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Sprengel, ihre Gemeinden, ihre Auditorien zur Seite haben,

das Gewicht des katholischen Bischofs aber auch im besten Falle

- durch die ganze katholische Welt verstärkt werden mag. Zweitens. Wenn zwei Parteien neben einander oder wider einander stehen, sei es in politischen, sei es in kirchlichen Dingen, so erzeugen Actionen auf der einen Seite beständig Reactionen auf der anderen; diese bleiben nicht ohne Erwiderungen; auf die Erwiderung folgt die Antwort; und so pflegt eine unglückselige Wechselwirkung zu entstehen, deren Ende gar weit vom Anfang entfernt ist; eine Verwirrung, welche durch Leidenschaften aller Art genährt und gepflegt, zuleht jede Auflösung unmöglich macht, und nur durch neue Ereignisse, die dem Streite ganz fremd find, nur durch große Erschütterungen, die beide Theile trifft, zerris= sen werden kann..

,,Gott bewahre uns vor solchen Dingen,“ rief Einer der Freunde aus. Amen, erwiderte ich.,,Sie malen ins Schwarze," fuhr er fort. „Ihre Geschichte ist eine heillose Prophetin. Aber dieses Mal wird sie zuverläsfig zur Lügnerin. In sechs Wochen, in zwei Mal sechs Wochen wird Alles vorüber und vergessen sein, und die gute Sache hat obgefiegt. Verlassen Sie sich darauf." Aber meine Geschichte, sagte ich, hat ja alle Prophezeiung abgelehnt, und ich selbst habe ja jegliches Urtheil über Das, was bis jezt vorliegt, verweigert. Gleichviel,“ war die Antwort.,,Ihr Schweigen zuerst und Ihre Worte hernach beweisen, daß Sie keineswegs in so heiterer Stimmung sind, als wir übrigen ehrlichen Protestanten bei dem kraftvollen Auftreten des Protestantismus.“ In der That, wenn der Schein nicht trügt, so

glaube ich fast auch, daß Sie Recht haben. Aber Sie haben

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doch gleichfalls im Anfange gesagt, daß Sie Ihre Freude über das Ereigniß hätten, oder doch haben würden; welchen Stoff zur Freude finden Sie denn noch in demselben? Hab' ich Das wirklich gesagt?,,Freilich.“ Ich glaube, ich habe bedingungsweise gesprochen.,,Nein, nein, gradezu. Welchen Stoff zur Freude finden Sie noch in dem Ereignisse?" Nun, wenn es denn sein muß, so findet sich ja noch wohl das Eine oder das Andere.

Zuvörderst ist schon etwas sehr Erfreuliches, daß die preußi- . sche Regierung die Verhaftung des Erzbischofs nicht in aller Stille vorgenommen hat, wie so viele andere Verhaftungen Statt gefunden haben, sondern daß sie für nöthig gehalten, durch ihre Erklärung gleichsam Rechenschaft vor der Welt abzulegen über ihr Verfahren. Dadurch hat sie diesem Verfahren eine besondere Wichtigkeit zugestanden, und die Aufmerksamkeit der Welt auf dasselbe gelenkt, das Urtheil über dasselbe gereizt und geschärft. Das wird zu Untersuchungen und Forschungen führen über Recht und Unrecht, und die Wahrheit kann nur gewinnen. Aber sie hat auch durch jene Erklärung ihre Achtung vor dem Urtheile der Welt, vor der f. §. öffentlichen Meinung, ausgesprochen, und diese Achtung ist immer achtungswerth.

Zweitens ist es erfreulich, daß nunmehr in den öffentlichen Blättern, wie in den Gesellschaften, ein Mal von etwas Anderem die Rede sein wird, als von den f. g. materiellen Interessen, yon Dampfschiffen und Eisenbahnen, Hochwegen und Brückenbauten, Staatspapieren und Actiencursen, Tabakshandel und Kartoffelbau, Pässen und Steckbriefen, oder, wenn es hoch kommt,

von Theaterdecorationen, Sängern und Tänzerinnen. Die veränderte Rede aber von Kirchen und kirchlichen Angelegenheiten, von den Rechten der kirchlichen und der weltlichen Gewalt, von den Dienern des Altars, gegenüber den Dienern des Thrones, wird bald den Menschen allgemein, den Regierenden wie den Regierten, fühlbar machen, daß das Leben nicht allein auf jenen materiellen Interessen steht, sondern daß die Menschen auch noch eine Seele haben, und ein Herz und Bedürfnisse des Herzens; fie wird ihnen fühlbar machen, daß es etwas Höheres giebt, als jene Interessen, etwas so Hohes, daß es weder mit Gelde aufgewogen, noch mit dem Bajonette erreicht oder mit dem Säbel geschlichtet werden kann; daß der Geist über den Befehlen steht und über der Macht, mit welcher die Befehle zur Ausführung gebracht werden. Das Verfahren der preußischen Regierung verbürgt Dieses. Was durch Befehl und Macht erreicht werden konnte, Das war erreicht. Daß. aber noch nicht Alles erreicht war, daß es noch Etwas gab, was auf jenem Wege nicht erreicht werden konnte, das beweiset die Rechtfertigung, mit welcher sich die Regierung an die öffentliche Meinung gewandt hat.

Endlich freue ich mich zum Voraus herzlich darauf, daß man nun doch wohl den alten Maulwurf einfangen wird, der nun seit zwanzig Jahren überall Hügel aufgeworfen, den man auch eben so lange, unter dem Namen Demagogie oder revolutionäre Partei, mit Gabeln und mit Stangen überall verfolgt hat, in der Kammer und im Keller, ohne seiner irgendwo und irgendwie hab haft werden zu können. Jeßt aber, da dieser alte Maulwurf so frech gewesen ist, selbst unter dem Stuhl des Erzbischofs von Cöln

zu wühlen, jezt wird man doch gewiß in dem nunmehr bekannten. geheimen Gange desselben einen tüchtigen Topf so verständig und vorsichtig eingraben, daß das schleichende Ungeheuer nothwendig hinefstürzen muß, und daß wir dadurch von demselben erlöset werden für immer.

Und damit Gott befohlen!

Der Erzbischof Pyrker.

Das Gespräch, das der Hauptsache nach so eben mitgetheilt worden ist, rief mir einen Besuch in die Erinnerung, mit welchem ich etwa drei Monate vor der Verhaftung des Erzbischofs von Cöln beehrt worden war.

Ein Lohndiener aus einem hiesigen Gasthausse trat in mein Zimmer und meldete mir den Besuch,, eines großen Herrn aus Ungarn“ an. Ich befand mich noch in meinem gewöhnlichen Arbeitskleide, einem Mitteldinge zwischen einem Schlafrocke und einem modischen Überrocke, obgleich es schon nach Mittage war; den Namen des Herrn. wußte der Diener nicht. Nach einer Stunde,“ sagte ich, „oder einer halben, wird mir der Besuch viele Ehre sein; denn Sie sehen, ich muß zuvor Toilette machen, ehe ich einen großen Herrn empfangen kann.“,,Ach," antwor= tete der Diener,,,fie waren schon auf der Treppe, und ich glaube, fie sind schon oben." Mit diesen Worten öffnete er die Thüre. Ich näherte mich, und sah nun auf dem Vorsaale zwei Herren, cinen älteren von etwa sechzig, und einen jüngeren von etwa fünf und zwanzig Jahren. Der ältere Herr hatte ein geistreiches, fei=

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