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Auf dieser alten Oberfläche und nahe über derselben finden sich die Spuren, welche das Zusammenleben von Mammuth und Mensch im Rheinthale darthun.

Sodann ergriff Klemm (Darmstadt) das Wort, um Einiges über den sogenannten archäischen District von Strehla bei Riesa in Sachsen zu sagen.

Die Gesteine jener Gegend sind nach Pohlig archäisch, nach des Redners Ansicht aber hat man es mit einer dynamometamorph veränderten Facies des Meissener Granites zu thun, welcher seinerseits die ihn umgebenden Schiefer und Conglomerate contactmetamorph verändert und in Andalusitgneiss, Andalusitglimmerschiefer und Sillimanit gneiss umgewandelt hat. Die Grauwackensandsteine haben einen quarzitischen Habitus. Die Sedimente sind silurischen oder noch jüngeren Alters.

Damit schliesst die zweite Sitzung.

Der Nachmittag vereinigte die Theilnehmer zu einem gemeinschaftlichen Essen auf Grund einer humoristischen geologischen Speisen- und Weinkarte. Die bei Geologen an sich frohe Stimmung wurde noch gehoben durch eine Reihe von Trinksprüchen, deren Reihe Geh. Rath Beyrich mit einem solchen auf Se. Majestät den Kaiser eröffnete. Excellenz Huyssen brachte sein Hoch der Verwaltung Elsass-Lothringens. Unterstaatssecretär v. Schraut feierte die deutsche geologische Gesellschaft und Prof. Benecke deren Direction, indem er dabei besonders der Verdienste der Geheimen Räthe Beyrich und Hauchecorne gedachte. Geh. Rath Beyrich schloss auch die Reihe der Trinksprüche, indem er ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Strassburg ausbrachte. Am Abend folgt die Versammlung der Einladung der Stadt. Strassburg. Es war ein äusserst liebliches Fest, beherrscht durch eine harmonische, frohe Gesammtstimmung, eitel Freude und Lust. Was Wunder, wenn den poetisch tief empfundenen Worten des Geh. Rath Rosenbusch ein aufrichtiges, brausendes Hoch auf die Festgeberin folgte.

Am dritten Sitzungstage unter dem Vorsitze des Geh. Rath Rosenbusch eröffnete die Reihe der Vortragenden E. C. Quereau (Freiburg i. B.), welcher über seine Forschungen in der Iberger Klippenregion sprach. Danach sind die Iberger Klippen und die exotischen Blöcke identisch. Sie sind anstehende Reste von Röthidolomit, Hauptdolomit, Rhät, Lias, Dogger und Malm und ruhen auf dem Flysch. Die Schichten haben einen ostalpinen Charakter und sind durch Ueberschiebung in ihre jetzige Lage gekommen (Vindelicisches Gebirge Gümbel's). Die Gabbrogesteine, welche dort vorkommen, sind

vermuthlich älter als Flysch, da dieser nicht metamorphosirt ist.

Sodann sprach Böhm (Freiburg i. B.) über die Zugehörigkeit von Rothpletzia zu Hipponyr. Nach den Ausführungen des Redners ist Rothpletzia weiter nichts als ein Hipponyx mit konischer Stützklappe und die flache Schaale ist das Gehäuse. Zu demselben Resultate war auch Geh. Rath Beyrich auf Grund seiner Beobachtungen an Fossilien aus dem Tertiär von S. Giovanni Ilarione gekommen.

Derselbe Redner zeigte ferner einige interessante Versteinerungen vor.

Hierauf sprach Rauff (Bonn) über Pseudoorganismen, besonders über Dictyodora und Crossopodia. Er erläuterte an Präparaten und Handstücken, dass diese beiden Dinge weder Thiere noch Pflanzen sein können. Vielmehr seien sie auf dynamische Vorgänge zurückzuführen, derart, dass die Spreiten eine schmale Grenzzone bezeichnen, worin zwei gegen einander gepresste Partien des Gesteins unter einem gleichzeitig auflastenden hohen Druck sich innerlich und mit eigenthümlicher Wirkung mechanisch umformten. Diesen Ansichten tritt Zimmermann (Berlin) entgegen.

Herr Ulrich (Strassburg) behandelte in einem Vortrage die Lagerung des Jura am Südufer des Wallensees und erklärte sich für die Auffassung von Heim, gegen diejenige von Vaček.

Nachdem nun noch Böhm (Freiburg i. B.) über ein angebliches Liasriff am Wallensee gesprochen, ergriff der letzte Redner E. Fraas (Stuttgart) das Wort, um über die natürliche Stellung und Begrenzung der Lettenkohle in Württemberg zu sprechen. Er führt etwa aus: Die schwäbische Lettenkohle ist als eine an sich wohl abgeschlossene Formationsgruppe zu betrachten, wenn man den Muschelkalk mit den Schichten des Ceratites semipartitus abschliesst und dann nur den faunistischen Charakter der Schichten ins Auge fasst. Soweit die Ablagerungen einen marinen Charakter haben, kann man sie als Horizont mit Myophoria Goldfussi, soweit sie brackisch sind, als Horizont der Estheria minuta bezeichnen. Local tritt noch eine terrestrische Sandstein facies hinzu und die obersten Schichten sind theilweise Gypse. Die Lettenkohle ist als oberstes Glied des Muschelkalkes zu betrachten.

Damit wurde die dritte Sitzung geschlossen und der Nachmittag zu einer Excursion nach Sulzbad verwendet. An den folgenden Tagen machte noch eine stattliche Anzahl von Theilnehmern unter Führung der Strassburger Mitglieder Ausflüge nach Rappoltsweiler, Buchsweiler, Hohwald und in die süd

lichen Vogesen. Die letztere Excursion führte die Theilnehmer endlich durch die Pfirt hinein in die Schweiz bis nach Solothurn. Dort wurde ihnen durch die Solothurner Naturforschende Gesellschaft ein festlicher Empfang bereitet und wie die Versammlung in Strassburg unter glücklichen Auspicien begonnen, so wurde sie hier bei einem. Bankett, während dessen Dauer Nationalrath und Oberst W. Vigier im Namen der Regierung und der Stadt Solothurn und Professor Lang im Namen der

Naturforschenden Gesellschaft die Theilnehmer begrüssten, unter dem Zeichen frohester Festesstimmung am 22. August geschlossen.

Carl Heinrich Schellbach.

Gedächtnissrede, gehalten in der Aula des Königlichen Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums am 29. October 1892 von Felix Müller.

Unser Leben wahret siebeuzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen. Psalm 90, 10.

Hochansehnliche Versammlung!

Als wir vor fünf Monaten am Sarge Carl Schellbach's standen, da vermochten selbst die herrlichen, trostreichen Worte des Psalmisten, die Ihnen soeben wieder erklungen sind, unsere tiefe Trauer nicht zu lindern. Unser Gemüth stand unter dem erschütternden Eindrucke der unerwarteten Trauerbotschaft. Wir gedachten nur des unersetzlichen Verlustes, den wir durch den Tod des hochverehrten Lehrers, des lieben Collegen, des theueren Freundes, des geliebten Angehörigen erlitten hatten. Zwar sind wir auch heute noch betrübt in dem Gedanken, dass das klare Auge für immer geschlossen ist, dessen freundlicher Blick so wohlwollend auf uns geruht, dass der Mund für immer verstummt ist, der mit so ergreifender Begeisterung das Glück des Lehrerberufes predigte; aber unsere Betrübniss wird gelindert durch die Erinnerung an das, was unvergänglich an ihm war, durch die Erinnerung an den reichen Segen, von dem sein langes Leben begleitet war, durch die Erinnerung an die tausendfältigen Früchte, die sein Wirken getragen hat und noch tragen wird bei späteren Geschlechtern.

Wenn ich es wage, der ehrenvollen Aufforderung meiner Freunde und Berufsgenossen zu folgen, und versuchen werde, Ihnen, hochgeehrte Anwesende, in dieser Stunde ein Bild von dem Leben und der Wirksamkeit Carl Schellbach's zu entwerfen, so geschieht es lediglich in der Hoffnung, dass das Gefühl des Dankes für Alles, was er mir gewesen, meine Kräfte Leop. XXIX.

stärken möge, um diese Pflicht der Pietät erfüllen zu dürfen.

Carl Heinrich Schellbach wurde am 25. December 1804 geboren. Seine Eltern waren gerade auf der Rückreise nach Eisleben, woselbst sie ansässig waren. In der Geburtsstadt Luthers ist Schellbach aufgewachsen und erzogen. Hier hat er die ersten Eindrücke empfangen, die für sein späteres Leben entscheidend wurden. Seine Eltern lebten in bescheidenen, fast dürftigen Verhältnissen; doch ermöglichte ihm das Wohlwollen anderer guter Menschen, das Gymnasium zu besuchen. Einer seiner Verwandten, der Lehrer an dem dortigen Gymnasium war, nahm sich des Knaben an, obwohl er selbst arm war; denn sein kärgliches Gehalt wurde nach dem wechselnden dürftigen Ertrage des Mansfelder Bergbaues bemessen und betrug oft jährlich nur wenige Thaler. Von diesem Verwandten wurde Schellbach mit Büchern versorgt. Durch seine Fürsprache erhielt der Knabe eine Freistelle im Gymnasium. Ihm verdankte er auch die frühzeitige Neigung zur Mathematik. Daneben zeigte der junge Schellbach auf der Schule ein lebhaftes Interesse für die Geschichte. Besonders die Helden des Alterthums, die nicht nur durch ihre Tapferkeit glänzten, sondern auch durch die Reinheit ihres Charakters ausgezeichnet waren, zogen ihn mächtig an. Diese Heldengestalten suchte sich Schellbach auf der Schule durch die Zeichnung anschaulich zu machen. Seine Angehörigen bewahren jetzt noch von ihm ein Bild des Leonidas, der die Schaar seiner Spartaner, denen alle Hoffnung auf Sieg geschwunden war, zum Todeskampfe fürs Vaterland ermuthigt.

Fast 20 Jahre alt, bezog Schellbach die Universität Halle, um Mathematik, Physik und Philosophie zu studiren. Was er von dieser Zeit an erstrebt und wie er gerungen, das schildert er selbst in kurzen, gedrungenen Sätzen in einer kleinen Schrift, die er bei seinem Jubelfeste seinen Freunden überreichte. Sie trägt den charakteristischen Titel: ,,Sechzig Jahre aus Müh' und Arbeit".

Ein unbestimmter Wissensdrang beseelte den jungen Studenten. Eine innere Stimme sagte ihm: ,,Lerne etwas, was des Wissens werth ist: suche Wahrheit." Sein Verwandter und Wohlthäter hatte ihm den Rath gegeben, Mathematik und Physik zu studiren. Zu Halle lehrte damals Johann Friedrich Pfaff, einer der scharfsinnigsten Mathematiker. Seine Vorlesungen waren für Schellbach wenig fördernd. Sie reichten nicht über die Elemente der ebenen Trigonometrie hinaus, wie sie in der Secunda des heutigen Gymnasiums gelehrt werden. Auch schlossen sie leider bald mit dem Ausbruche einer lange befürchteten Geisteskrankheit. In höherem

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Grade fesselten den jungen Studenten die geist- und phantasiereichen Vorträge Schweigger's, des Erfinders des Multiplicators, der neben der Professur für Physik auch diejenige der Chemie inne hatte. Seine hinreissende Begeisterung und Verehrung für die Weisheit der Urvölker des Orients liess in dem jungen, phantastischen Studenten den Plan einer Reise nach dem Orient auf keimen, um an der Quelle die Weisheit der Brahmanen zu studiren. Glücklicher Weise scheiterte dieser Plan; die schneidende Kritik Meckels, des grossen Anatomen, ernüchterte den jungen Phantasten. Hörten auf diese Weise die weiteren Impulse für die mathematischen und physikalischen Studien Schellbach's gänzlich auf, so befleissigte er sich desto ungestörter der Philosophie. Sie sollte ihm helfen, die Räthsel der Welt zu lösen. Damals blühte zu Halle die Hegel'sche Philosophie unter Hinrichs. Bei dem ersten Besuche, den Schellbach diesem Philosophen machte, war der junge Student erstaunt, kein einziges Buch an den Wänden des Studirzimmers zu finden; auf dem Tische lagen nur Hegels Logik und Hinrichs Religionsphilosophie. Dem jungen Manne imponirte die gewaltige Wissenschaft, die sich ohne litterarische Beihilfe aus dem reinen Geiste hatte herausarbeiten lassen. „Ich selbst hatte auch sehr wenig Bücher", erzählt Schellbach,,,durfte also hoffen, durch meine Armuth nicht in meinen Studien gehemmt zu werden." Die grösste Bewunderung erweckte ihm das gewaltige Werk Hegels, die Phänomenologie des Geistes, besonders durch den fast mathematischen Weg, der hier zum Ziele führte. Das beschwerliche Studium dieser alle Wirklichkeit negirenden Philosophie schloss aber die Gefahr in sich, dass es alle speciellen grosse Studien verachten lehrte. Es waren Kämpfe jeder Art, die Schellbach in Halle zu bestehen hatte. Unter schwerem geistigen Ringen, bei dem allein die Dichter und Philosophen seine Blicke nach oben gerichtet hatten, waren fünf Jahre des Suchens dahingegangen, ohne dass ein bestimmtes Lebensziel von ihm ins Auge gefasst worden war.

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Im Jahre 1829 riefen ihn Freunde nach Berlin. Er nahm eine Stelle als Lehrer der Naturwissenschaften an einer höheren Mädchenschule an. Jetzt wurde Schellbach der Mathematik wieder gewonnen; sie rettete ihn mit ihrer unerbittlichen Denkzucht aus dem Labyrinth unklarer Phantasien. Fünf Jahre lang nahm er kein anderes als ein mathematisches Buch in die Hand.

Die Frucht dieser harten Arbeit war die Bekanntschaft mit zweien der bedeutendsten Berliner Gelehrten, mit dem Mathematiker Lejeune-Dirichlet und dem. Chemiker Mitscherlich. Ihr hervorragendes Lehrtalent

und der Umgang mit ihnen wurden für das ganze zukünftige Leben Schellbach's von der höchsten Bedeutung.

Im Jahre 1834 promovirte Schellbach zu Jena und ward dann durch Professor Dirichlet dem Director Ribbeck so warm empfohlen, dass ihn dieser ohne Examen zum Nachfolger Doves als Lehrer der Mathematik und Physik an das Friedrich - Werder'sche Gymnasium berief. Der Physiker Dove übte eine mächtige Anziehungskraft auf Schellbach aus. Bald sollte eine innige Freundschaft beide Männer verbinden. (Fortsetzung folgt.)

Biographische Mittheilungen.

Am 26. März 1892 starb in Cambridge, Mass., John Amory Jeffries, geboren am 2. September 1859 in Milton, Mass., bekannt durch mehrere tüchtige Arbeiten auf dem Gebiete der vergleichenden Anatomie.

Am 27. October 1892 starb in Aarau der Botaniker Henry Feer.

Am 29. October 1892 starb in Brüssel Charles de Cuyper, Gründer der Revue universelle des mines, de la métallurgie, des travaux publics, des sciences et des arts appliqués à l'industrie. Er war geboren in Brüssel am 2. Januar 1811. Im dortigen Athenaeum ausgebildet, beendete er seine Studien an der Universität Bologna. Nach und nach wurde er Mitglied des Geniestabes, Professor an der Central - Handelsschule zu Brüssel, an der Universität Gant, später Lüttich, bis er am 11. Januar 1881 in den Ruhestand trat. Die Revue universelle des mines hatte er 1857 gegründet und bis zu seinem Tode redigirt. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten werden am meisten genannt: Cours d'hydraulique" (1839), „Cours d'astronomie“ (1840), Cours d'algèbre supérieur" (1860), „Mémoire sur la polygonométrie analytique“, „Note sur le régime des fleuves et des rivières et sur les moyens employés pour prévenir les inondations" (1852), „L'Enseignement professionnel en Russie" (1874), „L'Enseignement technique en Italie" (1878), Les Universités royales d'Italie" (1879). Cuyper war Mitglied mehrerer wissenschaftlichen Gesellschaften Belgiens und des Auslandes.

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Am 14. November 1892 starb zu Rhoden bei Arolsen Dr. Adolf Speyer, bekannt als tüchtiger Lepidopterolog, 80 Jahre alt.

Am 15. November 1892 starb Eugène Schaedlin, der älteste der französischen Pharmaceuten, im Alter von 90 Jahren. Seine Erfindungen für die Fabrikation verschiedener Extracte sind durch den Codex adoptirt worden.

Am 15. November 1892 starb in Hassocks der Bryolog C. P. Smith.

Am 16. November 1892 starb zu Antwerpen Dr. Albert Alexander Beyer, Chemiker der Anglo-Continentalen Guanowerke, früher Chemiker der Versuchsstationen zu Tharandt und Regenwalde, im 56. Lebensjahre.

Am 16. November 1892 starb in Adelaide Alfred Thomas Woods, Regierungsoberfeldmesser der Colonie Südaustralien, 51 Jahre alt. Im Jahre 1869 vermass er den Plan für eine an der Nordküste (Port Darwin) neu zu gründende Colonie, und in den Jahren 1870 bis 1872 wurde unter seiner Oberleitung der Ueberlandtelegraph von Port Augusta durch das damals noch ganz unbekannte Central-Australien nach Port Darwin, in einer Länge von 2347 km, eingerichtet. Es ward dabei in 17° 45′ südl. Br. und 133° 24' östl. L. v. Gr. ein See entdeckt und nach ihm Lake Woods benannt.

Am 25. November 1892 starb in Karlstadt in Unterfranken Oekonomierath Bernhard Müllerklein, als Obstbaumzüchter in weiten Kreisen des In- und Auslandes bekannt.

Ende November 1892 starb auf Schloss Mahlsberg in Baden der Lepidopterolog Hans Freiherr von Türckheim, 78 Jahre alt. Er war mehrere Jahre lang Vorsitzender des Berliner Entomologischen Vereins.

Am 1. December 1892 starb zu Graz der Mathematiker F. v. Močnik, 78 Jahre alt.

Am 2. December 1892 starb in London Henry Tibbald Stainton, der ausgezeichnete Lepidopterolog, einer der Gründer und langjährige Herausgeber des Entomological Magazine.

Am 5. December 1892 starb in New York Dr. James Roseburgh Leaming, welcher sich besonders mit dem Studium der Vergiftungskrankheiten beschäftigte, im 72. Lebensjahre.

Am 8. December 1892 starb in New Haven der Geolog und Palaeontolog Professor Dr. John Strong Newberry vom Columbia College. Als Geolog, Mineralog und Palaeontolog hat er gleich Vorzügliches geleistet; in den letzten Jahren beschäftigte er sich vorzugsweise mit der Erforschung fossiler Flora und Fauna und veröffentlichte werthvolle Monographieen darüber. Er war langjähriger Präsident des Torrey

Botanical Club in New York.

Am 12. December 1892 starb in Moskau der Consultant der Anstalten der Kaiserin Maria, wirkl. Staatsrath Dr. Adolf Caspari, an Herzparalyse, im 57. Lebensjahre. Er hatte in Moskau studirt und im Jahre 1862 den Arztgrad erlangt. Im Jahre 1869 wurde er zum Consultanten der Anstalten der Kaiserin Maria ernannt, und seit dem Beginne der 80er Jahre

war er auch als Prosector am Golyzin-Hospital und als Docent für Anatomie bei der Feldscherschule dieses Hospitals angestellt.

Am 12. December 1892 starb in Moskau der Prosector des dortigen Findelhauses und des städtischen Jansa-Hospitals, sowie Secretär der Gesellschaft russischer Aerzte, Staatsrath Dr. Bernhard Rosenberg im 57. Lebensjahre. Der Verstorbene hatte in Kiew studirt; er promovirte 1872 in Moskau zum Dr. med. Schon als Student übersetzte er mit drei anderen das Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie von F. Niemeyer in's Russische. Seit 1873 war er ein thätiger Mitarbeiter der Moskauer medicinischen Zeitung, deren Redacteur er auch einige Zeit war; ausserdem veröffentlichte er mehrere Aufsätze in den „Arbeiten der Moskauschen Gesellschaft russischer Aerzte" und einigen auswärtigen Journalen. Im Jahre 1871 war er bei der Bekämpfung der Choleraepidemie im Gouvernement Woronesh beschäftigt und 1876 in dem Sanitäts-Detachement, welches von der Moskauer Gesellschaft russischer Aerzte nach Serbien geschickt wurde.

Am 13. December 1892 starb in Marseille der geschätzte Botaniker Honoré Roux.

Am 17. December 1892 starb in Riga der Gehülfe des livländischen Gouvernements - Medicinalinspectors, Staatsrath Dr. Carl Lange, im 55. Lebensjahre. Er war in Arensburg (Insel Oesel) geboren, hatte von 1857-1863 in Dorpat Medicin studirt, wurde dann als Kronstipendiat zum Stadtarzt in Onega, seit 1866 in Sluzk (Gouv. Minsk) ernannt. Im Jahre 1873 siedelte er nach Riga über, wo er seit 1876 sein letztes Amt bekleidete. Seit 1879 war er auch Director des livländischen Gefängniss-Comités.

Am 18. December 1892 starb der Professor an der Ecole supérieure de pharmacie von Montpellier, Léon Soubeiran, im Alter von 65 Jahren.

Am 26. December 1892 starb in Peterhof der älteste der noch lebenden Schüler der Dorpater Universität und wohl auch älteste Arzt Russlands, Stabsarzt wirkl. Staatsrath Dr. Alexander Avenarius, im fast vollendeten 94. Lebensjahre.

Ende December 1892 starb in St. Petersburg General A. W. Gadolin, Mineralog, Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften, 65 Jahre alt.

Ende December 1892 starb in Berlin der Geheime Sanitätsrath Dr. Lion Hollstein im Alter von 81 Jahren, von welchen er 60 in Berlin verlebt hat. Geboren im Jahre 1811 zu Lissa, kam er 1832 nach Berlin, wo er bis zum Herbst 1836 Medicin studirte. Für eine Untersuchung über die Geschichte der Lehre von den entzündungshemmenden Mitteln und von der

Bekämpfung der Entzündung im Allgemeinen erhielt er im letzten Studienjahre einen Preis von der Berliner Universität. Mit dem ersten Theile dieser Arbeit promovirte er im Herbst 1836 in Berlin. Nachdem er 1837 die Staatsprüfung bestanden, widmete er sich. der ärztlichen Praxis. Anfang der sechziger Jahre erhielt er den Charakter als Sanitätsrath, zehn Jahre später denjenigen als Geheimer Sanitätsrath. Sein Hauptwerk ist ein Handbuch der Anatomie", welches 1840 begonnen, 1845 vollendet wurde und fünf Auflagen erlebte. Neu daran war für Deutschland die Vereinigung von Text und Abbildungen. Das Handbuch ist auch mehrfach in fremde Sprachen übersetzt worden.

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Gegen Ende 1892 verunglückte beim Experimentiren mit Arsenwasserstoffgas der Professor der Chemie und Mineralogie an der Universität Santiago (Chile) Dr. Hans Oscar Schulze. Er hatte in Freiburg und Leipzig studirt; seine zahlreichen Schriften über Chemie und Mineralogie sind in den wissenschaftlichen Zeitschriften Deutschlands veröffentlicht.

Am 1. Januar 1893 starb in Greifswald der Professor der Medicin Dr. Karl Ferdinand Eichstedt. Der Verstorbene war das älteste Mitglied der medicinischen Facultät der pommerschen Hochschule; er gehörte ganz und gar der Stadt Greifswald an. Dort geboren und erzogen, hat er auch vorwiegend dort seine fachwissenschaftliche Ausbildung erhalten und später im Bannkreise der Stadt einen dauernden Wirkungskreis gefunden. Im Jahre 1816 als Sohn des Universitätssyndicus J. P. F. Eichstedt geboren, besuchte er das Greifswalder Gymnasium und bezog nach Ablegung der Reifeprüfung 1835 die Universität Berlin; 1837 kehrte er nach Greifswald zurück, wo er bis 1839 seine klinische Ausbildung erhielt. Während des letzten Theils seiner Universitätsjahre war Eichstedt Hülfsarzt an der Berndtschen Klinik.

1839 promovirte er mit einer Abhandlung über Bluterbrechen in Greifswald zum Doctor; 1841 legte er die ärztliche Staatsprüfung ab, um bald darauf die ärztliche Praxis zu beginnen. Eine Professur erhielt er 1852. Zu Anfang las er über Geburtshülfe und Kinderkrankheiten; zuletzt über Hautkrankheiten und Verwandtes. Von seinen mannigfaltigen Publikationen sind hervorzuheben Ueber den Durchfall der Kinder" (1852), „Zeugung und Geburtsmechanismus" (1859), Ueber Krätzmilben" (1846), Ueber Pityriasis versicolor" (1849).

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Am 1. Januar 1893 starb in Cambridge bei Boston, Massachusetts, der Professor Eben Norton Horsford. Ursprünglich Civilingenieur, lebte er 1844--47 in Deutschland, studirte bei Liebig Chemie

und wurde nach seiner Rückkehr nach Amerika Professor der Chemie an der Harvard-Universität in Cambridge; 1887 wurde er Director einer chemischen Fabrik. Gegen Ende seines Lebens beschäftigte er sich hauptsächlich mit dem ersten Entdecker Amerikas Leif Erikson, zu dessen Ehren er bereits 1859 einen 50 Fuss hohen Thurm an der Küste von Massachusetts hatte errichten lassen.

Am 1. Januar 1893 starb zu London der Geolog und Paläontolog Simpson, 92 Jahre alt.

Am 2. Januar 1893 starb in Petersburg das Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Geheimrath Nikolai Iwanowitsch Kokscharow, M. A. N. (vergl. p. 3), ein Gelehrter, der mit Recht für einen der ersten russischen Mineralogen mit europäischem Ruf gehalten wurde. Ueber ein halbes Jahrhundert hatte er in der erwählten Richtung gearbeitet und unermüdlich goniometrische Messungen, krystallographische Bestimmungen und Beobachtungen angestellt. Ausser theoretischen Arbeiten hat er sich um die Entdeckung einer ganzen Reihe neuer Metalle verdient gemacht und genaue Beschreibungen zahlreicher neuer Formen mineralischer Krystalle gegeben. Er veröffentlichte eine Menge von Abhandlungen in ausländischen Organen und in den Memoiren der Akademie. Sein Hauptwerk war die 1853 erschienene „Mineralogie Russlands" in mehreren Bänden mit einem reichen Atlas und gegen 2000 perspectivischen und horizontalen Original-Projectionen von Krystallen. Bald nach dem Erscheinen der ersten Bände dieses Werkes wurde der Verfasser von den Akademieen in München, Göttingen und Turin, dem Wiener geologischen Institut und vielen anderen gelehrten Gesellschaften zum Ehrenmitgliede erwählt. Er war im Jahre 1818 geboren und wurde im Institut der Bergingenieure erzogen. Viele Jahre hat er am Bergcorps über Mineralogie gelesen und war in den 60er und 70er Jahren auch Director des Instituts. Ferner betheiligte sich der Verstorbene an den Arbeiten des Bergconseils und gelehrten Comités des Montanressorts als Mitglied und war Präsident der kaiserlichen mineralogischen Gesellschaft.

Am 2. Januar 1893 starb in Blasewitz bei Dresden der Zoolog Dr. Benjamin Vetter, Professor am Dresdener Polytechnikum, nach kurzer Krankheit. Der Dahingeschiedene war ein ebenso durch seinen Freimuth wie durch sein umfassendes Wissen ausgezeichneter Naturforscher, der sich nicht bloss durch seine Lehrthätigkeit an der technischen Hochschule, sondern auch durch sein Wirken in öffentlichen Vorträgen und als Schriftsteller verdient und in weiten Kreisen bekannt gemacht hat. Geboren am 25. Juni

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