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Hieracien mehrmals während einer Vegetationsperiode, indess er bei andern die ganze Periode ausfüllt und daher jährlich nur einmal eintritt. Bei den letztern besteht das Rhizom aus ebenso vielen Sprossgenerationen als es Jahre zählt. Bei den ersteren können 2-5 Sprossgenerationen desselben einem einzigen Jahre angehören. Es giebt auch alpine Formen, welche normal nur alle zwei Jahre blühen, bei denen somit die Entwickelung des blühenden Sprosses zwei Vegetationsperioden erfordert (H. glanduliferum). Dabei sehe ich von allen Beispielen ab, wo ein Spross accidentell erst nach längerer Zeit zur Blüthe gelangt, indem sein Knospenzustand oder auch sein Rosettenzustand über das gewöhnliche Maass andauert.

zur

Im Herbst, wenn die Vegetetation aufhört, sterben die über der Erde befindlichen Theile ab, auch wenn sie ihren Entwicklungscyclus nicht abgeschlossen haben und Fructification gelangt sind. Es dauern nur die Theile unter und an der Erdoberfläche aus. Diese befinden sich, insofern es seitliche Gebilde sind, welche allein im nächsten Jahre zu blühenden Stengeln auswachsen können, bald im Zustande von Knospen, bald von kurzen aufrechten oder von verlängerten niederliegenden Laubtrieben. Ihre Beschaffenheit ist aber verschieden je nach der morphologischen Beschaffenheit der Pflanze und nach der Entwicklungsfolge ihrer seitlichen Gebilde.

Die überwinternden Knospen sind einmal verschieden nach der Zahl der bedeckenden Schuppen. Nur Pflanzen, die zahlreiche Niederblätter bilden, haben grosse reichbeschuppte Knospen (H. boreale, H. umbellatum), während bei denjenigen Arten, deren Stengel nur wenige oder keine Niederblätter hervorbringen, auch die Knospen klein und unvollkommen ausfallen (H. murorum, H. villosum).

Eine andere Verschiedenheit der Knospen wird durch [1866. II. 3.]

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die mehr fleischige oder häutige Beschaffenheit der Schuppen hervorgebracht. Knospen mit dicken fleischigen Schuppen sind fest und mit nahezu kreisrundem Querschnitte. Sie sind vermöge der reichlichen Reservenahrung offenbar für einen ruhenden Zustand angelegt. Knospen mit häutigen dünnen Schuppen oder Blättern sind weich und zusammengedrückt, nnd für eine ununterbrochene Vegetation bestimmt. Ob eine Knospe die eine oder andere Beschaffenheit annehme, hängt vorzugsweise von deren Lage ab, und wird zunächst durch das raschere oder langsamere Wachsthum bedingt. Befindet sie sich an der Erdoberfläche, so bleiben ihre Blattgebilde häutig und sie wächst sofort aus. Befindet sie sich dagegen unter der Erde, so verdickt sie ihre Schuppen und bereitet sich für einen Ruhezustand vor. Solche wirklich geschlossene Knospen kommen wohl bei allen Hieracien-Arten vor, während diejenigen mit ununterbrochener Entwickelung vielen reichbeblätterten Species gewöhnlich mangeln.

Endlich ist noch eine Bemerkung über die ungleiche Grösse der festen dicken geschlossenen Knospen zu machen, insofern dieselbe von ihrer Stellung in der Entwickelungsreihe der Axillartriebe bedingt wird. Bei einer Pflanze, welche am Grunde des Stengels bloss geschlossene Knospen bildet, sind wegen der absteigenden Entwickelungsfolge die obersten gross; die übrigen nehmen nach unten hin an Grösse allmählich ab. Bei einer Pflanze dagegen, an deren Stengelbasis die Knospen sofort zu Laubtrieben sich entfalten, findet man unterhalb der letztern bloss kleine geschlossene Knospen. Ihre für die Grösse der Pflanze oft auffallende Kleinheit rührt vorzüglich von dem Umstande her, dass es eben die untersten seitlichen Sprosse sind, welche sichtbar werden. Der absteigende Strom von plastischen Stoffen wird zur Entfaltung der obern auswachsenden Knospen verwendet, so dass für die untern geschlossenen

fast nichts mehr übrig bleibt. Daher kommt es, dass bei den meisten Hieracien-Arten die geschlossenen Knospen bisher übersehen, wenigstens nicht erwähnt wurden, weil sie immer nur klein sind.

Die überwinternden Laubtriebe treten immer in der Gestalt von Rosetten auf, die aber mit Rücksicht auf ververschiedene Gesichtspunkte verschieden sein können. Erstlich haben sie einen ungleichen Ursprung. Die Mehrzahl ist aus dünnen weichen Knospen mit ununterbrochener Vegetation entstanden (H. murorum etc.). Andere dagegen verdanken ihr Dasein dem vorzeitigen Auswachsen von dicken, festen geschlossenen Knospen, die für die Winterruhe angelegt waren (Accipitrinen).

Ferner haben die Rosetten ein ungleiches Ansehen, je nachdem die Pflanze, der sie angehören, in der betreffenden Region verkürzte oder verlängerte Stengelinternodien hat. Im erstern Falle befinden sich alle Laubblätter sammt den Niederblättern dicht gedrängt beisammen. Im zweiten Falle sind zwar die obern Blätter der Rosette ebenfalls gedrängt, weil die Internodien sich noch wenig gestreckt haben: doch liegen sie nicht ganz so dicht übereinander, wie im ersten Falle. Die untern Blätter der Rosette dagegen sind sehr locker gestellt, oder selbst merklich von einander entfernt. Insoferne können wir also dichte und lockere Rosetten unterscheiden.

Eine andere Verschiedenheit für die überwinternden Rosetten ergiebt sich endlich noch aus dem Umstande, ob die Internodien des Triebes, der in eine Rosette ausgeht, unterhalb derselben sich beträchtlich in die Länge strecken oder nicht. Im letztern Falle sind die Rosetten sitzend oder kurzgestielt. Im erstern befinden sie sich am Ende eines längern mehr oder weniger horizontalen Stieles und treten als Stolonen auf. Ob dieser Stiel mit Niederblättern oder Laubblättern besetzt sei, hängt lediglich von dem Um

stande ab, ob er in der Erde oder über derselben sich befindet. Soweit der Ausläufer wirklich hypogäisch ist, trägt er nur schuppenförmige und weissliche Niederblätter. Der epigäische Ausläufer hat grüne Blätter. Liegt er dicht an der Erde im Rasen versteckt, so sind seine Blätter zwar grösser und weniger weisslich als die ächten Niederblätter, aber doch kleiner, schmäler und viel blasser als die Laubblätter.

Ich habe noch einen Factor zu betrachten, welcher auf die Innovationsform Einfluss hat, es ist die Länge der Vegetationsperiode oder das Clima im Allgemeinen und die Witterung insbesondere, namentlich die des Herbstes. Diese Verhältnisse sind besonders für diejenigen Arten wichtig, welche während eines Jahres bloss einmal den vollständigen Entwickelungscyclus von der Niederblattbildung bis zur Fructification zu absolviren vermögen. Kommt eine solche Art in eine Gegend mit wärmerem Clima und folglich mit längerer Vegetationsperiode, oder wird ohne Ortsveränderung die Vegetationsperiode durch einen wärmern Sommer oder durch einen schönen und späten Herbst verlängert, so geht die Entwickelung der Pflanze einen Schritt weiter und sie kann dadurch bei einer andern Innovationsform anlangen. Im umgekehrten Fall, wenn nämlich die Vegetation durch ungünstige Witterung oder eine andere Ursache abgekürzt wird, kann die Innovation auf einer frühern Stufe stehen bleiben. Zur Erläuterung mögen folgende zwei Beispiele dienen.

Eine reichbeblätterte Hieracien-Art treibe jährlich einmal blühende Stengel, an deren Grund im Herbste geschlossene Knospen ausgebildet werden. Eine aussergewöhnlich verlängerte Vegetationsperiode bewirkt, dass die obern dieser Knospen zu Rosetten auswachsen, und dass daher die Pflanzen, statt wie gewöhnlich mit geschlossenen unterirdischen Knospen, nun mit grünen oberflächlichen Blätter

büscheln überwintern. Das gleiche Resultat kann unter Umständen auch durch eine besonders reichliche Ernährung hervorgebracht werden.

Als zweites Beispiel treibe eine mässig beblätterte Art jährlich gleichfalls nur einmal blühende Stengel; an deren Basis entwickeln sich aber im Herbste Blattrosetten. Wird in Folge kalter Witterung oder in Folge frühen Einwinterns die Vegetationsperiode verkürzt, so können sich die Knospen am Grunde des Stengels nicht mehr entfalten, und die Pflanzen überwintern mit Knospen, statt mit Rosetten. Tritt dagegen bei der nämlichen Art in irgend einer Weise eine Verlängerung der Vegetation ein, so wachsen die Rosetten, welche den Winter hätten ausdauern sollen, in blühende Stengel aus, welche nun an ihrem Grunde bloss noch Knospen, nicht aber Rosetten zu bilden vermögen. Auch in diesem Falle überwintern die Pflanzen mit Knospen und nicht mit Rosetten.

Es giebt Hieracien-Arten, bei denen normal zweimal oder mehrmals während eines Jahres blühende Stengel gebildet werden. Wenn die Sprossgenerationen dabei streng von einander geschieden sind, so ist der Erfolg einer Verlängerung oder Verkürzung der Vegetationsperiode für die Innovation der einzelnen Pflanze der nämliche, wie bei denjenigen Arten, welche normal nur einen Jahrestrieb hervorbringen. Wir beobachten namentlich, dass die Rosetten durch Knospen ersetzt werden. Doch zeigt sich darin eine Differenz, dass bei den Arten, welche normal nur einmal blühen, in der Regel alle Pflanzen oder doch die grosse Mehrzahl in der Innovation übereinstimmen. Bei denjenigen Species dagegen, welche mehrmals im Laufe des Jahres blühen, weichen die Pflanzen verschiedener Standorte und oft selbst die der gleichen Localität in der Innovation von einander ab. Die einen überwintern mit Knospen, die andern mit Rosetten. Diess rührt daher, weil die ver

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