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sich abschied. Ich zweifle kaum daran, dass auch noch andere Ketone und eben so die sämmtliche Gruppe der Aldehyde ein dem Aceton gleiches Verhalten zeigen werden.

Terpentinöl. Von dieser organischen Materie ist schon längst bekannt, dass sie unter Bildung von Harzen, Kohlen- und Ameisensäure ziemlich rasch Sauerstoffgas verschlucke und meine Versuche haben gezeigt, dass auch noch eine Verbindung des Terpentinöls mit Sauerstoff entstehe, aus welcher der Letztere auf andere oxidirbare Substanzen z. B. auf die Basis der Eisenoxidulsalze, die schweflichte Säure u. s. w. sich übertragen lässt und die ich aus früher angegebenen Gründen als ein organisches Antozonid betrachte.

Vermuthend, dass wie bei der langsamen Oxidation des Aethers, Amylalkohols u. s. w. so auch bei derjenigen des Terpentinöles Wasserstoffsuperoxid gebildet werde, stellte ich folgende Versuche an. Hundert Gramme reinen Terpentinöles wurden in einer litergrossen lufthaltigen Flasche unter häufigem Schütteln und jeweiligem Luftwechsel fünf Monate lang der Einwirkung des Sonnenlichtes ausgesetzt. Nach Verfluss der ersten Wochen erwies sich das Camphinöl schon so -haltig, dass es mit Beihülfe verdünnter Eisenvitriollösung eine verhältnissmässig beträchtliche Menge Wassers entfärbt, welches durch Indigolösung ziemlich stark gebläuet war, über welche Prüfungsweise weiter unten noch nähere Angaben gemacht werden sollen. Während anfänglich das Terpentinöl eine gleichartige und vollkommen klare Flüssigkeit darstellt und desshalb auch, nachdem es mit Luft zusammen geschüttelt worden, schnell wieder völlig durchsichtig wurde, zeigt dasselbe nach mehr wöchentlicher Besonnung sich so verändert, dass es nach dem Schütteln längere Zeit trüb blieb und wartete man ab, bis das Oel wieder klar geworden war, so hatte sich am Boden der Flasche eine farblose Flüssigkeit abgesondert, welche mit

der Dauer der Einwirkung der beleuchteten Luft auf das Camphenöl an Menge zunahm, so dass sie nach fünfmonatlicher Besonnung gegen sechs Gramme betrug. Mittelst eines Scheidetrichters vom überstehenden Oele getrennt, zeigte dieselbe folgende Reactionen:

1) Sie wurde durch einige Tropfen Chromsäurelösung auf das Tiefste gebläuet, welche Färbung sie selbst dem doppelten Volumen des damit geschüttelten Aethers ertheilte, indem die Flüssigkeit selbst entbläuet wurde.

2) Unter lebhafter Sauerstoffgasentwickelung entfärbte sie verhältnissmässig ziemlich viel SO,-haltige Kalipermanganatlösung.

3) Mit Platinmohr, Silberoxid, Bleisuperoxid u. s. w. in Berührung gesetzt, verursachte sie die gleiche Gasentbindung.

4) Durch Indigotinctur stark gebläuet, entfärbte sie sich beim Zufügen einiger Tropfen verdünnter Eisenvitriollösung beinahe augenblicklich.

5) Aus dem braunen Gemisch von Ferridcyankalium und einer Eisenoxidsalzlösung fällte sie ziemlich rasch Berlinerblau.

6) Aus Bleiessig schlug sie sofort Bleisuperoxid nieder. 7) Erst mit ein Paar Tropfen Bleiessigs und dann mit einigem Jodkaliumkleister versetzt, bläuete sie den Letztern sofort ziemlich stark und beim Zufügen von Essigsäure auf das Allertiefste 9).

3) Bekanntlich wird unter der Mitwirkung einer EisenoxidulSalzlösung der Jodkaliumkleister schon durch äusserst verdünntes Wasserstoffsuperoxid tief gebläuet, welche Reaction die oben in Rede stehende Flüssigkeit zwar auch aber nur für einen Augenblick hervorbringt, indem die anfänglich eintretende Bläuung sofort wieder verschwindet, woraus erhellt, dass die besagte Flüssigkeit eine das im ersten Augenblick ausgeschiedene Jod unverweilt wieder bindende [1866. II. 1.]

Diese Reactionen lassen keinen Zweifel darüber walten, dass unsere Flüssigkeit merkliche Mengen Wasserstoffsuperoxides enthielt und mittelst einer titrirten Kalipermanganatlösung fand ich, dass darin ein volles Procent HO, vorhanden war.

Noch ist zu bemerken, dass die gleiche Flüssigkeit das Lakmuspapier stark röthete, da ich aber den grössern Theil derselben für die Reactionen auf HO, verbraucht hatte, so konnte die Natur der sauren Materie nicht mit genügender Sicherheit ermittelt werden, doch reichte der verbliebene Rest noch zu folgendem Versuche hin. Nachdem die Flüssigkeit erst durch Natron neutralisirt und mit Wasser stark verdünnt worden war, wurde sie unter jeweiligem Wasserersatze so lange im Sieden erhalten, bis die weggehenden Dämpfe völlig geruchlos waren. Die rückständige Flüssigkeit mit einigen Tropfen Silberlösung vermischt, schwärzte sich beim Erhitzen in Folge der Ausscheidung metallischen Silbers, welche Reaction auf Ameisensäure schliessen lässt, von der man schon längst annimmt, dass sie bei der Oxidation des Terpentinöles gebildet werde. Wie dem aber auch sein möge, so viel ist jedenfalls gewiss, dass während der Einwirkung des beleuchteten Sauerstoffes auf das Camphenöl neben andern Verbindungen auch eine merkliche Menge Wasserstoffsuperoxides gebildet wird, welche Thatsache festzustellen der Hauptzweck meiner Versuche war.

Auf den ersten Anblick dürfte es vielleicht auffallend erscheinen, dass das im Laufe von fünf Monaten erzeugte Wasserstoffsuperoxid während eines so langen Zeitraumes

Substanz enthält, dessen chemische Natur ich nicht weiter untersucht habe. Bemerkenswerth in dieser Beziehung ist aber noch die weitere Thatsache, dass die entfärbte Flüssigkeit durch kurzes Schütteln mit atmospärischer Luft schnell wieder gebläuet wird, um diese Färbung nicht mehr zu verlieren.

unzersetzt sich erhalten konnte; es wird jedoch diese Thatsache schon durch den Umstand erklärlich, dass gleichzeitig mit HO, auch Säuren entstehen, welche bekanntlich dieses Superoxid ziemlich kräftig vor Zersetzung schützen, wozu noch kommt, dass dasselbe nach meinen neuern Versuchen überhaupt eine grössere Beständigkeit zeigt, als man sie sich bisher gedacht hat.

Es fragt sich nun, aus was in dem vorliegenden Falle das Wasserstoffsuperoxid entstanden sei. Da bei dem beschriebenen Versuche keine trockene, sondern gewöhnlich feuchte Luft angewendet wurde, so ist es möglich, dass Alles dabei zum Vorschein gekommene HO, aus atmosphärischem Wasser und Sauerstoff gebildet wurde und das Terpentinöl stofflich Nichts dazu beigetragen hat; es konnte jedoch möglicher Weise ein Theil des Superoxides aus Wasserstoff des Camphens und atmosphärischem O hervorgegangen sein, in welchem Falle auch trockene Luft mit Wasserfreiem Terpentinöl HO, erzeugen würde, was durch weitere Versuche zu ermitteln ist. Nachstehende Angaben dürften es aber jetzt schon wahrscheinlich machen, dass Ersteres der Fall, d. h. die Anwesenheit schon fertig gebildeten Wassers eine wesentliche Bedingung für die in Rede stehende Bildung des Wasserstoffsuperoxides sei.

Es ist längst bekannt, dass unter den gewöhnlichen Temperaturverhältnissen viele unorganische und organische Materien durch den gewöhnlichen Sauerstoff und bei Anwesenheit von Wasser oxidirt werden, und meine eigenen Versuche haben gezeigt, dass in zahlreichen Oxidationsfällen dieser Art Wasserstoffsuperoxid erzeugt wurde, welche Thatsachen der Vermuthung Raum geben mussten, dass auch dem Terpentinöl beigegebenes Wasser sowohl die Oxidation jener organischen Materie selbst als auch die damit zusammenfallende Bildung des Wasserstoffsuperoxides wo nicht bedingen, doch wesentlich beschleunigen werde. Wie ich

glaube, haben die Ergebnisse meiner Versuche die Richtigkeit dieser Vermuthung ausser Zweifel gestellt; bevor ich jedoch dieselben näher beschreibe, dürften noch einige Bemerkungen über das Terpentinöl am Orte sein, welches bei meinen Versuchen angewendet wurde.

In einer meiner ältern Mittheilungen ist bereits angegeben, dass auch nur kürzere Zeit mit atmosphärischer Luft in Berührung gestandenes Terpentinöl als -haltig sich erweise und sauerstofffrei nur dadurch erhalten werde, dass es gehörig lange mit Eisenvitriollösung schüttle und nach erfolgter Abklärung der Destillation unterwerfe. Es nimmt nemlich unter diesen Umständen das Eisenoxidul den im Terpentinöl enthaltenen und noch übertragbaren Sauerstoff () auf, zum Theil als schwer lösliches basisches Oxidsalz sich ausscheidend, zum Theil als saures Salz in der wässrigen Flüssigkeit sich lösend und dieselbe desshalb färbend. Terpentinöl völlig frei von beweglichem Sauerstoff darf daher, mit Eisenvitriollösung zusammengeschüttelt, keine Spur der besagten Eisenoxidsalze bilden; denn enthält das Oel auch nur kleine Mengen solchen Sauerstoffes, so wird die damit behandelte Vitriollösung schon sichtlich dadurch gefärbt.

Ein noch empfindlicheres Reagens auf das im Terpentinöl enthaltene Antozon ist das durch Indigotinctur gebläuete Wasser, welches beim Zufügen einiger Tropfen verdünnter Eisenvitriollösung beinahe augenblicklich entfärbt wird. Schüttelt man in einem Probegläschen etwa zehn Gramme durch Indigotinktur nicht stark, doch aber noch deutlichst gebläueten Wassers erst mit einigen Tropfen Terpentinöles zusammen und tritt beim Zufügen eines oder zweier Tropfen der erwähnten Eisensalzlösung keine Entfärbung des Gemisches ein, so darf das Camphenöl als vollkommen sauerstofffrei betrachtet werden.

Wurden in einer litergrossen weissen Flasche 50 Gramme

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