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phors das Vorbild aller in der atmosphärischen Luft bei gewöhnlicher Temperatur stattfindenden Oxidationen sei, so finde ich es angemessen, auf jenen typischen Vorgang zurückzukommen und noch einige weitere Thatsachen zur Kenntniss der Chemiker zu bringen, von denen ich glaube, dass sie ebenfalls zu Gunsten meiner Annahme sprechen.

Es ist von mir zu seiner Zeit gezeigt worden, dass bei der langsamen Verbrennung des Phosphors neben freiem Ozon gleichzeitig Wasserstoffsuperoxid auftrete gerade so, wie diess auch bei der Electrolyse des Wassers geschieht und dass in beiden Fällen alle Umstände, welche das Auftreten des Ozons hemmen, auch dasjenige des Superoxides verhindern, welches Zusammengehen durch meine Polarisationshypothese leicht erklärlich ist.

Es gibt indessen viele Fälle langsamer Oxidation unorganischer und organischer Stoffe, wo zwar HO, gebildet wird, aber kein freies Ozon auftritt, wie diess z. B. bei der Oxidation vieler Metalle: des Zinkes, Kadmiums, Bleies u. s. w. der Pyrogallussäure, des an Alkalien gebundenen Indigoweiss u. s. w., der Fall ist. Als Regel lässt sich angeben, dass bei der langsamen Oxidation aller Materien, welche während dieses Vorganges im festen oder flüssigen Zustande sich befinden, keine Spur freien Ozons, sondern nur Wasserstoffsuperoxid zum Vorschein kommt.

Anders verhält sich die Sache bei der langsamen Oxidation solcher Substanzen, welche schon bei gewöhnlicher Temperatur mehr oder weniger leicht verdampfen, wobei nach meinen Beobachtungen immer ozonisirter Sauerstoff auftritt.

Dass der Phosphor schon bei gewöhnlicher Temperatur verdampft, wenn auch in einem schwachen Grade, ist bekannt und ich habe in einigen meiner frühern Arbeiten über die langsame Verbrennung des genannten Körpers gezeigt, dass bei diesem Vorgang um so reichlicher Ozon und

Wasserstoffsuperoxid zum Vorschein kommen, je günstiger die Umstände für die Verdampfung des Phosphors sind. Alles Uebrige sonst gleich verdunstet derselbe rascher bei höherer als niederer Temperatur, in dünnerer- leichter als in dichterer Luft und diese die Verdampfung des Phosphors fördernde Umstände sind es auch, welche das Auftreten des Ozons und die Bildung des Wasserstoffsuperoxides begünstigen, wie umgekehrt Temperaturerniedrigung oder Verdichtung der Luft die beiden Vorgänge hemmen.

Diese und noch einige andere Thatsachen liessen mich. daher vermuthen, dass der dampfförmige und nicht der feste Phosphor es sei, durch welchen die Ozonisation des atmosphärischen Sauerstoffes eingeleitet werde und wie mir scheint, ist gerade diese Dampfförmigkeit die physikalische Bedingung, damit ein Theil des auftretenden gasförmigen Ozons in das umgebende Luftmedium sich zerstreuen könne, ohne sofort vom Phosphor aufgenommen zu werden, dessen Dampf als solcher nicht durch die überstehende Luft sich zu verbreiten vermag, weil derselbe nach Massgabe seiner Bildung durch einen Theil des Ozons in der Nähe des festen Phosphors oxidirt wird.

Dass auch bei der langsamen Verbrennung des Aetherdampfes neben Wasserstoffsuperoxid ozonisirter Sauerstoff auftritt, haben meine früheren Versuche dargethan und nachstehende Angaben werden zeigen, dass ein Gleiches geschehe bei der langsamen Oxidation aller Materien, welche schon bei gewöhnlicher Temperatur mehr oder weniger flüchtig sind und die Bildung von Wasserstoffsuperoxid veranlassen.

Bekanntlich ist das feuchte Jodkaliumstärkepapier eines der empfindlichsten Reagentien auf den ozonisirten Sauerstoff, welcher dasselbe bläuet; weniger, aber doch noch ziemlich empfindlich sind durch Indigotinktur gebläuete Papierstreifen, welche durch das Ozon gebleicht werden.

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Es können desshalb die genannten Reagenspapiere dazu dienen, das Vorhandensein schon sehr kleiner Ozonmengen in der atmosphärischen Luft darzuthun. Hängt man in kleinern lufthaltigen Flaschen, deren Boden mit dem oben erwähnten HO,-erzeugenden flüchtigen Oelen bedeckt ist, feuchte Streifen von Jodkaliumstärke- oder Indigopapier auf, so werden Erstere gebläuet, Letztere gebleicht werden, rascher oder langsamer, je nach den obwaltenden Umständen, wobei als Regel gelten kann, dass, alles Uebrige sonst gleich, die Ozonwirkung um so rascher erfolgt, je schneller die im Gefäss befindliche verdampfbare Materie bei ihrer langsamen Oxidation HO, zu erzeugen vermag. Versteht sich von selbst, dass die Temperatur einen sehr merklichen Einfluss ausübt und zwar in der Weise, dass das Auftreten des Ozons, d. h. die Bläuung und das Bleichen der genannten Reagenspapiere um so rascher erfolgt, je höher (innerhalb gewisser Grenzen) die Temperatur ist. In vielen Fällen wird die Ozonisation des über den flüchtigen Oelen stehenden atmosphärischen Sauerstoffes auch durch das Sonnenlicht begünstiget und zwar so, dass dieselbe unter sonst gleichen Umständen in völliger Dunkelheit entweder gar nicht oder nur langsam erfolgt, im zerstreueten Lichte merklich rascher und im unmittelbaren Sonnenlicht am Schnellsten stattfindet, wie diess natürlich auch wieder durch die langsamere oder raschere Bläuung oder Bleichungder erwähnten Reagenspapiere erkannt wird.

Bedeckt man den Boden lufthaltiger Flaschen von etwa vier Unzen Inhalt und fünf Zoll Höhe mit Wachholder-, Terpentin-, Steinöl und Benzol und hängt man in diesen Gefässen feuchte Streifen Jodkaliumstärkepapiers auf, so werden diejenigen, welche sich über dem Wachholderöle befinden, bei gewöhnlicher Temperatur und kräftiger Besonnung schon nach wenigen Minuten an ihren Rändern gefärbt und nach einer Viertelstunde über und über tief ge

bläuet erscheinen, während die in den Terpentin- und Steinölflaschen aufgehangenen Streifen viel langsamer sich bläuen und am Langsamsten das in dem Benzolgefäss befindliche Reagenspapier. In ähnlicher Weise entfärben sich die Indigostreifen. Dieses Bläuen und Bleichen findet auch im zerstreueten Lichte statt, aber wie schon erwähnt langsamer, als im unmittelbaren Sonnenschein und noch viel langsamer in der Dunkelheit, in welcher sich unter den flüchtigen Oelen dasjenige des Wachholders ebenfalls wieder als das wirksamste Ozonisationsmittel erweist.

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