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Über die mittelenglische Bearbeitung von

Boccaccios 'De claris mulieribus'

in der Handschrift des Brit. Mus. Add. 10,304.

S. 929 f. der Studj sulle opere latine del Boccaccio (Triest 1879) giebt Attilio Hortis eine kurze Notiz über eine Handschrift einer englischen metrischen Bearbeitung von Boccaccios Schrift De claris mulieribus. Eine Abschrift dieser Handschrift ist die einzige Vorarbeit für die dort ebenfalls erwähnte Ausgabe dieser Version, welche die Early English Text Society schon 1870 in Aussicht gestellt hat. Diese Abschrift befindet sich gegenwärtig in meinen Händen, und, da einer Ausgabe jedenfalls noch das Nachforschen nach anderen Aufzeichnungen vorausgehen muss und daher diese in nächster Zeit noch nicht zu erwarten ist, glaube ich, wird eine etwas eingehendere Nachricht über das Werk, wie es in dieser Hs. erscheint, nicht unwillkommen sein.

Dass die Hs. Add. 10,304 im Britischen Museum aus 46 Blättern besteht, einst Eigentum einer Lady Elizabeth Darcy war und in das Museum aus Hebers Bibliothek gekommen ist, und dass die me. Bearbeitung in der siebenzeiligen Strophe abgefasst ist und nur bis zur Artemisia geht, sagt schon Hortis. Ich füge hinzu, dass die Handschrift nach einer freundlichen Mitteilung Furnivalls um 1440 zu setzen ist; die erste me. Strophe steht erst Fol. 2, während Fol. 2r sieben lateinische Distichen und die Überschrift enthält Iohannis Bochacij de Certaldo in Anglicum translati de mulieribus claris prologus incipit. Das erste Distichenpaar lautet

Anglica femineas resonancia carmina laudes
Ordine septeno dicere Musa iubet.

Pene viris cunctos ueterum prudencia vatum
Intitulat libros: femina clara iacet.

Und doch könne man bei dem schwachen Geschlecht kräftige
Thaten bemerken. Wenn die Natur ihm mehr Verstand und
Stärke gegeben hätte, so würden Frauen öfter1) Männer über-
treffen. Zum Schluss heisst es

Ac nunc nonnullas, quas secula prisca) dedere
Egregie claras, commemorare3) libet;
Tuque, liber quondam mulieribus edite claris
Certaldi vatis, pande canentis iter.

Die erste Strophe des englischen Prologs lautet1)
Off noble men, both kyngys and pryncys royall,
Throught the world in euery nacyon

For their artys and tryumphys marcyall
Bookys be made in commendacion,
Oder therin to haue their contemplacyon,
As in a meroure, cleerly to vndirstond,

What noble pryncys haue ben in euery lond.

Aber von den Thaten der Frauen schweigen die alten Schriftsteller mit Ausnahme Boccaccios. Vgl. Str. 3

Saue oon I fynde emonge thies wryterss olde:
Iohn Bokase, so clepyde is his name,

That wrote the fall of pryncys stronge and bolde,
And in-to englissh translate is the same.

An odyre he wrote vn-to the laude and fame
Of ladyes noble in prayse of all wymen,
But for the rareness few folke do it ken.

Dieses Werk wollte der Verfasser ins Englische übertragen, aber er meinte immer (Strophe 4,4 ff.),

With-out grete ayde of sum noble pryncess

All in veyne shuld be my besyness;

1) Septus die Abschrift, jedenfalls Sepius zu lesen. 2) prista Abschrift. 8) commomorare Abschrift. 4) Schnörkel an den Buchstaben beachte ich nicht; der Gebrauch grosser Buchstaben ist geregelt, Abkürzungen sind durch Antiquadruck bezeichnet, Antiquadruck bei einem anlautenden y deutet an, dass die Hs. dafür das bekannte Zeichen bietet.

For poetys ben of litell reputacion,

That of estatys have no sustentacion.

Aber, wenn auch seine Übersetzung full rude (Str. 5,2) sei, so wolle er sich doch an die Arbeit machen, unbekümmert um Tadler, die Ovid, Virgil, Tullius und Terenz (Str. 6,4) ihrer Zeit auch gehabt hätten, und die er selbst erst recht erwarten müsse; For I have litell dronken of the well

Elycon (Str. 7,4 f.).

Aber er habe es noch nicht nötig, über ony falss envy (Str. 8,2) zu klagen. Er wende sich nun zu Boccaccio, der, wie die meisten Schriftsteller, seinem Werke einen Prolog vorausschicke (Str. 10,1 ff.),

wher-in he doth expresse,

Howe that autors many mo, than oon,

To-forn his dayes, that were of grete sadnesse,
Of prynceys noble in many a regyon
Bokys had made in commendacion;
And in his tyme also to hym full dere
Francyss Petrarke, his techer and maistere,

A boke had made with style full eloquente,
A large volume of men famouse and grete
In noble dedys u. s. w.

Dies entspricht dem Anfange von Boccaccios Prolog (ich citiere nach einem alten Druck auf der Berliner Königl. Bibliothek, der nach einer Bleistiftnotiz am Schluss der G. Husners in Strassburg vom J. 1475 ist [A], und nach der Berner Ausgabe von 1539 [B]. In der Schreibung folge ich A, doch regle ich den Gebrauch der grossen Buchstaben): Scripsere iam dudum nonnulli veterum sub compendio de viris illustribus libros, et euo nostro, latiori tamen volumine et acuciori stilo vir insignis et poeta egregius Franciscus Petrarcha, preceptor noster, scribit, et digne. Auch im weiteren folgt der Verfasser seiner lateinischen Vorlage im ganzen getreu, doch, während es bei Boccaccio heisst Cum et inter Leonidas (Leonardas A) Scipiones Cathonesque atque Fabricios, viros illustres, sediciosissimos Graccos, versipellem Hanibalem, proditorem Iugurtam, cruentos ciuilis sanguinis (a ciuili

sanguine B) Sillam Mariumque et eque diuitem et auarum Crassum aliosque tales sepe legise meminerim, werden in dem englischen Gedichte (Str. 20 ff.) nur Jugurtha und Hannibal mit Namen genannt, diesen aber zwei Strophen gewidmet.

Iugurtha, that kynge wass of Numydy,
Full of treson, falss and varyable,

As longe as dureth the boke of Salusty,1)
Shall be remembryd emong pryncys notable.
All-thow his dedys be not right commendable,
Yytt his name shall be perpetuall.

And also duke of Kartage Hanyball,

That was in batell right myghty and right stronge (The romane cronycles are ther-of euydent,

Geynse whom he werryd yerys and dayes longe),

Was euer disseytfull and fraudulent,

Muche of Italy destroyed, slew and brent,

Tyll that Scipyo, namyd Affrican,

All his powere ouerthrew and wane.

Many exemplys swyche I might rehersse

Of pryncys noble, in bokys as we rede,

Which autours wryte of both in proose and verse;
But, forward in my purpose to procede

And Bochas prologe brevely for to spede,
Sum avauntage shall com of his boke
To gode or badde, who so on it loke.

Nicht wiedergegeben ist im englischen Gedicht die Stelle Quod quarundam turpitudinibus venustatis opusculo (fehlt B) demptum videtur bis que cum vt plurimum historiarum ignare sint, sermone prolixiore indigent et letantur. Dafür finden wir ohne

1) Als Leser des Sallust gibt sich der englische Dichter schon vorher (Str. 12,6 f.) in einem Zusatz zu erkennen :

As seith Salusty in the boke of Katelyne,

Eternally vertue clere dothe shyne.

Vgl. Bellum Catilinae 1,4 Virtus clara aeternaque habetur. 2) whom bezieht sich auf das in romane liegende Romans.

andern Anlass, als dass vorher von dem Gegensatz von gut und böse die Rede war, die folgende Strophe (24):

Oon contrary euere shewyth anodyre:

The daye is known clerere for the nyght;
Swete and soure, thaton shewyth thatodyre;
Youthe by age, derkness is known by light;
By vyce vertue, by wronge appereth right.
Flee the badd, the goode folowe and purchase

Here in this life, whyle thow hast tyme and space. Während sodann Boccaccio als ersten Grund, weshalb er, von Eva abgesehen, keine heiligen Frauen behandle, angiebt Non enim satis bene conueniunt nec equo incedere videntur gradu, was er dann weiter ausführt: heisst es in dem englischen Gedicht (Str. 26 f.)

And for thies causys inespecyall,

That cristen wymen, where thei can espy
In thies gentyls, which we pagans call,
Ony vertue or dede, that is worthy
In cristen folke to be in memory,

If thei haue not in them, that is laudable,
Shame shall meve them; a cause resonable

Their own self iche woman to repreve
With sory hert and myndys thus mornynge:
'I, a woman of Cristes feith and byleve,
See a pagane in vertu more shynynge.

Alas for shame, this is my rebukynge

To be muche wersse or else no thynge so gode,
As she, that neuer Cristes lawe vndirstode.'

Hierfür hat der englische Dichter eine Stelle benützt aus Boccaccios noch vor dem Prolog stehender Widmung an die comitissa Alteuille, wo es heisst Quociens in gentili muliere quid dignum christianam religionem (christiani religione A) professa legeris, quod in (fehlt A) te fore non senseris, ruborem mentis excita et te ipsam redargue, quod Christi delinita crismate honestate aut pudicicia vel virtute supereris (superaris B) ab extera. Eine weitere Verwendung dieser Widmung kann ich in dem Ge

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