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6 Uhr Abends mit Tag und die darauffolgende Zeit bis 6 Uhr Morgens mit Nacht. Die Zahlen für Kohlensäure, Wasser, Harnstoff und Sauerstoff sind Gramme. Die Zahl in der letzten Rubrik ist eine Verhältnisszahl, welche ausdrückt, wie viel Sauerstoff in der ausgeschiedenen Kohlensäure gegenüber 100 aus der Luft aufgenommenem Sauerstoff enthalten ist.

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Am 3. August Morgens 6 Uhr trat derselbe Mann wieder in den Apparat ein, um 24 Stunden darin zu verweilen. Diessmal sollte es kein Ruhetag, sondern ein Arbeitstag für ihn sein. Er hatte ein Rad mit einer Kurbel zu treiben. Das Rad wurde mit so viel Gewicht belastet, bis der Widerstand in der Axe nach dem Gefühle des Arbeiters so gross war, wie er gewöhnlich bei Drehbänken in mechanischen Werkstätten ist, die durch ein von der Hand getriebenes Schwungrad bewegt werden. Hiefür war ein Gewicht von 25 Kilo nöthig, welches an einer Rolle in einer um das Rad gelegten Kette schwebend hieng. Der Mann machte mit Unterbrechungen für Ruhe und Mahlzeiten, wie sie bei Arbeitern gewöhnlich sind, am Tage 7323 Umdrehungen, und beendigte die Arbeit Abends 5 Uhr. Er fühlte sich zu dieser Zeit ermüdet, wie nach einer anstrengenden Arbeit oder einem längeren Marsche. Die Kost war den Tag

über genau dieselbe, wie am 31. Juli, ebenso die Zeit, zu welcher er sie verzehrte. Er genoss nur etwa 600 Grammen mehr Wasser, welches man ihm an beiden Tagen nach Belieben trinken liess. Nach dem Abendessen begab er sich bald zur Ruhe, schlief bald ein, und erwachte erst Morgens nach 5 Uhr, wo er sich ganz wohl und wieder neu gestärkt fühlte.

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Vergleicht man nun in diesen beiden Versuchen Tag und Nacht, Ruhe und Arbeit untereinander, so treten uns die merkwürdigsten Verhältnisse entgegen. Beim Ruheversuch findet man trotz der Ruhe am Tage einen grossen Unterschied zwischen Tag und Nacht in der Kohlensäureausscheidung und in der Sauerstoffaufnahme. Bei Tag viel mehr Kohlensäure, hingegen viel weniger Sauerstoff als bei Nacht. Von der in 24 Stunden überhaupt ausgeschiedenen Kohlensäure - Menge treffen auf den Tag 58 Procent und 42 Procent auf die Nacht, während von der aufgenommenen Sauerstoffmenge nur 33 Procent auf den Tag und 67 Procent auf die Nacht treffen.

Die Ausscheidung des Harnstoffes ist, wie man bereits weiss, bei Tag und Nacht nicht gleichmässig, es wird bei Tag immer mehr, als bei Nacht ausgeschieden. Am Ruhetag sehen wir die Ausscheidung des Harnstoffes in den bei[1866. II. 3.]

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den Tageshälften genau proportional der Kohlensäureausscheidung gehen, von beiden werden am Tage 58, und bei Nacht 42 Procent ausgeschieden.

Was am meisten überrascht, ist der Antagonismus in der Kohlensäureabgabe und Sauerstoffaufnahme zwischen den beiden Tageshälften selbst bei möglichster Vermeidung aller Muskelanstrengungen, am 31. Juli, am Ruhetag. Man sieht also, dass das blosse Wachen, das blosse Aufnehmen von sinnlichen Eindrücken schon auf den Stoffwechsel wirkt, dass sich die Kohlensäurebildung dadurch vermehrt, wie bei Muskelarbeit, und es wird uns verständlich, warum manche Kranke bitten, man soll die Fenster verhängen und kein Geräusch machen und sie nicht anreden. Jede Wahrnehmung ist mit einer Ausgabe verbunden.

Diesen Antagonismus zwischen Tag und Nacht sehen wir noch sich steigern, wenn wir den Arbeitstag mit in Vergleich ziehen. An diesem Tage, am 3. August, steht die Kohlensäure-Abgabe und Sauerstoff-Aufnahme genau im umgekehrten Verhältnisse bei Tag und Nacht. Von der in 24 Stunden abgegebenen Kohlensäure kommen 69 Procent am Tage und 31 Procent in der Nacht, während vom Sauerstoff am Tage 31 Procent und in der Nacht 69 Procent aufgenommen werden, also genau umgekehrt.

Am Tage, während des Wachens erzeugen wir somit jedenfalls einen grossen Theil der Kohlensäure auf Kosten des Sauerstoffes, welchen wir in einer vorausgegangenen Zeit der Ruhe und des Schlafes aufgenommen haben. Unser Wille findet für seine willkürlichen Bewegungen das Material schon vorbereitet, er braucht gleichsam die geladene Flinte oder die gespannte Feder nur loszudrücken.

Um was wir an einem Tage mehr Sauerstoff verbrauchen, als an einem andern, um das nehmen wir in der darauffolgenden Nacht wieder Ersatz auf, und so lange wir diess thun und vermögen, sind wir jeden Morgen neu zur Arbeit

gerüstet. Diess spricht sich sehr deutlich in Zahlen aus, wenn man die beiden Versuchstage im Ganzen miteinander vergleicht. Am Ruhetage wurden 911 Grammen Kohlensäure ausgeschieden, und 708 Grammen Sauerstoff aus der Luft aufgenommen, am Arbeitstage 1284 Kohlensäure und 954 Sauerstoff. Es wurden somit im Ganzen am Arbeitstage 373 Grmm. Kohlensäure mehr, als am Ruhetage ausgeschieden und 246 Grmm. Sauerstoff mehr aufgenommen. Da beim Menschen seiner gemischten Kost entsprechend nahezu ebensoviel Sauerstoff für den Gesammtstoffwechsel nothwendig ist, als in der ausgeschiedenen Kohlensäure enthalten ist, so kann man sich fragen, ob die am Arbeitstage mehr ausgeschiedene Kohlensäure wenigstens annähernd so viel Sauerstoff enthält, als am Arbeitstage auch mehr Sauerstoff aufgenommen worden ist, und die Antwort stimmt befriedigend mit der Voraussetzung überein, denn 373 Grmm. Kohlensäure enthalten 271 Grim. Sauerstoff und 246 weist der Versuch nach. Die Differenz von 25 Grmm. kann nach dem Eingangs gesagten Versuchsfehler sein.

Höchst auffallend ist, dass am 3. August während der Arbeit, bei grosser körperlicher (Muskel-) Anstrengung keine erheblich grössere Sauerstoffaufnahme, als am 31. Juli während der Ruhe stattfand. Am 31. Juli, wo unser Mann keine grössere Muskelanstrengung hatte, als vielleicht mancher Schlafende, der sich im Bette wälzt und mit den Armen. um sich schlägt, auch hat, wo er grösstentheils auf dem Stuhle oder auf dem Bette sass und sich nur mit Lektüre und dem Zerlegen einer kleinen Uhr befasste, nahm er von Morgens bis Abends 6 Uhr 234 Grmm. Sauerstoff auf, und am 3. August, wo er bis zu starker körperlicher Ermüdung arbeitete, und viel mehr Kohlensäure ausschied, nahm er in der gleichen Zeit nur 295 Grmm. Sauerstoff, also nur um 43 Grmm. mehr, als in der Ruhe auf. Daraus ersehen wir deutlich, dass es nicht das Bedürfniss nach Sauerstoff sein

kann, welches uns bei körperlicher Anstrengung zu häufigerem und tieferem Athemholen zwingt, sondern das Bedürfniss, die mehr erzeugte Kohlensäure los zu werden, und die Hitze des Blutes zu mässigen.

Die Vertheilung der Mengen auf Tag und Nacht, bei Ruhe und Arbeit zeigt für die Kohlensäureabgabe relativ eine viel grössere Schwankung als für die Sauerstoffaufnahme, wie aus folgender Zusammenstellung hervorgeht.

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Die Sauerstoffaufnahme des Körpers im Wachen und Schlafen, an Ruhetagen und Arbeitstagen geht relativ regelmässiger vor sich, als die Sauerstoffa bgabe oder die Bildung der Kohlensäure.

Merkwürdig ist auch noch der Parallelismus der Kohlensäureabgabe während der Nacht mit der Sauerstoffaufnahme während des Tages. Gleichwie am Tage kein grosser Unterschied in der Sauerstoffaufnahme ist, es mag der Mensch körperlich arbeiten oder ruhen, so ist auch in der Nacht kein erheblicher Unterschied in der Kohlensäure-Ausscheidung, der Mensch mag den Tag über sich körperlich angestrengt haben oder nicht. Beim Arbeitsversuche hat unser Mann nur 60 Grmm. Sauerstoff mehr aufgenommen und in der darauffolgenden Nacht nur 21 Grmm. Kohlensäure mehr ausgeschieden, als zu der entsprechenden Zeit des Ruheversuches. Es ist gewiss nicht zufällig, dass der Sauerstoff, welcher in der Kohlensäure der Nacht sowohl

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