend 1857 war ich bei Verfolgung dieser Aptychenschichten erst oberhalb des Schlosses Staufenecks aus den Gräben aufsteigend zur Höhe gelangt, auf welcher das Schloss liegt. Es zeigten sich hier ungeheure Schuttmassen, welche die Bucht zwischen dem Staufengebirge und dem nördlich vorliegenden Teisenberg ausfüllen. Es war mir daher der hohe Felsen, der unter Bäumen versteckt das Schloss Staufeneck trägt, bei dieser Begehung verborgen geblieben. Bei anderen Untersuchungen dieses Territoriums. traf es sich, dass ich andere Wege einschlug, oder erst bei eingebrochener Dunkelheit den Rückweg aus dem Gebirge über Staufeneck nahm. Bei einem Ausfluge 1865 zu der Maieralpe und Höggeralpe, um die auf der hier durchziehenden Aufbruchsspalte vorkommenden Triasschichten weiter zu verfolgen, schlugen wir den gewöhnlichen Alpweg ein, der dicht am Fusse des Staufenecker Felsens vorüberführt. Eine grosse Masse zerbröckelten Kalkes liegt hier im Wege selbst und das erste Stück, welches ich zur näheren Besichtigung aufhob, lieferte bereits eine charakteristische Terebratel des Vilser Kalk's, so zahlreich sind hier die Versteinerungen im Kalke eingeschlossen. Diese Bruchstücke sind offenbar von der Felswand abgebrochen, welche sich neben dem Wege fast senkrecht in bedeutender Höhe gegen 100 Fuss hoch erhebt und oben das Schloss Staufeneck trägt. Der Kalk dieser Felsmasse ist weisser Vilser Kalk und erfüllt von zahlreichen charakteristischen Arten dieser alpinen Kelloway-Stufe. Zunächst ist es die täuschende Aehnlichkeit der Gesteinsbeschaffenheit und des Erhaltungszustandes der eingeschlossenen Petrefakten mit dem Gestein von Vils, welche uns hier bei dem Kalk vom Staufeneck überrascht. Es ist derselbe weisse oder blassröthliche Kalk, welcher partieenweise dicht, marmorartig

und sehr fest ist, partieenweise aber aus krystallinischkörnigen und fasrigen Massen besteht. Der marmorartige, dichte Kalk umschliesst unregelmässig oolithische Theilchen von rother, gelber, milchweisser und graulicher Farbe, welche in einer feinkrystallinischen röthlichen Kalkmasse eingebettet liegen. Dadurch erhält das Gestein im Ganzen einen schmutzig blassröthlichen Ton. Vielen der oolithischen Absonderungen liegen kleine Organismen oder doch Bruchstücke derselben, Bryozoen, Foraminiferen, Spongiennadeln etc. zu Grunde, um welche sich die gefärbte Kalkmasse angesetzt hat. Auch scheinen kleine Trümmer von Gesteinsstückchen, oft von einer Kalkrinde umhüllt, eckig gestaltete Körnchen, welche dem Gestein ein breccienartiges Aussehen verleihen, erzeugt zu haben. Die grob krystallinischen ganz weissen Kalkpartieen dagegen besitzen nur geringen Zusammenhalt und daher kommt es, dass man diese Partieen leicht zerschlagen kann, eine Eigenthümlichkeit des Gesteins, welche der Ausbeutung vieler und zum Theil gut erhaltener Exemplare der eingeschlossenen organischen Ueberreste vortrefflich zu Statten kommt. Leider erhält man viele nur in Bruchstücken, weil die meisten hohl und im Innern von Kalkspathkryställchen dicht besetzt, beim Zerschlagen leicht zerfallen. Es ist höchst bemerkenswerth, dass genau dieselbe Gesteinsbeschaffenheit auch bei Vils getroffen wird, wo allerdings viele Einschlüsse ganz von Kalkspathfasern erfüllt sind. Absolut identisch mit dem Gestein von Staufeneck ist jenes von dem nördlichen Abhang des Teisenbergs. Es ist als sicher anzunehmen, dass beide Fundstellen ein und demselben speziellen Kalklager angehören. Das Vorkommen von Vilser Kalk an Staufeneck als anstehendes Gestein, frei von Ueberdeckung, ist nur als Folge der Thalbildung, welche durch Erosion selbst die tiefsten Schichten blossgelegt hat, anzusehen. Unbezweifelt streicht dasselbe Lager noch weiter nach Osten und Westen fort, wo es

[1866. II. 2.]

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aber von Schutt und Geröll überdeckt ist und dem Gesicht entzogen wird. Nach den Mittheilungen des Hrn. Revierförster Meier ist in der That dieses Fortsetzen in östlicher Richtung durch den eben ausgeführten Eisenbahnbau festgestellt worden.

Nicht weniger gewiss ist ein Fortstreichen nach Westen und hier muss es in dem Sattel des Hofalprückens wohl vermuthet werden. Daraus ergiebt sich die Vermuthung, dass die kolossalen Felsblöcke am Nordgehänge des Teisenbergs aus dieser höheren Lage stammen können.

Nachdem nun der Vilserkalk so weit im Osten wieder aufgefunden worden war, schien es denn doch mehr als wahrscheinlich, dass auch in dem Zwischengebiete zwischen Vils an der Lech und Saalach noch einzelne Punkte des Vorkommens von Vilserkalk sich auffinden liessen. Die neuesten in dieser Richtung von Oppel und mir unternommenen Durchforschungen zunächst der Gegend W. von Traunstein bei Staudach haben aber nur zum Theil einen lohnenden Erfolg gehabt. Es wurden nur an zwei sehr beschränkten Stellen zu Vilser Kalk zu rechnende Gesteine entblösst gefunden, nämlich im Kreuzgraben und an dem Mehrenthalgehänge unter dem Zinnkopf.

Der erste Punkt liegt an dem Zieh- und Alpweg zur Vorderalpe, welcher von Staudach durch den Mühlbach und höher aufwärts durch den Kreuzgraben führt nahe oberhalb seiner Vereinigung mit dem vom Gastätter heraufkommenden Alpweg, da wo der Weg von der östlichen Seite. des Grabens auf die westliche über den Bach führt. Es steht eine kleine, durch Steinbrucharbeit für Wegbaumaterial entblösste Wand neben dem Wege an und der Bach selbst stürzte über eine nicht hohe Felsmasse des Kalks in einem kleinen Wasserfalle hinab. Dieser Kalk gehört nicht der weissen Abänderung des Vilser Kalkes an, sondern ist intensiv roth, sehr hart und gestattet nur mit grosser

Mühe die nicht selten in ihm eingeschlossenen Versteinerungen herauszuschlagen. Dieser Kalk lieferte die charakteristische Rhynchonella trigona, welche allein es ausser Zweifel stellt, dass diese Bildung zum Vilser Kalk gehört. Ausserdem aber fand sich noch Rhynchonella vilsensis und Terebratula antiplecta..

Zur benachbarten Stelle am Mehrenthalgehänge gelangt man auf dem Ziehwege, der vom Gastätter zu dem Zinnkopf führt. Wo sich oben der Graben kesselförmig erweitert, ziehen auf dem östlichen Thalgehänge unter dem Zinnkopf (oder Zinnspitz) mehrere Felsriffe hin, welche aus einem gleichfalls sehr harten, meist intensiv rothen, doch auch röthlich weissen Kalkstein bestehen. Diese Felsen sind schwer zugänglich und es gelang nur wenig Bestimmbares aus dem festen Kalk herauszuschlagen, welches jedoch zureicht, um den Kalk als Vilser Kalk zu erkennen. Es ist sehr bemerkenswerth, dass hier nur die röthliche, festere Kalkmasse zu Tag ausstreicht; wahrscheinlich ist der leichter zersprengbare weisse Kalk bereits zertrümmert und zerfallen. Auffallender Weise scheint aber auch selbst dieser rothe Vilser Kalk in dem benachbarten, so prächtig aufgeschlossenen Gebirgskessel von Ruhpolding zu fehlen, da trotz der gerade auf diese Gegend concentrirten und sorgfältigsten Untersuchungen Emmrich's und Oppel's keine Spur desselben entdeckt wurde. Auch ich habe in dieser Gegend vergebens nach Vilser Kalk gesucht.

Der Vilser Kalk vom Schlosse Staufeneck ist nahezu so Individuen- und Arten-reich, wie das Gestein von Vils selbst. Einige der hier vorkommenden Brachiopoden geben zu besonderen Bemerkungen Veranlassung. Es sind mir von dieser Fundstelle theils nach unseren Aufsammlungen, theils nach der gefälligen Mittheilung des Hrn. Revierförster Meier in Reichenhall und nach dem in der

paläontologischen Sammlung niedergelegtem Materiale folgende organische Einschlüsse bekannt geworden:

Terebratula vilsensis Opp. liegt in mehr als 50 Exemplaren vor. Diese Species trägt an dieser Fundstelle, wie an jenen zuerst von Winkler beschriebenen am Gehänge des Teisenbergs einen ganz eigenthümlichen Typus an sich, welchen Winkler veranlasst hat, diese Form als eigne Species P. teisenbergentis zu betrachten. In der That besitzen fass sämmtliche Exemplare aus den östlichen Alpen constante Unterscheidungsmerkmale von der VilserForm, welche Winkler sehr gut und scharf hervorgehoben hat. Es lässt sich diesem noch hinzufügen, dass die Stirnkanten der typischen Art von Vils meist abgestumpft sind, während sie bei der Form aus den Ostalpen scharf, fast schneidig erscheinen. Die kurze Mittelwulst der kleinen Schale ist bei letzterer fast knotig angeschwollen, bei jener` von Vils dagegen schwillt diese von der Schalen mitte gegen die Stirn zu allmählig an. Trotz dieser Charaktere halte ich die Form der Ostalpen nur für eine örtliche oder provinzale Abänderung der Form von Vils, weil es keinem Zweifel unterliegt, dass beide sich an den verschiedenen Fundstellen vollständig vertreten; beide finden sich in gleicher Häufigkeit, ohne dass im Westen die zweite Varietät und im Osten die erste bemerkt wird. Ihre gegenseitige Stellvertretung liegt so klar vor, wie sie nicht leicht in einem zweiten Falle sich sicherer erkennen lässt. Auch sind die Unterscheidungsmerkmale, obwohl fast constant, nicht bedeutend. Mir scheint hier ein höchst bemerkenswerthes Beispiel einer Artmodifikation verschiedener verhältnissmässig nicht sehr entfernter Fundstellen vorzuliegen. Ich bin aber weiter noch der Ansicht, dass beide alpine Formen der Terebratula vilsensis und teisenbergensis nur als örtliche Abänderungen der französischen Terebratula bivallata Deslongsh. aufzufassen sind, von welcher jene sich nur

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