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Hrn. v. Morlot's Erläuterungen geben aber zugleich durch die Behandlung der Grundbegriffe dieser Wissenschaft, so wie der Durchführung der verschiedenen Formationen und der Hinweisung der Anwendung der Geologie auf das materielle Leben eine Art Lehrbuch an die Hand, welches durch seine gedrängte, aber klare und fassliche Darstellung des Gegenstandes zu einer grösseren Verbreitung der Wissenschaft gewiss viel beitragen kann.

Den Sommer 1848 verwendete Hr. v. Morlot schon zu einer Detail-Untersuchung der Steiermark und zu einer Uebersichtsreise des Küstenlandes, welches sich durch die Vermittlung des Herrn Gubernialrathes von Tomassini in Triest dem Vereine angeschlossen. Die geologische Karte der Umgebung von Judenburg und der von Istrien, beide ebenfalls mit Erläuterungen begleitet, sind die Resultate dieser wissenschaftlichen Bemühungen und ein weiterer Fortschritt in der Lösung der übernommenen Aufgabe.

Die Durchforschung der Vereinsländer übersteigt jedoch die Kräfte eines Einzelnen und damit in jeder Provinz eine erspriessliche Thätigkeit eingeleitet werden könne, wozu es bisher an den nöthigen pecuniären Mitteln gebrach, hat sich die Vereins-Direction an die Stände der betheiligten Provinzen mit dem Ansuchen um Bewilligung eines Geldbeitrages zur geologischen Landesdurchforschung gewendet. Die Stände Oberösterreichs haben in Folge dessen gleich den steiermärkischen Ständen die Summe von 500 fl. C. M. jährlich bewilligt; dadurch ward wieder eine Provinz der geologischen Forschung und damit auch der grösseren Pflege der Naturwissenschaften aufgeschlossen. Die Geologie lehrt uns unser geliebtes Vaterland erst recht kennen, denn es ist die Aufgabe des Vereines die Resultate seiner Arbeiten in Karten und Beschreibungen, denen die geologischen Forschungen zu Grunde liegen, zu veröffentlichen. Während in Wien die geologischen Verhältnisse der ganzen Monarchie ersichtlich gemacht sind, wird jede Provinz seine Geologie wieder in eigenen Sammlungen repräsentiren, aus denen wieder die Hauptstadt die Ergänzung finden wird. Durch das im Werke stehende Unternehmen wird jede Provinz mit einem neuen schönen Institute bereichert, von welchem viel Belehrung

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ausgehen, und das manchen viele Vortheile gewähren wird. - Die Wissbegierigen können die geologischen Verhältnisse eines Landes in einem Saale studiren Fremde sich auf der Durchreise damit vertraut machen, dem Oeconomen wird der Einfluss anschaulich gemacht, den diese Wissenschaft auf sein Geschäft ausübt, der Gewerbsmann sucht und findet hier Auskunft über das Vorkommen der anwendbaren Mineralproducte und selbst derjenige, der weiter keine Belehrung sucht, wird doch an der Sammlung der verschiedenen merkwürdigen Reste einer untergegangenen Schöpfung, welche die Geologie wieder aus ihren Gräbern ruft, ein Interesse finden.

Dem Menschen, welcher überall auf die zerstreuten Blätter alter sibyllinischen Naturbücher tritt, deren räthselhaften Sinn er nur zum Theil versteht, helfen eben die Naturwissenschaften den geheimnissvollen Schleier lüften, sie machen ihn mit den reichen Schätzen der Natur und deren Anwendung bekannt und stellen die Kräfte der Natur zu seinem Dienste. Diesen wissenschaftlichen und nützlichen Zweck verfolgt denn auch der Geologe, wenn er den Hammer in der Hand die Bildungsweise der Erde studirt, auf die Gipfel der Berge, so wie in die tiefen Schluchten steigt, und das, was er oben nicht findet, beim düstern Scheine des Grubenlichtes aus dem hartnäckigen Gesteine klopft.

Die Geologie, indem sie uns die nähere Kenntniss über unsere Erde verschafft, ist zugleich durch ihre Untersuchung die verbindende Wissenschaft zwischen der Geschichte des Erdballs und der des Menschen, sie nimmt der Geschichtsforschung, wie sich der grosse englische Gelehrte Buckland ausdrückt, die Fackel ab, um weiter vorzudringen in das Dunkel, welches keine Mythen mehr erhellen, sie will erforschen, was da war, als der Mensch noch nicht da war, ehe die Schöpfung ihr Werk gekrönt hatte mit Erschaffung eines Wesens, welches allein durch Sprache und Schrift sich seinem Geschlechte in weite Räume und Zeiten hin verständlich machen kann. In dieser Beziehung gilt demnach in der Geologie der Satz, wo Menschen schweigen, müssen Steine reden,

Herr Bergrath Haidingerzeigte eine Stufe Comptonit von einem neuen Fundorte vor, die er so eben von Hrn. Dr. Baader für das k. k. montanistische Museum acquirirt hatte. Er findet sich nämlich auf der bekannten Schemnitzer Localität des Laumonits im Mandelsteine in der Nähe des Stephanischachtes, und zwar in Begleitung von Chabasit und dem Laumonit selbst. Die Krystalle sind bis drei Linien lang, und gegen eine Linie breit, dabei auf die gewöhnliche Art fächerförmig gruppirt, so dass die Endoberflächen der divergirenden Krystalle in einen Cylinder gebogen erscheinen. Die der Axe parallelen Theilungsflächen ∞ Ď und ∞ D verursachen zahlreiche irisirende Trennungen im Innern. Auch die Chabasitkrystalle sind von einer Grösse von etwa zwei Linien. Der Comptonit und der Chabasit sind augenscheinlich von gleichzeitiger Bildung, so sehr sind sie in und mit einander verwachsen und gruppirt. Unter denselben sie bedecken den Grund reichlich, aber nur einzeln oder in Gruppen, und bilden keine zusammenhängende Rinde folgt eine dünne Lage von kleinen, etwa 1, Linie langen Laumonitkrystallen (es ist der Leonhardit von Blum und Delffs), sodann eine Lage von Quarz etwa 5 Linien dick in dem kleinkörnig dichten Zustande, wie ihn so manche Pseudomorphosen zeigen. Von unten sind noch in der Quarzrinde Eindrücke von Kalkspathkrystallen sichtbar, die aber längst durch den Process der Gebirgsmetamorphose aufgelöst wurden. Die weiche, röthlichgraue aber deutlich porphyrartige Grundmasse voll weisser zerstörter Krystalle eines Feldspaths und dunkelgrüner ebenfalls zerstörter mit den Querschnitten von Augit und Amphibol, hat offenbar in ihrem aufgeschlossenen Zustande die Bestandtheile in der Reihe des Absatzes hergegeben für 1. Kalkspath Ca C, 2. Quarz Si, 3. Laumonit Ca3 Si + 3 Äl Si+1 2 H, 4. Comptonit (Ca3, Ña3, K1) Si +3 Äl Si + 7 H, und Chabasit (Ca3, Ña1, K3) Sis +3 Al Si +18 H. Die ersten beiden sind aus kohlensäurehältiger Gebirgsfeuchtigkeit bei einer Temperatur abgesetzt, die vielleicht zu hoch war für die Bildung wasserhaltiger Silicate aus den eben anwesenden Basen; sodann folgte die Bildung eines Zeoliths blos aus dem

vorwaltenden Kalke, ohne Kali und Natron

des Laumonits, endlich bei länger andauernder Ruhe und der angemessenen Temperatur die Krystallisation in etwas grösseren Individuen der zwei Species Comptonit und Chabasit, welche nebst dem immer vorwaltenden Kalke noch Natron und Kali enthalten, der Comptonit fast immer nur ersteres. Zugleich enthält der Chabasit mehr Kieselerde, aber auch mehr Wasser als der Comptonit.

Wenn man nun auch im Allgemeinen einen solchen Vorgang gerne als in der Wahrheit begründet annehmen wird, so entbehrt die specielle Fesstellung eigentlich, dass gerade die in einer solchen Druse zusammen vorkommenden Individuen vergleichend analysirt worden wären, in Verbindung mit einer eben so genauen Untersuchung des Grundgesteins. Möge die zufällige Auffindung dieses interessanten Vorkommens Veranlassung seyn, die Chemiker einzuladen, jede Gelegenheit zu benützen, um ihre Forschungen in dieser Richtung mit den geologischen Studien in Zusammenhang zu bringen.

Hr. Dr. Hammerschmidt machte die Mittheilung, dass Hr. Jacob Sailer aus Schaffhausen sich in dem Staate Kentuky in Nordamerika niederlassen werde. Derselbe beschäftigt sich mit Sammlung naturwissenschaftlicher Gegenstände und ist bereits diesfalls Bestellungen anzunehmen und zoologische, botanische und mineralogische Gegenstände nach Europa einzusenden. Vorausbezahlungen werden keine verlangt, nur müssten die Besteller verlässlich sein, damit die bestellten Gegenstände seiner Zeit angenommen und berichtigt werden. Hr. Ad. Senoner am Kamp ist bereit, derlei Aufträge an Hrn. Sailer zu vermitteln, und ersucht deshalb um baldige Bestellung bis längstens Mitte April.

Herr Franz von Hauer theilte folgende Stelle aus einem Briefe von Hrn. Professor C. F. Naumann an Herrn Bergrath Haidinger mit:

Hauer's Messungen an Ammonites galeatus (welcher eigentlich einen anderen Namen führen müsste, da v. Buch

schon einen amerikanischen Ammoniten so benannte *) haben mich veranlasst ein Exemplar dieses Ammoniten anzuschleifen um das Gesetz der inneren Windungen mittelst des Conchyliometers unter dem Mikroscope aufzusuchen. Leider hatte ich die Schleifung zu weit fortgesetzt, so dass der Durchschnitt schon jenseits des Mittelpunctes liegt und also etwas excentrisch ist, was namentlich auf die inneren Windungen von nicht unbedeutendem Einfluss ist. Ich finde nun, dass die acht innersten Windungen sehr nahe nach dem Quotienten /, gewunden sind und zwar nach einer logarithmischen Spirale, welche sich um einen Central-Nucleus von 1'5 M. M. Durchmesser entwickelt hat. Meine Messungen geben freilich den Windungsquotienten 1'54 statt 1'5; allein ich glaube, dass diess auf Rechnung der Excentricität des Durchschnittes zu setzen ist. Das geschliffene Exemplar zeigt die äusseren scharfrandigen Windungen nicht; allein aus Hauer's Messung folgt ziemlich genau, dass diese nach dem Quotienten 2 gebildet sind. Sonach wären denn alle Elemente für die Spiralen dieser Species gefunden. Es ist traurig, dass sich Niemand um diesen sehr interessanten Theil der Morphologie der Conchylien bekümmert, welche zugleich ein neues Gebiet der angewandten Mathematik aufschliesst und sehr viele wichtige Resultate verspricht. Die Conchyliologen sind zu wenig Mathematiker und die Geometer haben zu wenig Sinn für die Natur, dazu kommt noch, dass die Sache wohl nicht so bald eine practische Brauchbarkeit für die Charakteristik und Diagnose der Species gewinnen wird; und daher ist es erklärlich, dass sich Niemand ihrer annimmt. Die Fundamentalsätze dürften durch meine Theorie der cyclocentrischen und der zusammengesetzten Conchospirale festgestellt sein. Jetzt handelt es sich zunächst darum, dass viele Species in mehreren Exemplaren gemessen werden, um zu erfahren wie weit das Gesetz der Species durch die individuelle Entwicklung modificirt wird.

* Hauer schlägt vor ihn künftighin Ammonites galciformis zu

nennen.

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