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634 Felix Putzeys u. Aug. Swaen: Ueb. die physiol. Wirkung etc.

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2 Uhr 39'. 32.

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4 Uhr 26'. 16.

Versuch V. Durchschneidung des Rückenmarks um 11 Uhr 30'.

Einspritzung von 0,0025 Gramm Gift.

3 Uhr 40'. 35.

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Das schwefelsaure Guanidin wirkt folgender Massen auf das Rückenmark, die motorischen Nervenfasern, die glatten und quergestreiften Muskeln, das Herz, sowie auf die Lymphherzen ein.

Auf das Rückenmark: es vermindert seine Reizbarkeit und bringt endlich eine Lähmung hervor.

Auf die motorischen Nervenfasern: es reizt zuerst die letzten Endausbreitungen dieser Fasern in den quergestreiften Muskeln; worauf fibrilläre, fasciculäre und clonische Zuckungen folgen. Letzthin und besonders wenn grössere Mengen gebraucht sind, vermindert es die Reizbarkeit der Nervenfasern.

Auf die quergestreiften Muskelfasern: Nachdem die klonischen Contractionen der letzten Periode der Vergiftung hervorgebracht worden sind, vermindert das Guanidin die Reizbarkeit der Muskelfasern. Diese Verminderung muss theils der Muskelermüdung, theils aber der Wirkung des Giftes zugeschrieben werden.

Auf die glatten Muskeln des Iris wirkt es insofern, dass es die Pupille ausdehnt.

Auf das Herz: das schwefelsaure Guanidin bringt zuerst eine Beschleunigung der Herzschläge hervor, indem es die muskulo-motorischen oder beschleunigenden intracardialen Centra oder die beschleunigenden Fasern des Vagus reizt. Die nachfolgende Verlangsamung der Herzschläge kommt von der herabsetzenden Wirkung des Giftes auf die muskulo-motorischen oder beschleunigenden intracardialen Centra, sowie durch die wahrscheinliche Verminderung der Reizbarkeit der beschleunigenden Fasern des Vagus.

Auf die Lymphherzen wirkt es gerade wie auf das Centralorgan des Blutkreislaufs.

Alle Lähmungserscheinungen der zweiten Vergiftungsperiode sollen zum grössten Theil direkt dem Gifte zugeschrieben werden, obgleich allerdings theilweise der Veränderung des Blutes, welches schwarz wird. Dies rührt wahrscheinlich von dem ausserordentlichen Verbrauch des Sauerstoffes während der klonischen Zuckungen her.

(Aus dem physiologisch-chemischen Institut des Herrn Prof. Hoppe-Seyler zu Strassburg.)

Beiträge zur Kenntniss thierischer und pflanzlicher Eiweisskörper.

Vorläufige Mittheilung

von

Th. Weyl, stud. med.

I. Thierische Eiweisskörper.

1. Vitellin1), aus Eigelb in verdünnter NaCl-Lösung gelöst, coagulirt, wenn die Lösung neutral ist, bei 75o. Wird die Temperatur ganz allmählich gesteigert, so tritt schon bei circa 70° eine allerdings nur partielle Gerinnung ein. Erfolgt die Wärmezufuhr sehr rapide, so findet erst bei circa 80° Coagulation statt.

Ein Körper, der in allen bekannten Reactionen mit dem Vitellin übereinstimmt, wurde im menschlichen Fruchtwasser (7. Schwangerschaftsmonat) in einem Falle von Hydramnion gefunden.

Das in NaCl gelöste und durch H2O gefällte Vitellin geht bei längerem Stehen unter Wasser leicht in ein Albuminat (Caseïn) über. Es ist dann völlig unlöslich in verdünnter NaCl-Lösung, löst sich aber klar auf in Na2CO3 (1%).

Löst man frisch dargestelltes Vitellin in einer 1% Lösung von Na2CO3, so ist es aus dieser Lösung durch H2O allein schwer fällbar. Durch Einleiten von CO2 wird die Fällung reichlich.

Versucht man nach kurzer Zeit das in H2O suspendirte Vitellin in Na2CO3 (1%) zu lösen, so zeigt sich ein merkwürdiges Phaenomen. Die Flüssigkeit wird nämlich durch Zusatz einiger Tropfen der verdünnten Sodalösung für den Augenblick vollkommen klar. Nach einigen Minuten aber stellt sich von Neuem eine Trübung ein, die immer stärker wird. Bald ist die Flüssigkeit wieder so trübe, als sie gewesen war. Der ausgeschiedene Körper lässt sich nach kurzer Zeit abfiltriren. Das klare Filtrat zeigt mit Essigsäure und Ferrocyankalium kaum mehr Trübung. Durch erneuten Zusatz von einigen Tropfen der verdünnten Sodalösung tritt von Neuem

1) Darstellung nach Hoppe-Seyler, Handbuch 4. Aufl. p. 235.

erst Lösung, dann Fällung ein. Es gelingt häufig, diese Erscheinung drei- bis viermal hintereinander an derselben Flüssigkeit hervorzurufen. Wurde gleich anfangs eine gewisse Menge der verdünnten, oder nur einige Tropfen einer concentrirten Sodalösung hinzugefügt, so bleibt das Vitellin definitiv gelöst und wird wahrscheinlich in ein Alkalialbuminat verwandelt. Es scheint die eben beschriebene Reaction allen in Na2CO3 (1%) gelösten und durch H2O + CO2 gefällten Globulinsubstanzen zuzukommen.

2. Myosin1) aus Pferdefleisch in verdünnter NaCl-Lösung gelöst, durch H2O gefällt und wieder in NaCl gelöst, coagulirt bei 55-60°.

Dies gilt nur für die neutrale Lösung. Myosin in verdünnter NaCl-Lösung gelöst ist durch ein gleiches Volum H2O viel schwerer fällbar, als eine Vitellin-Lösung von ungefähr gleichem Salz- und Eiweiss-Gehalt.

3. Fibrinoplastische Substanz durch Verdünnen von Rindsblutserum mit 15 Vol. H2O, Einleiten von CO2 und Zusatz einiger Tropfen verdünnter Essigsäure gefällt und in verdünnter NaCl-Losung gelöst, coagulirt in neutraler Lösung bei 75°. Weitere Versuche müssen lehren, ob dieser Unterschied in der Coagulationstemperatur des Myosins und der fibrinoplastischen Substanz ein constanter ist, wie es bis jetzt den Anschein hat.

Die fibrinoplastische Substanz wird ganz wie das Myosin aus ihrer Lösung in verdünnter NaCl-Lösung durch Sättigung mit NaCl gefällt. Die Beobachtung von Hammarsten), dass diese Fällung eine unvollständige ist, kann ich bestätigen.

Die feingepulverte, längere Zeit über guter H2SO4 getrocknete fibrinoplastische Substanz hält wie die meisten Eiweisskörper mechanisch Feuchtigkeit zurück. Erhitzt man den über Schwefelsäure möglichst getrockneten Körper unter passenden Versuchsbedingungen (in 5-6 Stunden) bis auf 100° und sorgt dafür, dass die sich entwickelnden Wasser-Dämpfe aus dem Gefässe, in welchem sich der zu erhitzende Körper befindet, sogleich durch einen Strom trockener Luft entfernt werden, so ist sein chemisches Verhalten anscheinend dasselbe wie das der frischgefällten fibrinoplastischen Substanz. Nach einem Tage löst er sich vollständig in verdünnter NaCl-Lösung,

1) Darstellung nach Hoppe-Seyler, Handbuch 4. Auflg, p. 236. 2) O. Hammarsten, Untersuchungen über die Faserstoff-Gerinnung in Nova Acta reg. soc. Upsaliensis. Ser. III. Vol. X. 1,

in Na2CO3 (1%), in HCl (0,8%). In verdünnter Kochsalzlösung coagulirt er bei 75o. In HO ist er unlöslich. Aus seiner Lösung in verdünnter Kochsalzlösung wird er durch H2O, leichter durch H2O + CO2 gefällt. Allmähliche Sättigung der Kochsalzlösung durch NaCl ergibt gleichfalls Fällung.

4. Die aus zehnfach verdünntem Rindsblutserum durch CO2 + Essigsäure (Kalialbuminat, Kühne) und durch CO2 allein (Paraglobulin Globulin, Kühne) fällbaren Eiweisskörper müssen bis jetzt als identisch angesehen werden. Sie coaguliren bei 75°.

II. Pflanzliche Eiweisskörper.

1. Die Existenz von in Wasser löslichen pflanzlichen Eiweisskörpern, ähnlich dem Eieralbuminat der Thiere, ist bisher nicht erwiesen.

2. Globulinsubstanzen 1) sind in den NaCl-Auszügen (10% NaCl) der zerstossenen Samen von Hafer, Weizen, Mais, süssen Mandeln, Erbsen, weissem Senf, Bertholetia (Para-Nüsse) in grosser Menge vorhanden. Dieselben zeigen die allgemeinen Reactionen der thierischen Eiweisskörper.

3. Es findet sich in den NaCl-Auszügen (10% NaCl) von Hafer, Mais, Erbsen, süssen Mandeln, weissem Senf, Paranüssen ein Eiweisskörper, welcher dem thierischen Vitellin aus Eigelb in allen bekannten Reactionen gleicht. Wird der das » Pflanzen-Vitellin<< enthaltende NaCl-Auszug durch H2O gefällt, der reichliche Niederschlag in verdünnter Kochsalzlösung gelöst, so coagulirt die neutrale Lösung bei circa 75o.

4. Ein mit dem Myosin (Kühne) in allen bekannten Reactionen übereinstimmender Körper wird aus den NaCl-Auszügen (10% NaCl) von Weizenmehl, Erbsen, Hafer, weissem Senf, süssen Mandeln erhalten, wenn man in die genau neutralisirten Auszüge Steinsalz-Stücke bis zur Sättigung einträgt. In verdünnter, neutraler NaCl-Lösung coagulirt das »Pflanzen Myosin« wie das Myosin aus Pferdefleisch (vergl. I, 2) bei 55-60o.

5. Aug. Schmidts 2) Legumin aus süssen Mandeln und aus Erbsenmehl ist ein Gemisch der oben als Pflanzen-Vitellin und Pflanzen-Myosin bezeichneten Körper.

H. Ritthausen3), der die neueren Arbeiten über Eiweiss

1) Vergl. Hoppe-Seyler, 4. Aufl. p. 229.

2) Aug. Schmidt, Ueber Emulsin und Legumin. Diss. inaug. Tübin gen 1871.

3) H. Ritthausen, Die Eiweisskörper der Getreidearten etc. Bonn 1872.

638 Th. Weyl: Beiträge zur Kenntniss thier. u. pflanzl. Eiweisskörper.

körper von Dénis, Kühne und Hoppe nicht berücksichtigte und im Ganzen und Grossen zur Gewinnung der pflanzlichen Eiweisskörper nur die Methoden Liebigs in Anwendung zog, untersuchte leider fast ausschliesslich Zersetzungsproducte pflanzlicher Globuline. Er hat das Lecithin aus den zu analysirenden Substanzen unvollkommen oder gar nicht entfernt und aus diesem Grunde noch immer den Phosphorgehalt der Aschen als integrirenden Bestandtheil des Eiweissmoleculs angegeben. Sein Legumin aus Hafer, Erbsen, Linsen, Bohnen, Wicken, Saubohnen etc. ist ein Gemisch des veränderten Pflanzen-Vitellins und Pflanzen-Myosins. Es scheint hiernach am besten den Namen »Legumin« zur Bezeichnung gewisser pflanzlicher Globulinsubstanzen ganz aufzugeben.

6. In den Na2CO3-Auszügen (Lösung von 1% Na2CO3) der oben genannten Samen wurden bei schneller Beendigung der Untersuchung und bei Benutzung niederer Temperaturen Caseïn-ähnliche Körper (Albuminate) niemals aufgefunden. Derartige Stoffe lassen sich nur nachweisen, wenn die untersuchten Samen (Paranüsse) irgendwie bereits verändert, z. B. ranzig sind.

7. Die pflanzlichen Globuline werden durch Alkalien oder Säuren je nach deren Concentration in kürzerer oder längerer Zeit in Alkalialbuminat resp. Acidalbumin (Syntonin) übergeführt.

8. Durch H2O gefällte pflanzliche Globuline werden durch Stehen unter Wasser in NaCl allmählich unlöslich. Sie lösen sich dann in Sodalösung von 1% klar auf. Die Globuline sind also in Albuminate umgewandelt.

9. Nach längerer Zeit werden die aus den Globulinen entstandenen Albuminate (Caseïne) unter dem Einflusse des Wassers auch in HCl von 0,8% unlöslich. Sie lassen sich jetzt von den coagulirten Eiweisskörpern nicht mehr unterscheiden.

10. Die mit Sodalösung (1%) extrahirten und durch H2O+ CO2 gefällten pflanzlichen Globuline des Hafers, des Mehls und der Erbsen zeigen, in Wasser suspendirt, bei Zusatz von einigen Tropfen einer Sodalösung von 1% ganz dasselbe Verhalten, wie es oben unter I, 1 für das Vitellin aus Eidotter beschrieben ist.

Herrn Prof. Hoppe-Seiler, meinem verehrten Lehrer, sage ich für seine freundliche Unterstützung bei dieser Arbeit meinen herzlichsten Dank.

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