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werden im Nachsommer seitliche Sprossanlagen erzeugt, welche sich mehr oder weniger weit ausbilden, überwintern und im Frühjahr zu oberirdischen blühenden Stengeln auswachsen. Der Zustand, in welchem sich diese Sprossanlagen beim Einwintern befinden, hängt von der Zeit ihrer Entstehung und von der Raschheit ihres Wachsthums ab. Beides aber wird bedingt einerseits durch die spezifischen Wachsthumsverhältnisse der ganzen Pflanze, anderseits durch die äussern Einflüsse.

Die Wachsthumsverhältnisse stimmen darin bei allen Arten überein, dass der aus dem Rhizom entspringende Spross (Stengel) am Grunde mit schuppenförmigen Niederblättern, welche indess auch mangeln können, dann mit grünen Laubblättern und oberhalb mit kleinen schmalen grünlichen Hochblättern besetzt ist, worauf derselbe mit einem Blüthenkopfe abschliesst. Ferner, dass von einem bestimmten Punkte, der höher oder tiefer liegen kann, abwärts alle Blätter Axillarknospen bilden, welche unter günstigen Verhältnissen sich entwickeln und zwar letzteres in absteigender Folge, und welche dann selbst wieder in einen Blüthenkopf ausgehen. Die obern dieser Seitenstrahlen sind meistens nur mit Hochblättern, die untern immer auch mit Laubblättern besetzt. Die untersten dicht an der Erde befindlichen gleichen in allen Theilen dem sie erzeugenden Stengel selber.

Innerhalb dieses gemeinsamen Typus bestehen aber sehr wesentliche spezifische Differenzen, welche durch die Zahl der verschiedenen Blätter und durch die Länge der sie trennenden Stengelinternodien bedingt werden und welche ihrerseits auf das Verhalten der Axillarknospen zurückwirken.

Was zuerst die Zahl der Blätter betrifft, so giebt es, um nur die beiden extremen Fälle zu nennen, einerseits Pflanzen, bei denen sowohl die Niederblätter als die Laub

und Hochblätter zahlreich vertreten (Hieracium boreale, H. umbellatum etc.), anderseits solche, bei denen sie bloss in sehr beschränkter Zahl vorhanden sind (H. murorum, H. alpinum etc.). Die höchste Reduction können die Niederblätter und die Hochblätter erfahren, erstere können selbst ganz mangeln, indess die Laubblätter nicht unter eine gewisse Zahl zurückgehen. Zwischen den beiden genannten Extremen giebt es Uebergänge mit verschiedenen Combinationen, z. B. spärliche oder mangelnde Niederblätter und zahlreichere Laubblätter (H. vulgatum, H. villosum etc.).

Mit Rücksicht auf die Länge der verschiedenen Stengelinternodien giebt es nur eine bei allen Species constante Erscheinung, diejenige nämlich, dass die Internodien zwischen den untersten Schuppen immer verkürzt sind. Von den übrigen Vorkommnissen übergehe ich diejenigen, welche die Hochblattregion betreffen, da sie wohl für die Systematik überhaupt, nicht aber für die Innovation von Bedeutung sind. Das Verhalten der Internodien in der Niederblattund Laubblattregion bietet uns folgende hauptsächlichste Fälle dar.

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Bei manchen Arten sind die Internodien zwischen allen Nieder- und Laubblättern verkürzt; die Laubblätter bilden eine Rosette am Grunde des schaftartigen Stengels (H. murorum, H. florentinum, H. glaciale etc.). Wenn die Internodien zwischen den obersten Laubblättern verlängert sind, so ist der Stengel über der grundständigen Rosette beblättert (H. vulgatum). Bei andern Arten sind nur die Internodien zwischen den Niederblättern verkürzt, diejenigen zwischen den Laubblättern dagegen verlängert; der beblätterte Stengel hat keine basilare Blattrosette (H. boreale, H. umbellatum). Endlich giebt es noch solche Arten, bei denen die Internodien zwischen allen oder doch den obern Laubblättern verkürzt sind, während die unter

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halb dieser Stelle befindlichen Internodien (zwischen den untern Laubblättern oder zwischen den Niederblättern) sich strecken. Dadurch entsteht eine gestielte Blattrosette, am Grunde des Blüthenschaftes, deren Stiel mit Laubblättern oder Niederblättern besetzt ist. Dieser Stiel sammt seiner Blattrosette ist in der Regel niederliegend und bewurzelt, und heisst Ausläufer (H. Pilosella, H. Auricula, H. aurantiacum).

In letzter Linie sind noch die spezifischen Verschiedenheiten bezüglich der Entfaltung der seitlichen Knospen zu erwähnen. Wie bereits bemerkt, sind alle Blätter des Stengels bis zu einer gewissen Höhe, die jedoch für verschiedene Arten äusserst ungleich ausfällt, mit entwicklungsfähigen axillären Sprossanlagen versehen, die sich der Reihe nach von oben nach unten entfalten. Wir treffen hier aber auf zwei Typen, die in ihren extremen Erscheinungen äusserst verschieden sind. Die absteigende Folge in der Knospenentfaltung setzt sich entweder ohne Unterbrechung fort, oder sie erleidet eine solche und zerfällt somit in zwei getrennte Entfaltungsreihen.

Ersteres findet man im allgemeinen bei den wenigblättrigen Arten und vorzugsweise bei den mit einer Blattrosette versehenen. Die Entfaltung der Knospen (Verzweigung) kann entweder in der Hochblattregion beginnen (H. murorum, H. glaciale, H. Auricula), oder erst in der Laubblattregion (H. Pilosella, H. glanduliferum, H. piliferum). Von dem Punkte, wo sie begonnen, schreitet sie Blatt für Blatt nach unten. Zuerst bildet sie Verzweigungen des Blüthenstandes, dann beblätterte Aeste, zuletzt Rosetten, die in wahre Stengel auswachsen (H. murorum), oder zuerst blüthentragende Schäfte, dann Rosetten oder Ausläufer (H piliferum, H. Pilosella) etc. Die Knospen in der Achsel der Niederblätter und oft auch der untern Laub

blätter bleiben unentwickelt, indem der Entfaltungsprocess nicht bis zu ihnen niedersteigt.

Der zweite Fall zeigt sich im Allgemeinen bei den reichbeblätterten Arten und vorzüglich dann, wenn der Stengel mit zahlreichen Laubblättern besetzt ist. Hier schreitet die Entwickelung der Knospen von der Spitze an nur bis auf eine gewisse Strecke weit fort. Sie beschränkt sich meistens auf die Hochblattregion und bildet die Inflorescenz. Die abwärts davon befindlichen Knospen gelangen nicht zur Entfaltung, so dass die Laubblattregion oft gänzlich oder beinahe gänzlich unverzweigt bleibt. Dagegen entwickeln sich die Sprossanlagen am Grunde des Stengels, die sich in der Achsel der untersten Laubblätter oder der obersten Niederblätter befinden. Sie treten zunächst als Ausläufer, Rosetten oder geschlossene Knospen auf, entwickeln sich später aber zu blühenden Stengeln. Auch diese Entwickelungsfolge beginnt an einem bestimmten Punkte und geht von da Blatt für Blatt abwärts, bis sie erlischt. Die unterhalb dieser Stelle befindlichen Axillarknospen, sei es in den untern Laubblättern und den Niederblättern, sei es in allen oder den untern Niederblättern gelangen nicht zur Entwickelung.

Dass die Entwickelungsfolge sowohl am oberen Ende als am Grunde des Stengels eine absteigende ist, lässt sich leicht direkt beobachten. Was die Spitze des Stengels betrifft, so giebt sie sich überdem durch das centrifugale Aufblühen der Köpfe kund.

Mit Rücksicht auf die Basilarregion sehen wir, dass im Allgemeinen je der obere Seitenspross auch der gefördertere ist, da er sein Wachsthum früher beginnt und in der Regel - auch lebhafter betreibt. Die streng absteigende Folge am Grunde des Stengels erleidet aber sowohl oben als namentlich unten leicht Störungen. Dort ist zuweilen über dem obersten und grössten Seitentrieb noch eine oder die andere

wenig entwickelte Knospe sichtbar, was sich in der Regel auf äussere ungünstige Einflüsse zurückführen lässt. Unten wird die Entwicklungsfolge um so unregelmässiger, je weiter sie sich unter die Erdoberfläche erstreckt, und je längere Zeit sie andauert. Wir beobachten hier nicht selten, dass mit Ueberspringung mehrerer Axillarknospen eine tiefere sich entwickelt.

Die einzigen Achselknospen, welche unterhalb der sich entfaltenden Triebe der apicalen und basilaren Reihe unentwickelt bleiben, haben zwar ebenfalls das Vermögen auszuwachsen, aber sie realisiren dieses Vermögen nur unter aussergewöhnlichen Umständen. Wird an einer reichbeblätterten Art der oberste Theil des Stengels im Sommer abgeschnitten, so gelangen die Achselgebilde der übriggebliebenen Laubblätter zur Entwickelung und zwar gleichfalls in absteigender Folge. Ebenso können die Axillarknospen der untern Niederblätter nach einem oder noch mehreren Jahren in Triebe auswachsen, wenn der obere Theil des Rhizoms zu Grunde geht.

Berücksichtigen wir nun bloss die Seitentriebe, welche an der Basis des Stengels, dicht an oder in der Erde entspringen; denn sie sind allein bei der Innovation betheiligt. Dieselben bewurzeln sich und wiederholen morphologisch den Stengel. Sie lassen in ihrer Entwicklung drei Hauptperioden unterscheiden. Zuerst treten sie mit der Niederblattbildung in seltenern Fällen auch sogleich mit der Laubblattbildung als seitliche Knospen auf, dann gelangen sie mit der Laubblattbildung zur Entfaltung einer Rosette und zuletzt zur Bildung von Hochblättern und Blüthenköpfen. Für diese ganze Entwickelung bedarf ein Stengel, je nach seiner spezifischen Organisation und nach den äussern Verhältnissen einer sehr ungleichen Zeitdauer, und da die Sprossbildung an seinem Grunde schon während oder vor der Blüthezeit beginnt, so wiederholt sich der ganze Entwicklungsprocess bei den einen

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