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schiedenen Pflanzen nicht gleichzeitig ihre Entwickelungsphasen durchlaufen. Die einen blühen und legen Wurzelknospen an, indess andere dieselben bereits zu Rosetten ausbilden.

Ferner giebt es Arten, bei denen ebenfalls während einer Vegetationsperiode mehrere Stengelgenerationen zur Blüthe gelangen, wo aber diese Generationen der Zeit nach nicht strenge geschieden sind. Hier dauert das Blühen an einem Stock fast ununterbrochen fort, und ebenso die Anlage von Wurzelknospen und die Ausbildung derselben zu Rosetten. Die Verkürzung oder Verlängerung der Vegetation hat bloss noch für den einzelnen Spross, nicht aber für den ganzen Pflanzenstock Bedeutung. Dieser trägt mehrere Stengel, die in ungleichen Entwickelungsphasen sich befinden, und von denen die einen mit Knospen, die andern mit Rosetten an der Basis versehen sind. Man findet daher immer, die Vegetationsperiode mag früher oder später abschliessen, beide Innovationsformen beisammen.

Ein eigenthümliches Verhalten zeigen die ausläufertreibenden Arten. Die Bildung der Stolonen beginnt sehr frühzeitig, nämlich schon mit oder selbst vor der Anlegung der Blüthenschäfte und verläuft sehr rasch, während mit der Bildung der an ihrem Ende befindlichen Rosette ein. Stillstand eintritt. Daher überwintern diese Arten meist mit Stolonen (gestielten Rosetten), seltener mit sitzenden (noch in der Blattachsel befindlichen) Kuospen.

Nachdem ich ich die verschiedenen Innovationsformen sammt deren Beziehungen zu den Organisationsverhältnissen und den äussern Einflüssen im Allgemeinen dargelegt habe, will ich das Verhalten bestimmter Hieracien-Arten betrachten

und daran dann einige Bemerkungen über die systematische Anwendung der Innovationsmerkmale knüpfen.

Ich beginne mit den Accipitrinen und nenne unter den beobachteten Species folgende: H. umbellatum Lin., H. latifolium Spreng., H. rigidum Hartm., H. brevifolium Tausch, H. eriophornm prostratum DC., H. boreale Fr., H. sabaudum Lin., H. robustum Fr., H. foliosum W. Kit., H. crocatum Fr., H. auratum Fr., H. hirsutum Tausch, H. elatum Fr., H. strictum Fr., H. prenanthoides Vill., H. lycopifolium Froel., H. tridentatum Fr., H. norvegicum Fr., H. gothicum Fr.

Die genannten Arten verhalten sich alle im wesentlichen gleich. Die überwinternden Knospen entwickeln sich zu einem reichbeblätterten Stengel. Die Laubblätter sind alle mehr oder weniger von einander entfernt, und bilden keine Rosette. Ausnahmsweise können sie höher oder tiefer am Stengel zusammengedrängt sein. Die untern Blätter sterben frühzeitig ab, so dass der Stengel unten nackt wird. Die Blüthezeit tritt spät und nur einmal ein; bloss abgeschnittene Pflanzen können zum zweiten Mal blühen. Die Axillarknospen am untern und mittlern Theil des Stengels bleiben unentwickelt. Dagegen werden im Nachsommer am Grunde des Stengels und fast immer unter der Erdoberfläche einige geschlossene Knospen von fester Consistenz und weisser Farbe angelegt. Dieselben sind verschieden an Grösse und Gestalt, bald sehr gross, bald mittelgross, bald rundlichoval, bald länglich oder lanzettlich.

Wenn man mehrere Arten, die sich auf dem nämlichen Standorte beisammen finden, zur nämlichen Zeit untersucht, so giebt die Beschaffenheit der Knospen zuweilen constante. Differenzen. Für solche vergleichende Untersuchungen eignet sich besonders der Garten. Doch muss man hiebei mit grosser Vorsicht verfahren, weil die Knospen schon im

Herbste anfangen auszuwachsen, und dabei grösser und länger werden.

In der zweiten Hälfte des Oktober 1864, als ich zum ersten Mal Beobachtungen über die Innovation aller im hiesigen botanischen Garten cultivirter Hieracien anstellte, hatten die meisten der oben genannten Arten ganz geschlossene Knospen, indem die Schuppen genau anlagen. Bei einigen jedoch waren sie nur halb geschlossen, indem die obern Schuppen etwas abstanden. Ich bin jetzt überzeugt, dass darin kein anderer Unterschied liegt, als der, dass bei den einen Arten die vollkommen geschlossenen Knospen sich früher zu entwickeln beginnen als bei andern.

Die Accipitrinen überwintern aber nicht bloss mit unterirdischen Knospen. Die letztern können nämlich schon im Herbste mehr oder weniger aus wachsen und eine über der Erdoberfläche befindliche grüne Blattrosette bilden. Es hängt diess von der Witterung des Herbstes und von der Lage der Knospen ab, indem anhaltende Wärme und geringe Entfernung von der Erdoberfläche die vorzeitige Entfaltung begünstigen. Ueberdem kommt aber auch die Natur der Pflanze in Betracht.

Was zuerst die Lage der Knospen betrifft, so können wir als Regel festhalten, dass an dem nämlichen Pflanzenstocke eine Knospe um so eher auswächst, je höher sie inserirt ist. Wir finden daher am gleichen Stengel die Knospen in verschiedenen Entwickelungsstadien. Die oberste hat sich z. B. in eine grössere grüne Rosette, die zweitoberste in eine kleinere blassgrüne Rosette entfaltet. Die dritte fängt an auszuwachsen und ist noch weisslich; die vierte sammt den folgenden ist geschlossen und weiss. Da nun bei den verschiedenen Pflanzen der gleichen Art die Knospen ungleich hoch an dem Wurzelstocke inserirt sind, so tritt auch die Rosettenbildung ungleichzeitig ein. Im gleichen Satze sind oft die einen Stengel im Herbste mit

Es ist

grünen Blätterbüscheln versehen, die andern nicht. überflüssig, bestimmte Species aufzuführen; da ich an allen obgenannten Arten einzelne überwinternde Rosetten beobachtet habe.

Der Einfluss der äussern Verhältnisse besonders der Temperatur giebt sich deutlich zu erkennen, wenn man die gleiche Pflanze in verschieden exponirten Lagen oder in verschiedenen Jahren beobachtet. Sätze der nämlichen Art, die im Münchner Garten an sonnigen, warmen, trockenen Stellen sich befinden, überwintern zuweilen mit Rosetten, während solche, die in schattigen und kalten Lagen wachsen, bloss Knospen besitzen. Ich untersuchte die Innovation aller unserer Hieracien in der zweiten Hälfte des Oktobers im Jahre 1864 und 1866, und war erstaunt über die Wirkung des warmen und trockenen Herbstes im letztern Jahr. Die nämlichen Pflanzen der Accipitrinen, welche im Herbste 1864 bloss Knospen besassen, zeigten jetzt mehrere Rosetten, und diejenigen, welche damals einige Rosetten hatten, waren jetzt mit zahlreichen Blätterbüscheln versehen.

Die

Auch die spezifische Natur kommt bei der vorzeitigen Entfaltung der Knospen zu Rosetten in Betracht. einen Species sind dazu vielmehr geneigt als die andern. Im Allgemeinen lässt sich festhalten, dass die Pflanzen um so später ihre unterirdischen Knospen entfalten, je strenger sie aphyllopod sind, je höher am Stengel hinauf die Blätter absterben. Bei Arten, welche noch im Herbste vegetirende Laubblätter an der Basis des Stengels haben, findet man auch besonders häufig überwinternde Rosetten.

Zu den letztern gehört H. prenanthoides Vill., welches übrigens in verschiedenen, mehr oder weniger aphyllopoden Varietäten vorkommt. Bei einer weniger aphyllopoden Varietät fand ich Ende August und Anfang September des Jahres 1864 im Oberengadin (bei 5300 bis 6300 Par. Fuss ü. M.) nicht selten Rosetten neben den ge

schlossenen Knospen, während eine Varietät mit strengerer Aphyllopodie gegen Ende Oktober im Münchner Garten noch ohne Blätterbüschel war.

Zu den Arten, welche häufiger als die andern Accipitrinen mit Rosetten überwintern, gehören auch H. tridentatum Fr. und H. gothicum Fr. Bei diesen beiden Species scheint es gleichfalls verschiedene Formen zu geben, welche sich ungleich verhalten. Bei H. tridentatum, welches in der Umgebung Münchens wächst, fand ich Ende Oktober 1864 bloss geschlossene unterirdische Knospen. Im Val Bevers des Oberengadins (bei 5400′) zeigten sich an derselben Art gegen Ende August des nämlichen Jahres neben geschlossenen Knospen viele auswachsende Knospen und einzelne kleine Rosetten. Bei Bergün im Canton Graubündten (bei 3600') hatten die Pflanzen schon am 12. Aug. hin und wieder schöne grüne Blätterbüschel. Ebenso zeigten mehrere Sätze von H. tridentatum im Münchener Garten. ungleiche Innovationserscheinungen, indem die einen gegen Ende Oktober des Jahres 1864 ohne Rosetten, die andern. mit ziemlich vielen schönen Rosetten versehen waren.

Ein ähnliches Verhalten zeigen auch H. albidum Vill., H. cydoniaefolium Vill. und H. picroides Vill. Sie besitzen unterirdische Knospen, die aber häufig im Herbste noch in kleine Rosetten auswachsen; wenigstens wird letzteres im Garten beobachtet. Gegen Ende Oktober 1866 hatte H. albidum am Grunde der Stengel kleinere oder grössere Rosetten, ausserdem auswachsende Knospen und ziemlich kleine geschlossene Knospen. Von H. cydonia efolium und H. picroides finden sich 12 Sätze in unserm Garten, die aus verschiedenen Gegenden der Schweizerund Tyroler-Alpen stammen und aus Samen erzogen wurden. Diejenigen, die im Frühjahre 1866 ausgesäet worden waren und im Spätsommer geblüht hatten, besassen gegen Ende Oktober meistens bloss unterirdische geschlossene Knospen;

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