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studirt hat, kann die Frage auftauchen, wie sich der Gâthâdialekt und seine Literatur zu den übrigen altérânischen Denkmalen verhalte; und zwar sind diese Lieder von dreierlei Gesichtspunkten aus zu betrachten, von dem der Grammatik, des Wortschatzes und des Inhalts.

Ueber das Verhältniss der Grammatik des Gâthâdialekts zum Altbaktrischen kann ich mich kurz fassen, da ich demselben in meiner nun bald erscheinenden altbaktrischen Grammatik eine eingehende Behandlung gewidmet habe. Es wird sich dabei als unzweifelhaft herausstellen, dass der Dialekt dieser Lieder allerdings ein eigenthümlicher ist und in allen Theilen der Grammatik Abweichungen vom gewöhnlichen Altbaktrischen aufweist, dass aber diese Eigenthümlichkeiten eben gerade hinreichen, um ihm den Charakter eines Dialektes zu wahren und nicht weiter, wesshalb ich es auch nicht tadeln kann, wenn Justi in seiner kurzen Grammatik des Altbaktrischen beide Dialekte gar nicht sondert. Schwieriger ist die Frage zu beantworten, wie weit diese beiden Dialekte auseinander liegen, ob ein längerer Zeitraum sie trennt, oder ob vielleicht die Verschiedenheit des Ortes höher anzuschlagen sei als die der Zeit, mit andern Worten: ob die Gâthâs zwar nicht in einer viel frühern Zeit, wohl aber in einer andern Provinz verfasst worden seien als die übrigen Theile des Avesta. Auf diese Frage giebt uns nun die Vergleichung der Grammatik beider Dialekte keine genügende Auskunft, es würden sich aus ihr Gründe sowohl für als gegen die eine und die andere Ansicht anführen lassen. Dagegen scheint mir, dass sich durch die Vergleichung der Ideen, welche diese beiden Literaturdenkmale beherrschen, auch diese Frage zu einem ziemlich befriedigenden Abschlusse führen lassen werde.

Wie über die Grammatik, so werden wir uns auch über die lexicalische Seite unserer Aufgabe kurz fassen können. Wenn man vom Altbaktrischen zum Gâthâdialekte übergeht,

so kennt man den grössten Theil der Wörter bereits aus den übrigen Texten. Es wird wol keines Beweises bedürfen, dass die Voraussetzung dafür spreche, dass dieselben Wörter in beiden Dialekten die gleiche Bedeutung haben, um so mehr als auch die Parsen selbst, mit äusserst geringen Ausnahmen, an dieser Identität festhalten. Nur wenn Gründe für die Annahme einer andern Bedeutung vorliegen, wird man diesen Folge geben müssen. Man denke sich etwa den analogen Fall, es wäre uns die gesammte griechische Literatur bekannt mit Ausnahme des Homer, dessen Verständniss erst wieder zu erschliessen wäre würde da nicht das Richtige sein, dass man zuerst die identischen Bestandtheile in beiden Zweigen der Literatur aufsuchte? Nun steht aber der Gâthâdialekt dem gewöhnlichen Altbaktrischen noch viel näher als der homerische Dialekt etwa dem attischen. Ein Blick in Justi's Wörterbuch zeigt uns, wie wenige Wörter es giebt, die nicht aus beiden Dialekten zugleich zu belegen sind. Zwar kommen auch solche Wörter vor, die nur den Gâthâs angehören, aber solche eigenthümliche Wörter finden sich in allen Bruchstücken des Avesta, es ist dadurch, dass sie sonst nicht vorkommen, noch nicht bewiesen, dass der andere Dialekt sie nicht besass. Gewiss ist, dass in beiden Dialekten eine gute Anzahl von Wörtern gar nicht vorkommt, welche die Sprache wirklich hatte, die Schuld davon trägt aber nur die geringe Anzahl von Texten, die sich erhalten haben.

Können wir aus den angeführten Gründen über die Vergleichung der Grammatik und des Wortschatzes beider Dialekte kurz hinweggehen, so werden wir dagegen um so ausführlicher von den Ideen handeln müssen, die sich in beiden Literaturdenkmalen finden, namentlich soweit sie religiöse Vorstellungen betreffen. Der bessern Uebersicht wegen folge ich hier derselben Anordnung der Gegenstände wie in der Einleitung zum dritten Bande meiner Avestaübersetzung.

In der Gâthâs ebensogut als in den übrigen Schriften der Avesta zerfällt die Welt in eine doppelte: in eine bekörperte und in eine geistige, darum ist auch oft genug von beiden Welten die Rede XXXV, 9. 23. XXXVIII, 9. XLI, 5.), auch der nicht ganz klare Ausdruck ahûm bis (XLIII, 2.) scheint diese Bedeutung zu haben. Diese beiden Welten werden wieder in eine bekörperte (açtvat) und die des Geistes (managhô) geschieden (cf. XXVIII, 2. XLII, 3.), aber auch diese Welt als die materielle wird der unvergänglichen entgegengestellt (XL, 4. XLIV, 4.) und auch mit dem Ausdrucke béñdva (XLVIII, 1. 2.) scheint dieselbe Vorstellung verbunden. Dagegen heisst die jenseitige auch die beste Welt (XLIII, 2.), die andere Welt XLV, 19.) zuweilen scheint sie auch als die Welt schlechthin bezeichnet zu werden (XLV, 13.). Einen etwas andern Sinn scheint es zu haben, wenn das Frühere und das Spätere in der Welt unterschieden wird (XLIV, 2. 3.), nach meiner Ansicht geht dieser Ausdruck auf den früheren oder späteren Zustand der Welt vor und nach der Auferstehung. Diese Zweitheiligkeit der Welt schliesst auch hier nicht aus, dass der Gegensatz zwischen dem guten und bösen Principe nicht ebensogut vorhanden sei wie sonst im Avesta. Im Gegentheil, die folgenden Bemerkungen werden zeigen, dass dieser ganz in derselben Weise existirt wie dort. An der Spitze steht auch hier Ahurô-mazdâo und nach der gewöhnlichen Sitte der Avestasprachen ist auch hier dieser Name noch nicht vollkommen zum Eigennamen verknöchert sondern beide Theile werden noch als nom. appell. gebraucht, so ahura in seiner gewöhnlichen Bedeutung,,Herr" (XXIX, 2.) auch mazdâo soll, wenigstens der Tradition nach,,,grosse Weisheit" bedeuten (XL, 1.) und nach der Etymologie ist diess sehr wohl möglich. Im Allgemeinen kann aber hier kein Zweifel sein, dass Ahura Mazda auch in der Gâthâs als oberster Gott bezeichnet werde. So finden wir ihn deutlich gedacht

XXXVII, 1. 2. und XLIII, 7, als Schöpfer der Thiere erscheint er XXIX, 2. XLVI, 3. auch L, 7 ist für die Schöpfungslehre interessant und zeigt, dass sich die Gâthâs diese ganz im Einklange mit den übrigen Schriften des Avesta dachten. Auch zeigt sich Ahura überall als einen persönlich gedachten Gott, XXIX, 2. 6. wird er sprechend eingeführt XXX, 11 gebend XXXIII, 2 ist von seinem Willen die Rede. Er erhält den Beinamen pénista der Heiligste (XXXIII, 12) çévista der Nützlichste (XXXIII, 11.), vîçpâ-hishaç der Allsehende (XLIV, 4.) ganz wie im übrigen Avesta (cf. besonders Yt. I, 2. 8.) An einer Stelle (XLVI, 2) heisst er der Vater der Reinheit und namentlich XLIV, 2. 3. 4. 6. 8. erscheint. er durchaus persönlich. Von den zu ihm gehörenden Frauen ist XXXVIII, 2 die Rede. von seinem Reiche XXXI, 6 nach XXXI, 8 ist er der Vater des Vohu-mano und mit Augen zu erblicken. Nicht selten erscheint er aber auch unter dem Namen Çpeñtô mainyus, der vermehrende Geist, (XXX, 4. 5. XXXVI, 2.) und auch dann ist er, wie im übrigen Avesta, persönlich gedacht. Als persönlich gedachter Gott muss er natürlich seine Wohnung haben und so ist denn auch von dem Pfaden der Reinheit die Rede, an denen Ahura wohnt (XXXIII, 5. XLII, 3. LII, 2.) von den Welten welche er bewohnt (XLV, 16.), die Wohnung wird aber auch garô-demâna (L, 15) oder demânem garô (XLIV, 8. XLIX, 4) genannt, ein Name, denn sie auch sonst führt. An einigen Stellen (XXX, 9. XXXI, 4. XLIV, 1.) ist auch von den mazdâog hô im Plural die Rede, die Tradition will darunter beharrlich nur den Ahura Mazda verstehen, wogegen ich eher geneigt bin der Ahura Mazda mit Hinzunahme der Amescha-çpentas zu sehen. Auf keinen Fall dürfen wir in diesem Plural den Rest eines alten Polytheismus sehen, dazu ist die Stellung Ahuras auch in den Gâthâs zu bestimmt und allzu hervorragend.

Nächst Ahura-Mazda werden in den Gâthâs am meisten

die höchsten Götter nach ihm, die Amesha-çpeñtas, genannt. Auch bei ihnen tritt der Fall ein, dass ihre Namen bald als Abstracte bald als Concrete gebraucht werden. So auffallend uns dieser Gebrauch auch erscheinen mag, so ist er doch den Gâthâs nicht eigenthümlich sondern lässt sich mit leichter Mühe und in derselben Weise auch im übrigen Avesta nachweisen. Ich erinnere nur an den Haoma, der bekanntlich bald als Pflanze bald als Gott gedacht wird. So ist es auch mit den Amesha-çpentas und ich habe schon in der Einleitung zum dritten Bande meiner Avestaübersetzung Stellen namhaft gemacht, wo sich die Namen derselben als nom. appell. gebraucht finden. In den Gâthâs nun verschwimmen der persönliche und abstracte Begriff meist so ineinander, dass an vielen Stellen selbst die Uebersetzungen einheimischer Erklärer schwanken, ob sie diese Namen auf die eine oder die andere Art übersetzen sollen. Mit ihren Collectivnamen Amesha-speñtas werden meines Wissens diese Genien nur an einer Stelle (XXXIX, 8) in den Gâthâs bezeichnet, aber ihre Namen werden an mehreren Stellen so vollständig aufgezählt, dass es keinem Zweifel unterliegen kann, dass sie auch schon in diesen Stücken als zusammengehörende Wesen erscheinen (cf. XXXIV, 1. 11. XXXVII, 9. fg. XLIV, 10. und besonders XLVI, 1.). Da an mehreren dieser Stellen, trotzdem dass von persönlichen Wesen die Rede ist, die Namen der Amesha-çpeñtas als Neutra behandelt werden (ganz so im übrigen Avesta cf. Yç. LVI, 10. 4.), so lässt sich daraus ermessen, wie wenig Gewicht auf die Persönlichkeit dieser Wesen gelegt wurde. Unter den einzelnen dieser Genien steht nun Vôhu-manô oben an. Dass sein Name,,guter Geist" bedeute ist klar, so übersetzt ihn auch gewöhnlich Neriosengh, während die ältere Uebersetzung meist den Namen bloss umschreibt, jedoch XXVIII, 2 giebt sie ihn geradezu durch . Rechtschaffenheit. Es ist mithin Vôhu-manô die gute Ge

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